A Nightmare On Elm Street (1984 Filmkritik)

Nancy (Heather Langencamp) hat ein Problem. In ihren Träumen wird sie von einem Mann verfolgt. Dieser Mann trägt einen Hut und einen rot-grünen Pullover. Sein Gesicht und sein Körper sind von Brandnarben gezeichnet und er trägt einen Handschuh, den er mit Krallen „verziert“ hat. Relativ rasch stellt sich heraus, dass der Mann nicht nur eine Traumfigur ist, sondern tatsächlich existiert hat.

Während ihre Freunde nacheinander von der Gestalt in ihren Träumen ermordet werden, stellt Nancy Nachforschungen an und entdeckt sehr rasch, dass sie, ihre Familie und sogar die ganze Nachbarschaft eine Verbindung mit Freddy haben. Ihr Vater, Polizist, versucht die Wahrheit zu vertuschen, aber als immer weiter junge Menschen sterben, entscheidet sich Nancy den Kampf aufzunehmen.

Denn, der Mann mit dem Krallenhandschuh will Rache … und wie es aussieht bekommt er sie auch …

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Gerüchteweise heißt es ja, dass Wes Craven („Scream“, „The Last House On The Left“, „The Hills Have Eyes“) Fred Krueger erfunden hat, indem er zwei Dinge kreuzte, vor denen er sich am meisten fürchtete – Albträume und Krallen. Damit gerechnet, dass seine Figur so hohe Wellen schlägt und zu einer DER Figuren der Horrorszene werden sollte, hat er wohl eher nicht. Nichtsdestotrotz hat es die Reihe um Fred Krueger mittlerweile (das Reboot mitgerechnet) auf acht (neun, wenn man das „Crossover“ mit Jason mitrechnet) Teile gebracht. Das war 1984 natürlich noch nicht abzusehen.

Das, was die Paraderolle von Robert Englund werden sollte, ist aus mehreren Gründen so berühmt geworden: Zum einen ist der Film – immer noch – verdammt unheimlich und die Idee, dass die Dinge, die einem im Traum passieren, in der Wirklichkeit zum Verhängnis werden können ist genial. Alle müssen schlafen. In diesem Fall gibt es also wirklich kein Entkommen, kein Verstecken und auch keine Möglichkeit nur irgendwie davon zu kommen. Der absolute Horror. Das sehr gute Drehbuch und die Regie tun ihr übriges.

Dazu kommt, dass der Film – auch für heutige Verhältnisse – ziemlich brutal ist. Es wird zwar nicht alles gezeigt (zum Glück war damals Torture Porn noch nicht erfunden), aber was man sieht reicht – ebenfalls heute noch – völlig aus, um eine große Portion Unwohlsein zu erzeugen. Sicher, die Effekte sind veraltet und streckenweise wirken sie nach heutigen Standards ein wenig billig, aber die (schrecklichen) Ideen, die in diesem Film stecken, suchen noch immer ihresgleichen.

Da hätten wir die junge Frau, die im ganzen Raum herumgeworfen wird – inklusive an der Decke – und dann aufgebrochen wird wie eine Hummerschere, während ihr Freund zusehen „darf“. Dann wird (Auftritt Johnny Depp in seiner ersten Rolle) ein anderer junger Mann „in sein Bett gezerrt“, woraufhin Blutfontänen nach oben schießen, was man so noch nie zuvor gesehen hat und so weiter. Die aufgeladene, unterschwellige und „subtile“ Sexualität des Films war damals natürlich ebenso ein Markenzeichen wie bei „Freitag, der 13“, auch wenn Freddy – sind wir uns ehrlich – von Anfang an mehr Stil hatte.

Am meisten Eindruck hat jedenfalls Freddy Krueger selbst hinterlassen, denn das verbrannte Gesicht, der Hut, der grün-rot gestreifte Pullover und vor allem der Krallenhandschuh sind in Kombination so ziemlich das Unheimlichste, was ich je in einem Horrorfilm gesehen habe. Die Tatsache, dass der Charakter von Freddy noch dazu absolut zynisch, sadistisch und brutal angelegt wurde, macht die Sache noch härter. Wenn Freddy mit seinen Opfern spielt – die Krallen an einer Wand entlang schleift, bewusst seinen Schatten an Orte fallen lässt, welche die potentiellen Opfer sehen und in Panikanfällen fliehen lassen … all das zusammen sorgt (bei mir) heute noch für eine absolute Gänsehaut.

Was Wes Craven hier geschaffen hat ist vielleicht von produktionstechnischer Seite her kein Meisterwerk, aber die Kreation „Freddy Krueger“ mitsamt den „Regeln“, die um ihn herum herrschen, war, ist und bleibt ein Meilenstein der Filmgeschichte. Die Tatsache, dass der Film gut 1,8 Millionen gekostet hat, macht ihn quasi zu einem Low-Budget-Independet-Film – eine Summe, die er übrigens bereits am ersten Wochenende wieder eingespielt hatte.

Schade, dass bei all der Euphorie um die Figur des „Freddy Krueger“ unterging, dass Wes Craven hier mit Nancy eigentlich das erste richtige „Final Girl“ erschaffen hat und wenn schon (scheinbar) alle behaupten, dass Ellen Ripley in Ridley Scotts Alien eine der ikonischten Frauenfiguren darstellt, dann steht Nancy dieser in keiner Weise nach (auch, wenn ich zugeben muss, dass Ripley erst mit Teil 2 zu der Ikone wurde, die sie ist – was bei Nightmare sträflich versäumt wurde).

Eine kleine Randnotiz noch, weil sich einige Leute beim „Reboot“ darüber aufgeregt haben, dass die Hintergrundgeschichte von Freddy verändert wurde. Vorsicht, der folgende Absatz enthält Spoiler:
Im Originaldrehbuch bringt Freddy die Kinder nicht nur um, sondern missbraucht sie auch. Das wurde aufgrund von einer Reihe tatsächlich vorkommender Missbrauchsfälle aber aus dem Drehbuch gestrichen – und im Reboot wieder aufgegriffen. Alle, die sich also darüber beschwert haben, dass dies den „Charakter“ von Freddy zerstört – ihr könnt euch wieder beruhigen: Diese Hintergrundgeschichte war jene, die Craven von Anfang an geplant hatte: Und JA, das macht es noch schwerer „zum Bösewicht“ zu helfen, aber Leute – das ist der Sinn der Sache. Freddy mag Kult sein, aber was er sicher nicht ist: Ein sympathischer Kerl, dem man wünscht, dass er gewinnt.

„A Nightmare On Elm Street“ bekommt von mir 8 von 10 möglichen, die Urängste der Menschen in eine Gestalt komprimierende, Punkte.

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