Eternals (Filmkritik)

Seit Tausenden Jahren sind sie auf unserer Erde. Sie haben unsere Evolution beschleunigt. Sie waren an unserer Seite … und sie haben zugesehen, wie wir gekämpft, geliebt, gehasst und uns versöhnt haben. Aber sie haben nie interveniert. Denn ihr Meister hat es ihnen verboten: Die Eternals.

Einzige Ausnahme: Wenn so genannte „Deviants“ angreifen, dann müssen die Eternals die Welt gegen sie verteidigen. Alles andere ist nicht ihre Angelegenheit. Seit Tausenden Jahren ist bereits Ruhe und Deviants hat man schon ewig nicht mehr gesehen.

Bis heute.

Allerdings haben sich die Eternals, welche nach wie vor auf der Erde verweilen, mittlerweile in alle Winde zerstreut und bevor die neue Bedrohung bekämpft werden kann, müssen erst alte Wunden geheilt und neue Bündnisse geschlossen werden …

Was wäre, wenn man einen „Avengers“-Film gemacht hätte, ohne davor die einzelnen Charaktere vorzustellen? Wäre dann sowas in der Art wie „Justice League“ rausgekommen (ich meine nicht den Snyder-Cut)? Wohl nicht, denn dazu ist DC immer noch zu DC und Marvel immer noch zu Marvel. Allerdings kann man wohl sagen, wenn „Aquaman“ der marveligste DC-Film ist, dann ist „Eternals“ der DCigste Marvel-Film. Und zwar gleich auf mehreren Ebenen.

Da ist mal die schiere Menge an Hauptfiguren, derer Zahl ist zehn. Und da sind die Sidekicks, Bösewichte und so weiter noch nicht einmal mitgezählt. Das Ensemble ist also wirklich, wirklich groß. Dabei schafft es Regisseurin Chloe Zhao trotzdem wunderbar jeder Figur ihren Raum und ihre eigenen Wesenszüge und Motivationen zu geben, ohne jedoch zu vergessen, dass eine Geschichte auch zentrale Protagonisten braucht. Dieser gibt es meiner Ansicht nach drei.

Da haben wir Geschichte von Sersei (Gemma Chan), welche durch ihre lange Zeit schon sehr menschlich geworden ist und sich auch in einen Menschen verliebt hat. Dann Thena (Angelina Jolie), die Kriegerin, die sich als einzige an alle ihre alten Leben erinnert und aufgrund dessen fast wahnsinnig ist/wird. Und dann noch Ikaris (Richard Madden), der stärkste unter den Eternals, der immer noch pflichtbewusst Jagd auf die Deviants macht. Alle anderen Charaktere sind Dreh- und Angelpunkte um diese drei Figuren herum.

Dennoch sind auch die anderen Eternals trotz ihrer vielleicht nicht allzu großen Screentime gut getroffen, für den einen oder anderen Lacher gut und vor allem sind sie eines: Nachvollziehbar. Ich fand die Verwicklungen zwischen den Charakteren wirklich gut und glaubwürdig und auch ihre Reaktionen aufeinander haben mir super gefallen. Auch am Ende, nach dem Finale – Vergebung sag ich nur. Vergebung. Fand ich großartig. Oder auch der Grund, weshalb die „Guten“ auch dieses Mal gewinnen (das ist bitte kein Spoiler, hallo, wir haben hier einen Marvel-Film). Kurz, kompakt und einfach … passend. Wirklich passend.

Um die Kurve zu bekommen und nicht nur in Andeutungen herumzutexten, noch ein paar Anmerkungen: Die Optik ist traumhaft, die Welten bzw. Zeiten die gezeigt werden, sehen super aus. Die Effekte sind 1A. Das ArtDesign ist wirklich toll geworden und – was mich am meisten wundert und fast begeistert: Die Story ist wirklich gut geworden und findet eine absolut starke Balance zwischen innerem Konflikt und dem (erneut: Marvel-Film) Ende der Welt. Hier hängt tatsächlich alles zu 100% zusammen.

Man braucht keinen Marvel-Film davor gesehen haben, um die Handlung von „Eternals“ zu verstehen, auch wenn es ein paar Andeutungen gibt, aber der Plot an sich ist losgelöst vom Rest. Man kann dem Film sicher viel vorwerfen und wer ein wenig durch das Internet guckt, der oder die wird rasch feststellen, dass die Vorwürfe, welche „Eternals“ bekommt, ziemlich die gleichen sind, welche damals „Batman v Superman“ oder andere DC-Filme bekommen haben.

Es ist aber dennoch durch und durch ein Marvel-Film. Optik, Humor, CGI-Finale, alles da. Und trotzdem ist „Eternals“ … anders. Fühlt sich anders an. Stellt andere, ernstere Fragen, traut sich auch, die Handlung zwei Mail während des Films auf den Kopf zu stellen und Momente einzubauen, die ich so nicht kommen gesehen habe.

Ja, man kann dem Film vorwerfen, dass zu viel mit Rückblenden gearbeitet wird, aber auch das hat mir gefallen, weil es einfach den Rythmus des Films irgendwie getragen hat. Und nochmals: Ich verstehe alle, die sagen, dass sie den Film nicht mögen. Das liegt vermutlich an der Erwartungshaltung. So einen Film erwartet man von Marvel einfach nicht. Und ich kann es Regisseurin Chloe Zhan nur danken, dass sie ihn gemacht hat. Das hier ist der erste Marvel-Film, bei dem ich nicht das Gefühl hatte, dass alles lustig, huppi-duppi-tralala ist, sondern dass während dem Film Dinge passieren, die am Ende bedeuten, dass nicht alles ist wie am Anfang. Hier passieren tatsächlich Dinge mit Charakteren und zwischen den Figuren, die alles(!) zwischen ihnen ändern. Das muss man sich bei einem Marvel-Film mal trauen: Charakterentwicklung!

Netter Nebensatz: „You shall not fight!“ – „You did pretty much fighting on the beach!“ – „No – Son, don’t listen. I did very firmly TALK to the bad guys and they just had to listen to me!“

Wer die Szene nicht gesehen hat, der oder die verpasst was. Ich kann nur wiederholen: Dafür, dass es so viele Charaktere sind mag man irgendwie fast alle und gegen Ende wünscht man sich tatsächlich, dass doch ein Großteil davon überleben werden (was nicht alle schaffen, auch quasi neu für einen Marvel-Film). Fand ich gut. Hat mich abgeholt. Und sah klasse aus.

Außerdem: Wenn ein Film schon mal mit „Time“ von Pink Flyod als ersten Song anfängt, dann kann man diesen Bonus ja schon fast gar nicht mehr verspielen.

Auch wenn die beiden „Post-Credits-Szenen“ in meinen Augen mehr kaputt gemacht haben als sie Neugier weckten. Da war er dann wieder, der in diesem Fall deplatzierte Marvel-Humor.

Alles in allem für mich einer der besten Marvel-Filme von allen. Auch wenn mir klar ist, dass dies vermutlich viele anders sehen werden. Und nur damit es gesagt ist: Ich fand keinen(!) der Trailer gut. Finde ich immer noch nicht. Aber der Film, nun, ihr merkt es. Ich fand den toll.

„Eternals“ bekommt von mir 8,5 von 10 möglichen, der bis dato DCigste Marvel-Film seiende, Punkte.


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