Stolz & Vorurteil – Pride & Prejudice (Filmkritik)

Elisabeth’s Mutter Mrs Bennet (Brenda Blethyn) hat scheinbar nur ein Ziel, sie will alle ihrer 5 Töchter so schnell wie möglich unter die Haube bringen. Da kommt es gerade recht, dass ein ebenso reicher wie liebenswerter Mann in das Leben der wandelnden Chaos-Truppe tritt. Mr. Bingley (Simon Woods) verliebt sich auf Anhieb in Elisabeth’s (Keira Knightley) ältere Schwester Jane (Rosamund Pike). Doch das Schicksal meint es nicht gut mit den beiden und so trennen sich die beiden, ohne von den Gefühlen des anderen zu wissen.

Und da gibt es auch noch den verschlossenen und undurchsichtigen Mr. Darcy (Matthew MacFadyen), der offensichtlich Gefühle für Elisabeth hat. Doch auch hier schlägt das Schicksal den beiden ein Schnippchen und auch dieses Paar trennt sich unverrichteter Dinge. Bis sich die beiden wieder finden, muss falscher Stolz überwunden und Vorurteile müssen geklärt werden.

Pride & Prejudice

Dies ist eine der neuesten Verfilmungen eines Romans aus dem Hause Jane Austen und meiner Meinung nach auch die vielleicht am besten gelungene. Ich habe ja grundsätzlich eine Schwäche für Filme, die einen starken, weiblichen Hauptcharakter haben, etwas dass Jane Austen ja in ihrem Roman zu einer Grundthematik machte. Diese fast schon klassische Liebesgeschichte hat schon fast die Popularität von „Romeo und Julia“ und so sind Mr. Darcy und Elizabeth Bennet ein literarisches Traumpaar.

Der Stoff, dessen Grund-Essenz sich heue nach wie vor in vielen modernen romantischen Komödien wieder finden lässt, war reif für eine neue Version. Regisseur Joe Wright hält sich in seiner Verfilmung strenger an das Original und schafft es bravurös, ein komplettes Buch in zwei Stunden Laufzeit unter zu bringen, ohne dass man das Gefühl hat, essentielle Handlungsstränge würden fehlen. Er schlägt ernstere Töne an, als etwa die hoch gelobte, fünfstündige BBC-Verfilmung mit Colin Firth und Jennifer Ehle in den Hauptrollen.

Die Bennet’schen Frauen sind allesamt toll besetzt. Besonders lustig waren auch die Auftritte von Mrs. Bennet (Brenda Blethyn – Atonement), die mir mit ihrer Hysterie in Punkto der Vermählungen ihrer Töchter mehr als einmal ein Lächeln abrang. Man mag über ihre Besessenheit ihre Töchter an den Mann bringen zu wollen missbilligend den Kopf schütteln, aber man sollte bedenken, welchen Stellenwert die Frau in einer Zeit hatte, in der sie nur als Ehefrau eine „richtige“ Frau war und finanziell immer von einem Mann abhängig war, ja noch nicht einmal Geld erben konnte.

Keira Knigthley (Jack Ryan: Shadow Recruit) als Elizabeth wirkt im Gegensatz zu ihren anderen Schwestern wie ein neutraler, ruhiger Gegenpol, sind doch alle mit der Ausnahme von Jane ausnehmend penetrant und peinlich. Elizabeth Bennet ist eine Frau, die ihren Willen nicht mit weiblichen Reizen durch setzen will, sondern mit Köpfchen. Sie ist sehr belesen und will einen Mann, der ihr intellektuell ebenbürtig ist und weigert sich, einfach irgendjemanden zu heiraten. Sie ist in dieser Hinsicht meiner Meinung nach auch heute noch ein Vorbild.

Der Engländer Matthew MacFadyen (The Three Musketeers) spielt Mr. Darcy anfangs sehr spröde und zurückhaltend, erst im Laufe des Films entdeckt man, dass unter dem Stolz, den er scheinbar an den Tag leg, ein Mann mit Prinzipien versteckt ist, der eher schüchtern, aber grundehrlich ist. Da Mr. Darcy selber nicht genau seine Gefühle Elizabeth gegenüber deuten kann, legt er sich durch seine scheinbare Arroganz ihr gegenüber selber Steine in den Weg.

Rosamunde Pike (Jack Reacher) spielte die sanftmütige, unbedarfte und schüchterne Jane zur Perfektion. Eine absolut positive Überraschung war für mich Donald Sutherland (Die Tribute von Panem: Catching Fire), der Mr. Bennet äußerst sympathisch machte und ihn als einen Mann zeigt, der zwar unter der Fuchtel seiner Frau zu stehen scheint, sich aber von ihr bei entscheidenden Fragen nichts sagen lässt und ihr schon mal Parole bietet.

Die Britin Judy Dench (Skyfall) als Lady Catherine de Bourg hatte ebenfalls einige in Erinnerung bleibende Auftritte wie Kelly Reilly (Sherlock Holmes), die als biestige Schwester von Charles Bingley das damalige Klassendenken darstellt und zeigt, wie man jemanden degradieren kann, ohne ein wirklich böses Wort zu verlieren.

Das einzige Manko an diesem Film ist das abrupte Ende, sodass ein Normalkinogänger – der gerne sieht, wie das Paar heiratet und ewig glücklich ist – vielleicht enttäuscht ist. Auch die Kostüme wirkten authentisch und manche Kamera-Aufnahmen waren wirklich atemberaubend schön, vor allem wenn Elizabeth mit ihrem Onkel auf Reisen ist durch grüne Hügellandschaften, die fast ein wenig ans Auenland erinnern. Ein weiterer Pluspunkt: der atemberaubend schöne Score des Italieners Dario Marianelli.

Fazit: Eine tolle Romanverfilmung, wie sie kaum besser sein könnte. Alles in allem – ein toller Film.

Noch eine Weisheit in Punkto Männer: „Männer sind entweder von Dummheit zerfressen oder von Arroganz. Und ist einer liebenswert, lässt er sich so leicht lenken, als hätte er keinen eigenen Verstand.“

Dieser Film bekommt von mir 8,5/10 stolze, aber vorurteilsfreie Punkte.


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