Hell or High Water (Filmkritik)

Toby Howard (Chris Pine) und sein frisch aus dem Gefängnis entlassener Bruder Tanner (Ben Foster) versuchen ihre Familienfarm im Westen von Texas vor der Pfändung durch eine Bank zu retten. Daher wollen sie mehrere Banken überfallen, allerdings kommt ihnen schnell der Texas Ranger Marcus (Jeff Bridges) auf die Spur…

Wenn man sich den Film ansieht, weil man einen packenden Action-Reißer über gewitzte Bankräuber erwartet, wird man auf jeden Fall enttäuscht sein, denn die Handlung per se ist nicht wirklich spannend. Viel präsenter ist die unterschwellige Gesellschaftskritik, die gerade nach der US Präsidentenwahl besonders interessant ist.

Da wird die absolute Ausweglosigkeit von zwei Brüdern thematisiert, skrupellose Banken, die Inkompetenz der Gesetzeshüter, ebenso wird nebenbei noch die Waffenvernarrtheit der Texaner angeschnitten. Diese Ebene ist zwar wie schon erwähnt interessant, aber zu fesseln vermag sie leider nicht.

Regie führte hier übrigens David Mackenzie, der hiermit seinen ersten wirklichen Hollywood-Film ablieferte und für den Film gleich 4 Oscar-Nominierungen einheimste, unter anderem für den besten Film. Das Drehbuch schrieb Taylor Sheridan, der 2015 mit „Sicario“ auf der Bildfläche erschien, ein Film über den Drogenhandel zwischen der USA und Mexico.

Mein Hauptkritikpunkt an diesem Film? Der Auslöser des Plots macht nicht viel Sinn. Ich verstehe, dass die Bank, bei der die Hypothek aufgenommen wurde, selbstverständlich daran Interesse hat, eine Farm die plötzlich ein Ölvorkommen hat, einzukassieren. Was ich nicht verstehe, ist warum die Brüder glauben, ihr einziger Ausweg wären mehrere Bankraube. Wohl jede andere Bank hätte ihnen bei der Sicherheit von 50 000 Dollar im Monat (soviel bringt das Öl garantiert ein) einen Kredit gewährt, bzw hätte mit Sicherheit auch die Ölfirma einen Vorschuss gewährt, wenn ihr die Situation erklärt worden wäre. Aber so wäre der Film ja schon nach fünf Minuten wieder vorbei und würde wohl noch weniger Sinn machen.

Mit Jeff Bridges (Seventh Son) habe ich ein ziemliches Problem. Ich mag seine Performance, aber der Mann nuschelt so schrecklich, dass man für seinen Text fast Untertitel braucht. Ich habe das schon in mehreren seiner Filme beobachtet und wundere mich, dass man ihn noch nicht zum Logopäden geschickt hat. Seine mit Abstand coolste Szene ist eigentlich vollkommen nebensächlich. Da setzt er sich hin, schlägt die Beine übereinander und deponiert seinen Cowboyhut wie selbstverständlich auf seinem Fuß. Sehr cool.

Das Bankräuber-Duo wird von Ben Foster und Chris Pine gespielt. Chris Pine wird vielen hauptsächlich als Captain James Tiberius Kirk (Star Trek) ein Begriff sein, doch hier spielt er eine Rolle, die weit nicht so oberflächlich ist wie die des Sternenflotten-Captains. Man merkt ständig, dass er mit der Lösung ihres Geldproblems (Bankraub) nicht komplett glücklich ist, aber auch, dass er es genießt, die Bank auszunehmen, die ihnen mit der Pfändung droht.

Ben Foster spielt den Bruder von Chris Pine. Nach „The Finest Hour“ arbeitet er hier schon zum zweiten Mal mit Chris Pine zusammen. Er hat im Gegensatz zu seinem Bruder bei den Überfällen keinerlei Skrupel im Notfall auch mal Kugeln fliegen zu lassen. Sofort erkennt man ihn als Adrenalinjunkie und hat gleich das Gefühl, dass mit seinem Charakter was faul ist. Er hat seinen Spaß bei den Rauben, tut es nicht notwendigerweise wegen dem Geld, sondern wegen dem Nervenkitzel, den er sichtlich genießt.

Fazit: Der Film lebt auf keinen Fall von der Logik, sondern von guten Performances seiner drei Hauptcharaktere.

Dieser Film bekommt von mir 7/10 gesetzestreue Punkte.


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