Happy Death Day (Filmkritik)

Tree (Jessica Rothe) lebt ihr College-Studentinnen Leben in vollen Zügen. Sie ignoriert Andere oder ist gemein zu ihnen, trinkt zuviel auf Partys und hat eine Affäre mit einem ihrer Professoren. Darum ist sie heute an ihrem Geburtstag – dem achtzehnten September – auch im Bett von Carter (Israel Broussard) aufgewacht, ohne Erinnerung an den vorherigen Abend.

Sie verschwindet schleunigst aus dem Zimmer dieses Verlierers und kämpft sich mit Kopfweh durch den Tag, bis sie sich am Abend aufmacht zu einer Party. Auf dem Weg dorthin wird sie jedoch von einem maskierten Mann attackiert, der sie nach kurzer Flucht mit einem Messer umbringt. Sofort darauf erwacht Tree im Bett von Carter und es ist wieder der achtzehnte September und zwar am Morgen…

Regisseur Christopher Landon (er ist übrigens der Sohn von Michael Landon, ja genau, der aus „Unsere kleine Farm“ und „Ein Engel auf Erden“) hat mich bereits mit seinem letzten Film „Scouts vs Zombies“ gut unterhalten, doch dies ist nun eindeutig eine Steigerung. In Horror-Filmen gibt es ja ständig Ansammlungen von Charakteren, denen man einen schnellen „Leinwand-Tod“ wünscht. Nur der letzten Überlebenden nicht – meistens ist das Final Girl eben ein Mädchen – doch selbst diese Figur ist oft blass. Nicht so Tree, die ich als eine der besten Charaktere bezeichnen würde, die ich jemals in diesem Horror-Subgenre gesehen habe.

Dafür müsste man das Genre dieses Filmes natürlich zuerst festlegen können, was gar nicht so einfach ist. Einerseits ist dies ein Slasher, dann kommt die Mystery-Ebene dazu und nicht zu vergessen die College-Satire und das Drama. Durch all diese Bereiche setzt sich der Humor durch, doch nie auf Kosten der Menschlichkeit, es wird auch nie dadurch die Stärke einer Szene abgeschwächt. Eine junge Dame, die ihren Todestag immer wieder erlebt, bis sie es schafft, ihren eigenen Mörder zu entlarven und somit zu überleben.

Die Idee an sich klingt nach einer Abwandlung von „Und täglich grüßt das Murmeltier“, da Hauptdarsteller Bill Murray und auch der Film selbst sogar namentlich erwähnt werden, finde ich hier aber nicht, dass die Idee gestohlen wurde, sondern nur abgewandelt. Aber zurück zu Tree. Sie ist zu Beginn wirklich das, was man als „Bitch“ bezeichnet. Arrogant, Gefühle anderer Menschen sind ihr egal, sie nimmt sich was sie will. Dass hinter dieser offensichtlichen Härte wie so oft Schmerz steckt und dass sie sich im Laufe der Story wandelt ist klar, fühlt sich aber hier einfach frisch an.

Dank der Darstellerin dann auch unglaublich authentisch. Tree ist ganz einfach echt, sie wächst einem immer mehr ans Herz und genau dann greift auch der Humor, weil dir die Figuren nicht egal sind. Thor: Ragnarok hat da zuletzt zum Beispiel erwartet, dass man selbst Gefühl in die bereits bekannten Charaktere hineinlegt, hier wird dieses Gefühl im Zuschauer erzeugt, was mich viel mehr involviert hat. Wie Tree dann in die Phase kommt und aktiver wird, so nach dem Motto „ich kann machen was ich will, morgen beginnt eh wieder alles von vorne“ macht dies umso mehr Spass.

Gefallen hat mir auch die (hoffentlich) überzeichnete und dem Zeitgeist stark Respekt zollende Art und Weise, wie die College-Damen oberflächlich und sich im Prinzip alle hassend, gegenseitig abfertigen im Alltag. Wer diese Leute um sich hat, braucht wahrlich keine Feinde. Auch die optischen Übergänge und Reaktionen von Tree von ihrer jeweiligen Todesart wieder hinüber ins Bett, sind gelungen, ebenso innovativ und öfters musste ich auch schmunzeln. Regisseur Landon hat offensichtlich ein gutes Gefühl für Timing und erkennt, wann etwas wie wirkt.

Was mich zu Jessica Rothe (La La Land) bringt, die ich bis jetzt leider noch nie in einem Film gesehen habe. Das muss ich jetzt nachholen, denn sie ist wirklich fantastisch als Tree. Egal ob die ernsten Parts, die emotionalen oder das Timing bei den witzigen Sequenzen, sie muss so ziemlich alle Gefühle durchgehen und ich habe ihr immer geglaubt. Nicht dass der Film abgesehen von ihr nicht schon sehr viel richtig machen würde, aber ich kann mir das Gesamterlebnis ohne sie gar nicht vorstellen und will es auch nicht.

Insgesamt daher ein ungemein unterhaltsames, kurzweiliges, sympathisches und auch witziges Abenteuer, mit einer frischen Prämisse, netten Ideen, einem klugen Drehbuch und einer genialen Hauptdarstellerin. Das alles gilt übrigens für die englische Fassung, in der ich Filme am Liebsten genieße, denn in der deutschen Synchronisation, geht gerade hier einiges verloren bzw. klingt einfach dämlich. In diesem Sinne bleibt mir nur mehr zu sagen: We wish you a Happy Death Day and a murderous new year!

„Happy Death Day“ bekommt von mir 8/10 jeden Tag so lebende, als wäre es dein letzter – was er auch ist, immer wieder – Empfehlungspunkte.

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