Eigentlich ist Officer John Marshall (Jim Cummings) seid Jahren trockener Alkoholiker, doch nun hat er wieder angefangen zu trinken. Warum? Da wäre zunächst mal die Erziehung seiner Teenager-Tochter und der dazu gehörige Hass seiner Ex-Frau. Dann wäre da sein kranker Vater – Sheriff Hadley (Robert Forster) – mit dem schwachen Herzen und zu guter letzt erschüttert eine Mordserie sein eigentlich ruhiges Städtchen in den idyllischen Bergen.
Dabei werden junge Damen auf brutale Art und Weise ermordet und verstümmelt und Körperteile werden entfernt. Bald häufen sich die Gerüchte in der Gegend und immer mehr Menschen in der Stadt glauben, dass es sich hierbei nicht um die Angriffe eines Mannes handelt, sondern um die Taten eines Werwolfes…
Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller Jim Cummings hat diese Dreifach-Funktion schon mehrere Male angenommen, zuletzt wurde er dafür im Jahr 2018 mit seinem Film „Thunder Road“ gefeiert. Laut Kritikern konnte er mit seinem neuesten Film diesen Erfolg nicht wiederholen bzw. erweitern, was für mich hier jedoch völlig egal ist, da ich den Vorgänger nicht gesehen habe und deshalb auch keine Vergleiche machen werde.
In diesem Werwolf-Horror, steckt dann neben einer gehörigen Portion Drama und auch Komödie, noch so einiges mehr drinnen. Der Hang zur Sucht bei Überforderung (in diesem Fall Alkoholismus), die Unfähigkeit Verantwortung abgeben zu können (Pension? Nicht mit mir!), der Umgang mit einem noch immer veralteten Frauenbild, ein schwerer Fall von übertriebenem Beschützer-Instinkt, das aneinander Vorbeireden von Eltern und ihren Kindern und noch einiges mehr.
Von der Dynamik her ist es dann ein Rätselraten der Marke „wer ist hier nun der Täter“ mit einem leichten Touch des Übernatürlichen, da man erst am Ende des Filmes erfährt, ob es sich bei dem Mörder um einen „normalen“ Menschen handelt, oder doch um ein dunkleres Wesen (obwohl, wer ist zu dunklerem fähig als ein Mensch…ach vergesst das lieber gleich wieder). Das Monster ist dabei nicht nur der Täter, sondern auch John selbst wird durch den Alkohol immer mehr zu so einem Wesen, für sein soziales Umfeld.
Nur mehr auf sich fokussiert, kann er sich weder um seine Tochter richtig kümmern, noch seinen Job effektiv ausüben und dem Täter auf die Schliche kommen. Von seiner Reise geht die wahre Spannung der Geschichte aus, ob sein Leben im totalen Chaos endet, oder er sich doch noch rechtzeitig abfangen kann bzw. helfen lässt. Wie die humorvollen Passagen eingebunden sind und man diese empfindet, ist deshalb auch so gut gelungen, weil man ständig auch im Hinterkopf hat, dass diese Momente sehr leicht völlig unpassend hätten sein können.
Was dann natürlich nie passiert, ist ein für einen effektiven Horrorfilm essentieller, klassischer Spannungsaufbau. Es geht eben um die omnipräsente Person des John und seine Beziehungen und nicht darum, unangenehme Szenen mit dem Mörder bei seinen Angriffen zu zeigen (obwohl auch das immer wieder kurz gezeigt wird). Ihn Anzusehen und einen geradlinigen Horrorfilm zu erwarten, wird somit unweigerlich zu enttäuschten Erwartungen führen.
Eines kann man Jim Cummings (sein nächstes Projekt als Ein-Mann-Armee ist mit „The Beta Test“ bereits geplant) sicherlich nicht unterstellen, er ist nicht eitel. Wie er hier abstürzt, das ist neurotisch und chaotisch und beim Betrachten irgendwie traurig und lustig zugleich (ok, man schämt sich auch sofort ein bißchen, wenn man mal lachen musste). Das als Zentrum eines Werwolf-Filmes zu wählen, kann man durchaus als neu bezeichnen, man kann sich aber natürlich auch in die Irre geleitet fühlen.
Riki Lindhom (Knives Out) als Officer Robson ist sicherlich die am Überlegtesten agierende Person hier und man ärgert sich, dass sie weder von ihren Kollegen noch von den anderen Bewohnern der Stadt die Wertschätzung bekommt, die sie verdient hätte. Für den im Oktober 2019 verstorbenen Robert Forster (Survivor) ist dies eine seiner letzten Rollen gewesen und sein Sheriff unterhält am Besten, wenn er in Streitgespräche mit seinem Sohn John verwickelt ist.
Was soll ich noch sagen, ich empfinde die hier gezeigten Emotionen als echt und authentisch und keiner der hier agierenden Filmpersonen ist eine Figur, die extra überspitzt wurde, um in diesem Film Wirkung zeigen zu können. Ja, das ist schon klar ein Drama mit komödiantischen und auch Horror-Einlagen, doch der Mix ist Cummings durchaus gelungen. Klare Highlights kann ich dabei keine nennen, doch Dinge die wirklich gestört oder mich geärgert haben, ebenso wenig. Klein, skurril und gemein, die Mischung ist schon in Ordnung so.
„The Wolf of Snow Hollow“ bekommt von mir 6/10 am Ende mehr als ein Monster besiegen müssende Empfehlungspunkte.