Compound Fracture (Filmkritik)

Nachdem Michael (Tyler Mane) vor vielen Jahren als Teenager sein Elternhaus und somit vor allem seinen gewalttätigen Vater Gary (Muse Watson) hinter sich gelassen hat, gab es nie einen Grund für ihn, jemals zurück zu blicken. Nachdem jedoch seine Schwester von ihrem eifersüchtigen Freund William (Derek Mears) erstochen wurde und Michael dafür ihren Mörder erschoss, versucht er zusammen mit seiner Frau und dem Sohn seiner Schwester, die geschrumpfte Familie wieder zusammen zu führen.

Aus Gary ist jedoch ein paranoider und kranker alter Mann geworden, der sein Gebäude hoch umzäunt hat und überall Überwachungskameras angebracht hat. Nach anfänglichen Verständnis-Schwierigkeiten wird jedoch schnell klar, dass diese Vorsichtsmassnahmen durchaus berechtigt sind. Die Familie hat nämlich ganz eigene Probleme, die den Glauben an das Übernatürliche verlangen und nicht so leicht zu lösen sind.

Compound Fracture

Michael Myers kämpft mit Hilfe von Ben Willis gegen Jason Voorhees. Wer sich bei diesem Satz auskennt, der muss ein echter Horror-Fan sein und im speziellen ein Freund des beliebten Sub-Genres der Slasher-Filme. Zur Erklärung: Tyler Mane hat in den beiden Halloween Teilen von Rob Zombie den Killer Michael Myers verkörpert, Muse Watson war in den zwei „Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast“ Filmen der Schurke mit dem Haken und Derek Mears spielte den Hockey Masken tragenden Mörder Jason im „Freitag der 13“ Remake aus dem Jahr 2009.

Jetzt aber zurück zu den nüchternen, weniger nerdigen Fakten. Hauptdarsteller Tyler Mane hat zusammen mit Renae Geerlings, die sowohl im wahren Leben als auch im Film seine Ehefrau ist, im Jahre 2010 eine Produktionsfirma gegründet. „Compound Fracture“, was wörtlich übersetzt so viel wie mehrfacher oder auch offener Bruch bedeutet (auf den Film bezogen aber vielschichtig gedeutet werden kann), ist der erste Film dieser Firma und das Ehepaar produziert, hat das Drehbuch geschrieben und auch gleich zwei der Hauptrollen übernommen. Für Regie, Kamera und Schnitt war der als Regisseur noch eher unerfahrene Anthony J. Rickert-Epstein verantwortlich.

Der Film ist klar aus der Independent-Film Richtung und konnte somit auf kein großes Budget zurück greifen. Das ist aber auch gar nicht nötig, denn wenn man mit einem gewissen Respekt für das Genre und einer Ernsthaftigkeit an die Arbeit geht, dann hebt man sich fast schon automatisch von der breiten Masse der eher lieblos herunter gekurbelten B-Movie Horror-Produktionen ab. Vor allem fällt auf, dass die Figuren hier weniger klischeehaft wirken und man es ausserdem schafft, dass die Beteiligten dem Zuschauer nicht egal sind.

Natürlich sind die Darsteller weit entfernt davon großartig zu sein und wenn man gemein ist könnte man auch sagen, dass es schon einen Grund gibt, warum sie in früheren Rollen ihre Gesichter hinter Masken verstecken mussten. Abgesehen von Alex Saxon, der den Sohn spielt und irgendwie gar nicht überzeugend ist, sind aber alle mit vollem Engagement bei der Sache. Derek Mears (Hänsel und Gretel: Hexenjäger) darf wieder mal mit irrem Blick ausgestattet für Chaos sorgen und Tyler Mane (X-Men) funktioniert als brummbäriger Antiheld recht gut.

Vor allem aber Muse Watson (The Last Exorcism 2) macht seine Sache super und es ist wirklich spannend zu beobachten, wie sein von Demenz geplagtes Gehirn Schwierigkeiten damit hat, Gegenwart und Vergangenheit auseinander zu halten und die aktuell realen Geister auch als solche zu erkennen. Funktioniert übrigens erstaunlich gut der Übergang vom Drama zum Geister-Schauergeschichte und auch die CGI-Effekte sind angenehm zurückhaltend und weniger künstlich, als ich es von vielen anderen Filmen gewöhnt bin.

Ein sehr kurzweiliger Genrebeitrag also, der zwar in ein paar Szenen doch eher unfreiwillig zum Lachen anregt, insgesamt aber dann vor allem wegen seiner engagierten Machart überzeugen kann. Ein wenig Familiendrama, gemischt mit Grusel-Stimmung, ein paar plakativen Gewalt-Spitzen und netten Kameratricks, die eine eigenständige Atmosphäre erzeugen. Kann man sich mit der richtigen Erwartungshaltung ruhig ansehen, für so eine kleine Produktion, ist der Film trotz seiner Schwächen wirklich gelungen. Bin schon neugierig wie „Penance Lane“ wird, der zweite Film der Firma der Familie Mane.

„Compound Fracture“ bekommt von mir 6/10 die Familie nie mehr los lassende Empfehlungspunkte.


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