Sherlock – Staffel 2 (Serienkritik)

Der Mann hinter den Missetaten der ersten Staffel mit dem Namen „Moriarty“ (Andrew Scott) ist entdeckt und Sherlock (Benedict Cumberbatch) und John (Martin Freeman) entkommen gerade noch mit dem Leben. Warum sie das schaffen, ist nicht völlig klar, denn sie wären Moriarty eigentlich ausgeliefert bzw. in einer „Wir werden ALLE sterben“-Situation gefangen. Der werte Kriminelle scheint jednefalls mehr in Richtung Wahnsinn als Genie zu tendieren, hat aber dennoch alle Karten in der Hand.

Das Spiel beginnt also und Sherlock muss all seine Fähigkeiten einsetzen um Moriarty aufzuhalten, denn dieser ist drauf und dran den mittlerweile berühmten Detektiv nicht nur das Leben zu kosten, sondern auch all jene, die Sherlock nahe stehen, mit in den Abgrund zu stürzen. Am Ende gibt es nur einen Ausweg: Den freien Fall …

Folge 1: A Scandal in Belgravia

Natürlich … die Auflösung des Cliffhangers vom Ende der ersten Staffel hat für einen offenen Mund gesorgt. Nicht, weil sie so spektakulär wäre, sondern so einfach und … schräg. Mit dieser Interpretation von Moriarty ist für mich alles gesagt und entschieden. So gut „Sherlock“ als Charakter in dieser Version interpretiert und angelegt wurde – ohne passenden oder ebenbürtigen Gegenspieler wäre er langweilig. Und Andrew Scott überzeugt mehr als nur auf ganzer Linie. Ich kann mir keine andere Version von Moriarty mehr vorstellen – und das will was heißen. So wie Mark Hamill DER Joker für mich ist, so wird Andrew Scott für mich immer DER Moriarty bleiben. Großartig. Die Worte „I will burn your heart out“ und die Art und Weise wie er sie bringt … Gänsehaut. Und das er nicht nur in dieser einen Szene toll war beweist er in der zweiten Staffel. JEDE Szene mit Moriarty darin ist automatisch eine bessere Szene.

Bei dieser Folge kommt dann noch Irene Adler, hier gespielt von Lara Pulver, hinzu. Die einzige Frau (und generell Person), die Sherlocks Herz gewonnen hat. In den Büchern hat sie ihn auch überlistet und gewonnen, aber das nur am Rande. „DIE Frau“, wie Sherlock sie nennt, kommt aber auch nur in einer Kurzgeschichte vor. Hier wird sie ebenfalls neu – und wirklich großartig, interpretiert. Der einzige Wehrmutstropfen in einer für mich (fast) perfekten Folge ist das Ende. Das hätte man auch weniger kitschig mit dem glecihen Inhalt inszenieren können.

Fazit: Das hohe Niveau der dritten Folge von Staffel 1 wird mit Leichtigkeit gehalten. So gut kann TV sein.

Folge 2: The Hounds Of Baskerville

Eine Folge, die für sich allein stehen kann und einfach deshalb gut ist, weil es die wohl bekannteste Geschichte von Sherlock ist und auch hier als Neuinterpretation wirklich gelungen. Außerdem – Schottland, schottische Akzente. Großartig. Auch die Bilder und die Optik (ich liebe Schottland).

Hier stehen allerdings die Personen im Vordergrund und die Kombination John und Sherlock. Da wurde ein – als Charakter als auch als Schauspieler – grandioses Paar gefunden. Freeman und Cumberbatch schaffen es mit Leichtigkeit sich gegenseitig die kompliziertesten und schrägsten Dialoge um die Ohren zu werfen und dabei noch sympathisch, nett und vor allem glaubhaft zu wirken.

Inspektor Lestrade, wie immer hervorragend verkörper von Rupert Graves, ist ebenfalls mit von der Partie und man kann wohl kaum anders als diesen Mann sympathisch zu finden. Generell ist dieser Charakter wie ich finde oftmals als dummer Polizist interpretiert worden, aber hier ist er super getroffen und – meiner Ansicht nach – ebenso als „die“ Interpretation. Jemand, der in der Lage ist zu erkennen, wann er ein Problem nicht selbst lösen kann und schlau genug ist, sich Hilfe zu holen anstatt seinen Stolz die Überhand gewinnen zu lassen. Abgesehen davon hat er hier sein Herz sowas von am richtigen Fleck – LeStrade ist hier wohl der Charakter der seine Gefühle am offensten zur Schau trägt und immerzu ehrlich ist – das macht ihn erfrischend und zu einhundert Prozent sympathisch.

Sind wir ehrlich: Wie kann man Lestrade in dieser Version nicht absolut mögen? Eben. Wenn alle Polizisten so wären (und noch dazu in der Realität vielleicht) – das wäre großartig.

Fazit: Eine spannende Folge, die unerwartet witzig ist und auch Horrorelemente beinhaltet.

Folge 3: The Reichenbach Fall

Der Titel dieser Folge sollte allen Fans klar machen, was sie zu erwarten haben: Moriarty und Sherlock stehen sich gegenüber und nur einer von beiden (oder keiner) kann überleben. Hier erweist sich die wahre Brillanz von Moriarty. Sherlocks Arroganz wird ihm selbst fast zum Verhängnis. Oder wird es ihm nicht nur „fast“ zum Verhängnis? Natürlich überlebt er, oder? Es gibt ja vier Staffeln. Aber die anderen beiden könnten ja zwischen Staffel 1 und 2 spielen, nicht wahr?

Nein, natürlich endet die Folge damit … nun, wer sie noch nicht gesehen hat, dem/der will ich nicht spoilern, aber Tatsache: In den Büchern handelt es sich beim „Reichenbach Fall“ um keinen Kriminalfall, sondern um einen Wasserfall, bei welchem Sherlock und Moriarty beide zu Tode stürzen. Arthur Conan Doyle holte Sherlock dann zwar wieder zurück, aber ehrlich gesagt … die Lösung wie Sherlock das überleben konnte, war im Buch eher unterwältigend. Aber was soll’s?

Der Schlagabtausch zwischen Andrew Scott und Cumberbatch ist hier wirklich super. Das finale Duell der beiden, das verbale Gefecht – da stimmt alles. Die Körperhaltung, die Mimik – einfach alles. Auch hier gilt: Für solche Momente/Folgen/Filme wurde TV erfunden. Großartig.

Fazit: Eine geniale Folge, welche die Konfrontation zwischen den beiden Intellekten perfekt einfängt. Und ein absolut geniales Ende.

Fazit zur Staffel 2:
Was mit Staffel 1 bereits zu erahnen war hat sich mit Staffel 2 bestätigt. Hier ist ganz großes Fernsehen entstanden. Keine andere Serie, die ich in den letzten Jahren gesesehen habe, hat auf so vielen verschiedenen Ebenen (für mich) Filmgeschichte geschrieben. Vom Produktionsaufwand, den Drehbüchern, den SchauspielerInnen, der Ausstattung, dem Cast – das hier ist TV auf quasi perfektem Niveau. Besser kann es leider nicht mehr werden.

„Sherlock – Season 2“ bekommt von mir 9,5 von 10 möglichen, weil „The Hounds Of Baskerville“ gut ist, aber trotzdem im Vergleich abfällt (Moriarty fehlt halt einfach).

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