Escape Room (Filmkritik)

Nach einem traumatischen Erlebnis ist Studentin Zoey (Taylor Russell) ein sehr ängstlicher, in sich gekehrter Mensch. Doch ihr Geist ist wach und immer in Bewegung und sie liebt ihr Studium. Als sie von ihrem Professor eine Rätsel-Box geschenkt bekommt, schafft sie es diese zu öffnen und springt über ihren Schatten, denn sie nimmt die Einladung darin an.

Gemeinsam mit fünf weiteren jungen Leuten – unter ihnen der Verlierer Ben (Logan Miller), Soldatin Amanda (Deborah Ann Woll) und Truck-Fahrer Mike (Tyler Labine) – nimmt sie Teil an einem neuartigen Escape Room – Spiel, wobei der Gewinner 10 Tausend Dollar gewinnen kann. Schon bald werden die Teilnehmer aber feststellen, dass ein nicht rechtzeitiges Lösen der Rätsel, zu einem frühzeitigen Tod führt…

Tja, diese Formel geht eigentlich nur bei Horror-Filmen auf. Ein um 9 Millionen Dollar produzierter Film, der circa 155 Millionen wieder eingespielt hat. Die Fortsetzung für das Jahr 2020, ist somit eine fixe Sache. Dabei ist der von Adam Robitel (Insidious: The Last Key) inszenierte Film altbekannt was die Formel betrifft, jedoch begeistert das innovative Setdesign, das Fehlen von Humor bzw. das „Sich selbst ernst nehmen“ ist sehr angenehm und die Darsteller sind besser, als viele dem Genre je zugestehen würden.

Dabei wird die Geschichte im Hintergrund, nur am Rande gestreift. Reiche Leute mit zu viel Geld und großer Langeweile, kommen immer wieder mal auf abartige Ideen, die das Zuschauen bzw. aktive Mitmachen beim Töten anderer Leute involviert (siehe Hostel oder Harte Ziele). Außer einem Schatten und einer verzerrten Stimme erfährt man hier nichts über den Drahtzieher, was man entweder unheimlich finden kann oder typisch Hollywood, weil man so ganz leicht weitere Teile drehen kann.

Das aber nur nebenbei, immerhin geht es ja um die Beteiligten im Spiel. Die sind bunt zusammen gewürfelt, sehr unterschiedlich und müssen sich dennoch – um Überleben zu können – zusammen raufen. Da sind klar ein paar Klischees dabei und trotz des wenigen Wissens über die Leute, füllen die Schauspieler sie gekonnt mit Leben. Das Final Girl hat man freilich gleich erkannt, auch den Geheimtip und wer als erster sterben wird. Das fühlt sich hier übrigens spannender an als sonst, weil jeder potentielle Tod anders ist.

Damit meine ich jetzt nicht die Fallen, sondern wie es sich anfühlt/anfühlen wird, wenn einer der sechs das Spiel verliert. Ein Spieler, da erwartet man es jederzeit, es muss von der Handlung her so sein. Bei einem Anderen hofft man, dass er endlich weg ist. Der Verlust eines weiteren wäre wie ein Kloß im Hals und der andere völlig unnötig. Dann noch die Ungläubigkeit – das kann es jetzt nicht gewesen sein – und natürlich das Offensichtliche, was dann doch wieder anders ist. Ich hoffe man versteht noch was ich meine, wollte nicht direkt spoilern, daher die indirekte Ausdrucksweise.

Was die Räume betrifft: die bestechen durch ihr unterschiedliches Design, bei dem sich jeder Raum wie eine neue Welt anfühlt. Faszinierend und gefährlich. Einmal lauert das Feuer, oder die Kälte, der Sturz in den Tod oder Ertrinken ist möglich, Drogen-Tod, Giftgas oder die anderen Mitspieler werden zur Gefahr. Dabei ist der verkehrte Raum mit dem wiederkehrenden Song ein echtes Highlight. Hier konnten sich die Schöpfer richtig kreativ austoben.

Die junge Kanadierin Taylor Russell (aus der Netflix „Lost in Space“ Serie) kannte ich bisher nicht. Jetzt merke ich sie mir jedoch sicher, denn als Zoey ist ihr Spiel so unglaublich ehrlich, wirkt natürlich und nachvollziehbar, dass man sie von der ersten Sekunde an ins Herz schließt. Physisch stark hingegen ist Deborah Ann Woll (Daredevil), die trotz ihrer Härte sehr menschlich geblieben ist. Von den Männern mochte ich Logan Miller (Scouts vs. Zombies) als Verlierer Ben am Meisten, bei dem hofft man einfach ständig, dass er über sich hinaus wächst.

Für mich insgesamt daher ein sich frisch anfühlender Film, obwohl er es von der Formel her, überhaupt nicht ist. Vor allem die Darsteller, die Settings, das Fehlen expliziter Gewalt (obwohl es so leicht gewesen wäre, diese einzusetzen) und die sich wirklich ständig weiter drehende Spannungs-Schraube ergeben für mich einen sehr gelungenen Film. Immerhin, das ist kein Festival-Film, sondern ein fürs Kino produzierter und auch „massentauglicher“ Genre-Beitrag und da sind die meisten Filme, klar ein paar Klassen darunter.

„Escape Room“ bekommt von mir 8/10 im System gefangen gegen das System ankämpfende Empfehlungspunkte.


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