Predestination (Filmkritik)

Das Leben ist für Agenten keine einfache Sache, schon gar nicht, wenn dabei auch noch Zeitreisen im Spiel sind. Doch um verschiedene Verbrechen in unterschiedlichen Zeiten zu verhindern und tausende Leben zu retten, ist die ständige Lebensgefahr und die Einsamkeit, kein zu hoher Preis. Nur den Fall des sogenannten Fizzle-Bombers, konnte der Agent (Ethan Hawke) bis jetzt auch nach vielen Jahren noch nicht lösen.

Was hat das Gespräch zwischen dem Agenten und dem Mann (Sarah Snook) mit der Sache zu tun, der sein Geld damit verbringt Geschichten unter dem Namen „The Unmarried Mother“ zu verfassen? Sind die Schicksale der beiden Männer vielleicht enger verbunden als zunächst gedacht und falls ja, kann diese Tatsache in irgendeiner Form dabei helfen, dem Bombenleger das Handwerk zu legen?

Predestination

„Predestination“ bedeutet auf deutsch Vorbestimmung und ist die Verfilmung der Science Fiction Kurzgeschichte „All Your Zombies“, die von Autor Robert A. Heinlein am 11.Juli 1958, in nur einem Tag verfasst wurde. Regie führten hier die beiden Zwillingsbrüder Michael und Peter Spierig, die zuletzt mit „Daybreakers“ einen ziemlich starken Vertreter des ausgelutschten Vampir-Genres geschaffen haben. Dieses Mal haben sie sich dem Thema der Zeitreise gewidmet und sich bei der Wahl des Hauptdarstellers, wieder auf Ethan Hawke verlassen.

Die Grundstory – Zeitreiseagent jagt Bombenleger – und auch der Trailer, wecken hier ja den Anschein, dass es sich um einen Thriller handelt. Wer dann genau das erwartet, könnte wohl enttäuscht werden, mit einem unvoreingenommenen Blick auf den tatsächlichen Film, kann man sich hier jedoch auf einen wirklich faszinierenden Trip einlassen. Ein Großteil der Handlung wird dabei in Rückblicken erzählt, während dem Gespräch zwischen einem Kellner und einem Schreiber in einer Bar. Die Sogwirkung der erzählten Story setzt dabei sofort ein und es entsteht eine ganz eigene Spannung, die auf billige Schauwerte verzichtet und sich ganz auf die Charaktere verlässt.

Und hier komme ich auch schon zu der jungen Australierin Sarah Snook (Jessabelle), die es nach dieser Performance in Hollywood noch sehr weit bringen wird, sonst rennt dort einiges ganz schön schief. Noch nie habe ich eine Aussenseiterin gesehen, die geächtet von der Gesellschaft, trotzdem so eine souveräne Überlegenheit ausstrahlt. Trotz ihrer Intelligenz und ihrer emotionalen Schutzschicht, wirkt sie unheimlich menschlich und strahlt eine sehr interessante Aura aus. Und dann ihr nuancenreiches Spiel als Mann, sie sitzt wie einer, redet wie einer, doch irgendwas wirkt seltsam. Doch dass dies dieselbe Person ist, erkennt man nur an der Ähnlichkeit des Gesichts.

Die Regisseure waren sich sichtlich bewusst, was sie mit ihr für einen Glücksgriff gemacht haben, denn alle übrigen Darsteller, agieren in unterstützender Funktion. Dass soll jetzt Ethan Hawkes (The Purge) Arbeit hier in keiner Weise schlecht machen, doch bei ihm wusste ich eben bereits, dass er es drauf hat. Sein Agent ist smart, getrieben und der ständige Tanz am Abgrund, verbindet ihn mit der von Snook gespielten Figur. Als einziger noch erwähnenswert ist Noah Taylor (Mindscape) in seiner Nebenrolle als ruhiger Kopf der Organisation der Zeitagenten.

Neben den Performances lebt der Film eindeutig von seiner Geschichte, wobei zuviel zu verraten, hier ein großer Fehler wäre. Nur soviel sei gesagt, ich war mir am Ende nicht mehr ganz sicher, ob und wenn wo da logische Fehler drinnen waren oder ob das gesamte hier geschaffene System in sich schlüssig ist. Aber wer bin ich schon um das zu beurteilen, meine letzte Zeitreise ist schon einige Zeit her, oder eben auch nicht, kommt drauf an wann ich wohin gereist bin und was ich dort getan habe. Nicht so einfach diese Sache.

Zusätzlich zu den Experimenten mit der Zeit wird auch die Frage nach der Vorbestimmung aufgeworfen, nämlich ob es Dinge gibt, die einfach so sein sollen und nicht geändert werden können. Die Antwort für die Filmhandlung ist dabei eindeutig und auch als Zuschauer macht man sich durchaus Gedanken darüber, ob man sich mit manchen Sachen, die nicht mehr zu ändern sind, einfach abfinden sollte und sie als vorherbestimmt bezeichnet und somit mit ihnen Frieden schließen kann.

Insgesamt ein von der gesamten Inszenierung her fesselnder Film, bei dem die spannende und eigenständige Story von einer überragenden Hauptdarstellerin getragen wird und man am Ende fast nicht anders kann, als über das eben gesehene (laut) nachzudenken. Kann das sein? Nein, das geht nicht! Da sind logische Fehler drin! So ein Blödsinn! Damit hab ich nicht gerechnet! Eines wurde mir dabei auf jeden Fall klar: Wenn ein Film es schafft, derart unterschiedliche aber immer starke Emotionen zu erzeugen, dann haben die Verantwortlichen alles richtig gemacht.

„Predestination“ bekommt von mir 9/10 sich seiner Bestimmung fügende Empfehlungspunkte.

[amazon template=multinational&asin=B00Q8Y6UHY,B00TIQM618]


One thought on “Predestination (Filmkritik)

  1. Dieser Film ist ein unglaublich spannender Einblick in das Leben einer ungewöhnlichen Person. Das Element Zeitreise führt die jeweiligen Abschnitte perfekt zusammen (ich für meinen Teil konnte keine Logikfehler finden) und am Ende bleibt die Gewissheit, das man in manchen Situation selbst der eigene, größte Feind ist.

    Predestination hat die neun Punkte meiner Meinung übrigens voll verdient!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.