Oculus (Filmkritik)

Tim (Brenton Thwaites) ist sich sicher, dass sein Vater ein Mörder war. Immerhin hat er die Mutter getötet und versuch ihn und seine Schwester zu ermorden. Zumindest ist er mittlerweile dieser Meinung. Dank Therapie und vielen Jahren Abstand ist er nun bereit das einzusehen und in die „normale“ Welt entlassen zu werden. Seine Schwester Kaylie (Karen Gillan) soll ihm dabei helfen mit den Irrungen aus ihren Jugendtagen fertig zu werden.

Aber Kaylie hat andere Pläne, denn genauso wie Tim, hat sie den „Dämon“ gesehen, der im Spiegel hauste, den ihr Vater damals gekauft hat und Tim und sie haben sich geschworen, dass sie nie vergessen werden, was sie da einst erlebt haben. Als Tim also nun der Meinung ist, er habe sich alles nur eingebildet, wird Kaylie direkter – sie holt Tim in ihr altes Haus, in welchen sie auch „den Spiegel“ geholt hat, denn sie will aufzeichnen, was geschieht, wenn man den Spiegel vernichten will.

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Zuerst mal kurz zu dem Mann hinter dem Film, denn dieser ist mir kein Unbekannter: Er hat mich bereits bei „Absentia“ absolut positiv überrascht. Ich hatte bei „Oculus“ keine wirklichen Erwartungshaltungen, weil mich der Trailer an einen weiteren „Haunted House“-Film erinnert hat. Erst als ich entdeckt habe, dass Mike Flanagan dahinter steckt, dachte ich, dass der Film einen Blick wert sei und – hui, definitiv ist er das.

Was sich hinter der klassischen „Ein böses Artefakt im Haus treibt alle in den Wahnsinn“-Geschichte versteckt ist, weit mehr als das. Denn der gute alte Mike hat es ja doch ziemlich drauf, wie ich bereits bei „Absentia“ mehrfach festgestellt habe – im Unterschied zu „Absentia“ kann ich nur sagen, dass der gute Herr noch ein paar Schäufelchen draufgelegt hat. In allen Belangen. Der Terror ist direkter, er ist subtiler, er ist versteckter und er ist bis zum Ende hin nicht ganz klar, was eigentlich genau passiert ist. War tatsächlich alles nur im Kopf der Darsteller/innen, oder lebt doch etwas in dem Spiegel?

Wie dem auch sei – wirklich gut gemacht ist die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wird: Flanagan erzählt seine Geschichte nicht chronologisch, also … eigentlich doch, aber auf zwei Zeitebenen. Denn während Tim und Kaylie der Sache in der Jetztzeit auf den Grund gehen wollen (und Kaylie Tim vom Dämon überzeugen will, während Tim sie von ihren Wahnvorstellungen überzeugen will), wird die Geschichte erzählt, die sich „damals“ zugetragen hat und die auch der Grund ist, warum Tim und Kaylie in der jetzigen Lage stecken.

Ein alter Trick? Sicher. Aber in diesem Fall verdammt effektiv. Ich bin auf der Kante meiner Couch gesessen und konnte teilweise kaum glauben, was das auf dem Bildschirm passiert – auch deshalb, weil Flanagan es schafft bereits bekannte Situationen anders als gewohnt aufzulösen. Das hatte ich schon lange nicht mehr erlebt – sicher, es geht hier um Details, aber gerade die machen doch einen guten Film aus, oder?

So ein Film lebt natürlich von mehreren Faktoren: Das Drehbuch habe ich aber – glaube ich – bereits genug gelobt. Gleiches gilt für die Regie. Meine Begeisterung ist vermutlich gut zu erkennen.

Wirklich gut machen den Film aber auch die Darsteller. Gerade die beiden Hauptdarsteller Karen Gillan (bald in „Guardians Of The Galxy“ – verdienterweise – als Nebula, eine der (fast) Hauptcharaktere) und Brenton Thwaites (aktuell im leider schlechten „Maleficent“ zu sehen) und deren jüngere Gesichter namens Annelise Basso als junge Kaylie und Garrett Ryan als junger Tim. Auch die Eltern – vor allem die Mutter, wunderbar gespielt von Katee Sackhoff, am besten wohl bekannt aus „Battlestar Galactica“ oder dem letzten „Riddick“ – hinterlassen einen tiefen Eindruck.

Ich gebe zu – das Ende ist ein Schlag in die Magengrube und vielleicht auch nicht unbedingt sehr originell, aber auf jeden Fall passend zum Setting.

Alles in allem kann ich nur sagen, dass mich der Film in Story, Machart und Inszenierung wirklich positiv überrascht hat. Die Story mag in ihren Grundzügen nicht neu sein, aber Flanagan und sein Team schaffen es tatsächlich daraus etwas Neues, Spannendes und auch emotional Berührendes zu machen. Was ich gelernt habe: Flanagen ist ein Regisseur und Drehbuchautor, den ich im Augen behalten muss. Und ihr? Ihr solltet „Oculus“ eine Chance geben – ob euch der Trailer jetzt anspricht oder nicht.

„Oculus“ bekommt von mir 8,5 von 10 sich seinen Ängsten stellen müssende Punkte.

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