Moonfall (Filmkritik)

Eine mysteriöse Energie sorgt dafür, dass der Mond aus der Umlaufbahn geworfen wird. Das führt dazu, dass er auf einen Kollisionskurs mit der Erde geschickt wird, was dazu führen würde, dass alles bekannte Leben ein Ende haben würde. Jocinda (Halle Berry) ist Deputy Director bei der NASA und sie ist die einzige Person, die eine Alternative zu den Mächtigen dieser Welt sucht, die den Mond mit Atomraketen beschießen wollen.

Gemeinsam mit Astronaut Brian (Patrick Wilson) und dem Verschwörungstheoretiker KC (John Bradley) – der dieses Szenario bereits vor allen anderen Menschen vorausgesehen hatte – macht sie sich auf, um die Kraft hinter der Störung der Umlaufbahn des Mondes zu identifizieren und zu neutralisieren. Dabei läuft den Dreien gleich auf mehreren Ebenen die Zeit davon…

Der gute alte Roland Emmerich. Mein Lieblingsfilm von ihm ist noch immer Stargate (und wird es wohl auch immer bleiben) und der ist bereits aus dem Jahr 1994. Aber gut, so geht es mir persönlich. Für Blockbuster, bei denen man durch die Zerstörung auf der Leinwand für ein paar Stunden die Probleme im echten Leben vergessen konnte, wurde er vor allem in den Jahren danach bekannt (Independence Day). Fehlendes Niveau haben ihm Kritiker vielleicht immer schon vorgeworfen, aber selten fehlenden Unterhaltungswert.

Nun haben wir es jedoch mit dem von ihm mitgeschriebenen „Moonfall“ zu tun und der hat bei Kosten von circa 146 Millionen Dollar, nicht einmal die Hälfte davon wieder eingespielt. Das alleine ist ja an sich noch kein Kriterium, einen Film zu mögen oder nicht, doch leider kann ich die geringe Begeisterung hier verstehen. Vor allem auch, weil ich finde Emmerich hat sich hier mindestens teilweise selbst sabotiert.

Er hat sich laut Interview bewusst davon wegentwickelt, bei der Vernichtung von großen Teilen der Erde, in das Geschehen hinein zu zoomen. Das bedeutet keiner will Menschenmengen beim Sterben zu sehen, deshalb zeige ich die Szene in der Totale aus der Ferne und schon ist das Problem gelöst. Was dadurch passiert, ist dass man als Zuschauer die Wucht der Ereignisse nicht spürt. Man sieht was passiert und je nach Qualität des jeweiligen Effekts sieht es auch ansprechend aus, doch man spürt nichts dabei.

Teilweise hat das dann den Charakter eines Computerspiels und stellenweise wurde ich an X-Men Apocalypse erinnert, wo Magneto riesige Flächen der Erde kaputt gemacht hat, doch weil man dort kaum Menschen sah, konnte er am Ende dann doch wieder ein Held sein. Reduziert auf eine Aussage soll das alles heißen, dass das Geschehen kalt lässt. Zweitens passt die Balance nicht wirklich, denn einerseits ist das auf der Erde spielende Abenteuer der zwei Familien extrem klassisch gestaltet und langweilt auch, man will einfach wieder das Team im Weltraum sehen.

Andererseits wird es dann spätestens im Mond so (Zitat aus dem Kreise Emmerichs) „Bat Shit Crazy“, dass man sowieso nur mehr Spaß haben kann, wenn man jeglichen Realismus-Anspruch völlig ziehen lässt. Das ist immer so bei diesem Regisseur meint ihr? Schon klar, aber durch die Handlung auf der Erde wird das Geschehen oben nicht geerdet, sondern wirkt noch lächerlicher. Gänzlich over the top hätte schon funktioniert, doch auch hier bremst sich der Macher selber aus.

Wen ich immer gerne sehe und wer auch immer voll bei der Sache ist, ist Patrick Wilson (The Conjuring Franchise, Bone Tomahawk, Stretch). Ja, sein abgehalfterter Pilot kostet ihm nicht sonderlich viel Schauspielkraft, doch er liefert die mit Abstand unterhaltsamste Performance hier ab. John Bradley (Der Spion und sein Bruder) schwankt zwischen witzig nerdig und etwas nervig hin und her und Halle Berry (John Wick 3) strengt sich richtig an nicht so rechtschaffen zu wirken, dass es unsympathisch wird.

Es wird also so viel zerstört wie nie, es ist emotional aber egal. Es werden einige „wichtige“ Figuren bedroht (auch Kinder), man hat aber keine Bindung zu ihnen. Effekte sind teils sehr schön, wirken zeitweise wiederum auch künstlich. Die Hintergrundstory mit dem Mond ist verrückt, doch statt dies als Konzept durchzuziehen, wirkt es wie ein Fremdkörper. Wie ihr seht, es gibt hier immer ein aber und zusätzlich fallen unlogische Momente viel mehr auf, als sie es sonst tun bei Emmerich.

Insgesamt daher ein weit weniger unterhaltsamer Film, als man es von den Grundvoraussetzungen erwarten hätte können. Teil zwei und drei hätte Emmerich bei Erfolg auf einmal gedreht und die Story wäre dann noch abgedrehter geworden, doch das werden wir nun wohl kaum erleben. Gut so, falls er auf die gleiche Art weiter gemacht hätte, schade, falls er „all in“ gegangen wäre. Was bleibt ist ein Emmerich, der sicherlich zu seinen schwächeren Filmen zählt.

„Moonfall“ bekommt von mir 5/10 die Mondsucht endlich besiegende Empfehlungspunkte.


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