Another World (Filmkritik)

Die Welt ist am Ende. Etwas hat ziemlich alle Menschen in monströse Bestien verwandelt. Wizard (Zach Cohen) und Colonel (Carl McCrystal) haben ihre eigene Art und Weise damit umzugehen. Während Wizard Chemiker ist und gerne verschiedene Formen von Bomben baut ist Colonel der Planer des Teams und ein eiskalter Hund, dessen Plan darin besteht den Infizierten Fallen zu stellen und alle umzunieten, dann – erst dann ist er bereit sich wo zur Ruhe zu setzen und Frieden zu schließen.

Als sie in einem verlassenen Krankenhaus auf Doctor (Susanne Gschwendtner) und Daughter (Davina Kevelson) treffen, ändert sich alles. Außerdem taucht ein alter Bekannter von Colonel auf und konfrontiert die sich neu zusammengefunden habende Gruppe mit schrecklichen Erkenntnissen…

Another-World-movie

Es ist der erste Film. Der erste Film, den Eitan Reuven als Regisseur zu verantworten hat und auch das Drehbuch ist zu einem Drittel von ihm. Zuvor war er als Produzent des Films „Antarctica“ aktiv. Beim Drehbuch zu „Another World“ haben ihn seine Freunde (vermute ich mal) Shlomi Aviner und Michael Birinbaum unterstützt. Auch für beide quasi das erste Mal, dass sie sich an einem Drehbuch versucht haben.

So leid mir das auch tut, aber man merkt es dem Film von hinten bis vorne an. So gut die Grundidee ist und so wenig Charakterentwicklung für einen Film wie diesen wichtig ist, so sehr wären zwei Dinge relevant: Einerseits würde ich ein gewisses Maß an Spannung für wichtig halten, denn immerhin sollen wir uns ja mit den Personen auf dem Bildschirm verbunden fühlen und mit ihnen mitfiebern. Das passiert de facto nicht. Zumindest mir waren die Typen und Frauen allesamt ziemlich egal. Am ehesten mochte ich noch Wizard, der sich seine kindliche Freude am Basteln von diversen Bombenformen behalten hat und allen damit in den Ohren liegt.

Außerdem ist er der Meinung, man müsse versuchen herauszufinden, wer oder was den Infekt verursacht hat. Colonel dagegen ist ein bärbeißiger harter Hund, der üblicherweise einen weichen Kern hat, hier aber einfach nur ein harter Hund bleibt. Die Damen sind hübsch, aber völlig austauschbar und spielen tatsächlich in meinen Augen eine völlig untergeordnete Rolle. Hätte man die aus dem Drehbuch gestrichen … es würde keinen Unterschied in der Handlung machen.

Das größte Problem, das ich allerdings mit dem Film habe, ist die peinliche Moralkeule, die geschwungen wird, bzw. die absolut aufgesetzt wirkende Diskussion über ethische Fragen, die zwar in einer postapokalyptischen Welt geführt werden sollten, aber tatsächlich hier einfach nur pseudo-philsophisches Kauderwelsch darstellen. So zeigt Daughter Colonel zum Beispiel ein Bild, das sie gemalt hat und fragt ihn, was er davon hält. Er meint, was es für einen Sinn hätte. Sie stellt sofort die Gegenfrage: „Why does everything have to have purpose? Can you not do something just so it’s done? You are always so fixated on purpose.“Als würde sie ihn schon Jahre kennen. Tatsächlich kennt sie ihn gerade mal 12 Stunden und es ist für uns Zuseher das erste Mal, dass Colonel das Wort „Zweck“ überhaupt benutzt. Keine Rede also von „immer“.

Auch gegen Ende, als ein im Sterben liegender Charakter gefühlte Stunden braucht um zu sterben, obwohl er ja „ach so schwer“ verletzt ist (optisch hat er einen Kratzer an der Hand), übertreibt man es absolut und es folgt ein 10 Minuten langer Monolog darüber, wie schlecht die Welt ist. Im ernst? Abgesehen davon, dass der Inhalt diese Monologs sinngemäß Zeilen beinhaltet, wie „wenn ihr im Supermarkt 10 Cent Fleisch kauft, dann bringt ihr dadurch Menschen in Afrika um, wir alle sind Mörder“. Okay, schon klar, sicher, aber – warum verdammt erzählt mir das eine Person, die in einer Welt lebt, die von Infizierten/Zombies überrannt wird und in der man nicht einmal mehr einkaufen gehen kann?!

Da hat jemand absolut die Story-Ebene mit der „Worüber ich mich immer schon einmal auskotzen wollte, aber niemand hörte zu“-Ebene verwechselt. Wenn schon so aufgesetzte Gesellschaftskritik, dann bitte wie in Wall-E. Das sitzt, passt, wackelt, hat Luft und passt perfekt in die Geschichte. Im Falle von „Another World“ hätte man auch einfach einen Schnitt machen und den Regisseur vor die Kamera stellen können, der den Leute vor dem Bildschirm eine Standpauke hält. Wäre sicher ehrlicher gewesen. Und weniger peinlich.

„Another World“ ist ein billig gemachter Durchschnittsfilm, der leider zu sehr auf der Meta-Ebene kritisch sein will, als sich um seine Charaktere oder seine Geschichte zu kümmern und ist damit leider völlig austauschbar, langweilig und peinlich. Trotz guter Grundideen und Ansätzen.

Die Schauspieler machen ihre Sache dabei ganz gut. Carl McCrystal spielt Colonel passend bärbeißig (der Mann ist auch in Clive Barkers absolut bösem „Dread“ dabei). Susanne Geschwendtner versucht aus ihrer Rolle was rauszuholen, kann aber nicht mehr damit anfangen als das Drehbuch ihr zugesteht (und das ist nicht viel). Dass sie mehr kann weiß man nicht erst seit „Der Tote am Teich“ (mit Josef Hader). Die anderen sind anwesend und bekommen vielleicht mehr Screen-Time, sind aber belanglos und hinterlassen keinen Eindruck.

„Another World“ bekommt von mir 4 von 10 möglichen, leider mehr an einer Moralpredigt als einer Story oder seinen Charakteren interessierten, Punkten.


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