Hostel 3 (Filmkritik)

Carter (Kip Pardue) entführt seinen Kumpel Scott, der nächste Woche heiraten wird, auf einen zügellosen Trip nach Las Vegas. Dort angekommen, warten bereits zwei weitere Freunde, somit kann die Party losgehen. Nach kurzer Zeit werden die vier Männer von zwei hübschen Damen angesprochen und in einen abgelegenen, „freakigen“ Club eingeladen. Spiele, Alkohol und wenig bekleidete Damen, hier gibt es alles, was das feiersüchtige Männerherz begehrt.

Am nächsten Tag gibt es neben starken Kopfschmerzen eine weitere negative Auswirkung der Feierlichkeiten: einer der Jungs ist ohne irgendeine Nachricht verschwunden und als es nach mehreren Stunden noch immer kein Lebenszeichen von ihm gibt, machen sich die Anderen auf eigene Faust auf, ihn zu suchen. Dass diese Suche ein lebensbedrohliches Ende nehmen könnte, ahnt zu diesem Zeitpunkt natürlich noch keiner der Freunde.

Hostel-3

Die Geschichte dieser Horrorfilmreihe, rund um ahnungslose Touristen, die allesamt Opfer eines elitären Folterclubs werden, begann im Jahre 2005. Eli Roth lieferte mit dem ersten – von Quentin Tarantino produzierten „Hostel“ – einen 4,5 Millionen Dollar teuren Hit-Kinofilm ab, der weltweit 80 Millionen Dollar Gewinn brachte. 2007 folgte dann „Hostel 2“ (ebenfalls von Regisseur Roth), wobei dieses mal Mädchen statt Jungs die Opfer-Hauptrollen übernahmen und auch genauer hinter die Kulissen der Täter geschaut wurde. An den finanziellen Erfolg des ersten Parts konnte hier nicht mal ansatzweise angeknüpft werden und so musste man fast schon mit gutem Gewissen behaupten, die Hostel-Reihe wäre nun abgschlossen.

Ende 2011 ist nun aber der dritte Teil als DVD-Premiere in den USA auf den Markt gekommen, billiger in der Machart, fast ohne bekannte Namen und unter der Regie von Horrorfilmfan Scott Spiegel (From Dusk Till Dawn 2). Spiegel ist ein langjähriger Freund von Sam Raimi und Bruce Campbell, hat Quentin Tarantino mit den richtigen Leuten bekannt gemacht und somit geholfen, seine Filmkarriere zu starten und er hat bereits mit den Coen Brüdern unter einem Dach gelebt. Für mich daher aus filmtechnischer Sicht ein ziemlich interessanter Typ, was leider nicht automatisch heißt, dass ich auch seine Filme toll finde.

Um fair zu sein muss ich auch noch loswerden, dass ich zwar Horrorfilme schätze, doch kein großer Freund der Torture-Porn Fraktion bin. „Hostel 1 und 2“ waren meiner Meinung nach nicht gerade großartige und schon gar nicht intelligente Genrefilme, doch vor allem der zweite Teil konnte auf Grund seiner starken Darsteller und der düster unmenschlichen Grundatmosphäre überzeugen und auch das Ende war bösartig und unerwartet. In „Hostel 3“ ist nun so gut wie gar nichts mehr von den paar positiven Aspekten übrig geblieben, die die Vorgänger ausgezeichnet haben.

Die Handlung wurde weg von Europa in ein völlig neues Ambiente verlegt: Las Vegas. Damit ändern sich selbstverständlich auch die Regeln des Spieles. Neben den Clubmitgliedern, die wie immer mit dem Töten ihrer Beute beschäftigt sind, sitzen einige reiche Typen hinter einer durchsichtigen Wand und tun genau das, was man in Vegas eben so tut. Sie wetten und spielen im wörtlichen Sinne, um die Leben der Opfer. Wann bringt der Gefolterte die „Ich habe Familie, verschonen sie mich“ Aussage, wann sagt er „Ich habe genug Geld, ich bezahle für meine Freiheit“. Wieviel Schüsse werden verwendet bis zum Tode und welche Waffe wird dafür eingesetzt? Alles Möglichkeiten für moralisch abartige/ambivalente Reiche, ihr Geld an das Haus zu verlieren.

Dies sind neue Impulse innerhalb der Reihe, doch werden sie nicht konsequent genug eingesetzt und außerdem leidet der Rest der Inszenierung darunter. Warum? Wenn ein kranker Kerl und sein Opfer in einem Raum sind, der gefilmt wird und 20 weitere Personen zusehen, dann geht einfach die gesamte bedrohliche Stimmung flöten. Zusätzlich ist der ganze Spass immer schnell wieder vorbei. Kurzes Bedrohen, die Tat selbst, die Wettgewinner werden genannt und die Szene ist vorbei. Eigentlich ja auch wieder interessant, dass dieser Hostel der mit Abstand am wenigsten blutige bzw. brutale ist, da DVD- Fortsetzungen ja auch oft einen ganz anderen Weg gehen (wie „Wrong Turn 4“ oder „Mirrors 2“ etwa). Auf Nacktheit und Sexszenen wurde ebenso fast völlig verzichtet.

Aus schauspielerischer Sicht verstehe ich überhaupt nicht, warum der deutsche Hollywood-Export Thomas Kretschmann („The Big Bang„), in dieser Fortsetzung die völlig langweilige Rolle des Folterclubbesitzers spielt, der hat wohl das Geld nötig oder ihm hat die Szene im Drehbuch zugesagt, wo er sein Gesicht zwischen die Brüste einer Angestellten stecken darf. Außer Kip Pardue („Dreizehn“) ist mir keiner der weitern Darsteller bekannt vorgekommen. Einige von ihnen sind ganz solide unterwegs, der Großteil ist aber wenig überzeugend und sollte über einen neuerlichen Besuch einer Schauspielschule dringend nachdenken.

Eine unnötige Fortsetzung also, die mit den ersten beiden Teilen so gut wie gar nichts gemeinsam hat. Es fehlt die spannende Atmosphäre, es fehlt der Hostel-typische Ekelfaktor, es fehlen die guten Schauspieler, an denen man sich in diesem Chaos als Zuschauer gerne festhält. Was übrigens gar nicht geht ist die Szene mit den Kakerlaken. Zahlreiche richtig mies animierte Tierchen krabbeln von einem Duftstoff angelockt in den Mund einer jungen Dame und ersticken sie so. Das schaut nur lächerlich aus und würde auch nicht wirklich in einen Hostel Film gehören, wenn die Effekte besser wären.

Nur die paar neuen Ideen und paar Twists – wo man als Zuschauer denkt, dass nun die Falle zugeschnappt ist und dann ist es doch noch nicht soweit – und die Tatsache, dass dieser Film mich nicht geärgert hat (wie etwa „Cabin Fever 2“) sondern mir einfach nur völlig egal war, retten „Hostel 3“ für mich vor dem Totalabsturz. Um ehrlich zu sein hat man die ganze Geschichte nämlich schon wieder vergessen, bevor das „Erlebnis“ zu Ende ist.

Hostel 3 bekommt von mir 4/10 beliebig und ohne Höhepunkte seinen kranken Hobbys nachgehende Empfehlungspunkte.


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