1968 Tunnel Rats (Filmkritik)

Während des Vietnamkrieges wird eine Truppe von jungen amerikanischen Soldaten mit einer speziellen Aufgabe ins feindliche Kriegsgebiet geschickt. Sie sollen so viele Schächte wie möglich im weitverzweigten Tunnelsystem der Vietkong ausfindig machen und den Feind darin aufspüren und vernichten. Da die Vietnamesen ihre strategisch wertvollen Tunnel mit zahlreichen Fallen bzw. versteckten Soldaten ausgerüstet haben, entwickelt sich die ganze Mission schnell zum Selbstmordkommando.

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Tja, dies ist ein Uwe Boll Film. Einer der wohl meistgehassten Regisseure der Welt macht einen Film, der nicht auf einem Computerspiel basiert (ok, das kommt auch bei ihm manchmal vor)? Er schreibt das Drehbuch selbst, produziert und führt Regie und möchte auch noch etwas aussagen mit dem Gesamtwerk? Geht das denn? Kann der das?

Also meiner Meinung nach kann der das sehr wohl, man merkt beim Betrachten des Filmes nie, dass Herr Boll Regie geführt hat. Dies könnte man bei manchen Regisseuren auch wegen dem mangelnden Wiedererkennungswert bzw. fehlendem eigenen Stil als negativ auslegen, im Falle von Mister Boll ist dies aber auf jeden Fall ein Bonuspunkt.
Natürlich könnte man auch sagen, dass Boll sowieso besser wäre würde er nur Storys verfilmen, die ihm auch am Herzen liegen, er geht aber lieber den einfachern Weg der Auftragsarbeit, indem er sämtliche Videospiele verfilmt und dabei meistens Trash abliefert, dafür bei den Dreharbeiten mächtig Spass hat. Hm, wer weiß schon genau (bzw. will es überhaupt wissen) wie Mister Boll wirklich tickt?

So genug über den Macher dieses Werkes, auf zur Filmbeschreibung. Tunnel Rats nimmt Bezug auf die Realität in den Zeiten des Vietnamkrieges und erzählt dabei die speziell auswegslose Situation der sogenannten Tunnel Rats. In einen feindlichen engen Schacht kriechen in dem es dunkel ist, die Luft stickig, überall Fallen lauern und der Gegener sich viel besser auskennt als man selber. Das ist die Ausgangsposition für den bunten Haufen amerikanischer Jungsoldaten, die bereits im Verlauf des Filmes an ihrem ersten Auftrag scheitern.

Sehr schön finde ich hier, dass Mister Boll darauf verzichtet hat, eine der beiden Seiten als gut und die andere als böse darzustellen. Auch wenn die Geschichte aus amerikanischer Sicht erzählt wird, gibt es auch Einblicke in die Gefühlswelt des „Feindes“ und die Sympathien zu verteilen, ist für den Zuseher keine leichte Aufgabe. Zu wem helfe ich? Wer soll gewinnen? Abgesehen davon, dass man das Ende dieses Krieges ja bereits kennt, kommt hier die zweite Message des Filmes sehr gut herüber. Gewinnen wird hier niemand, im Krieg gibt es nur Verlierer.

Die Actionszenen wirken wie in einem grimmigen 80er Jahre Actionfilm, passen daher perfekt in die schmutzige Grundstimmung des Filmes. Die Schauspieler sind allesamt unbekannt bis auf den ebenfalls in den 80er Jahren erfolgreichen Actionhelden Michael Pare (der schon in mehreren Boll Filmen dabei war). Keiner der Darsteller fällt negativ auf und es scheint wirklich so, als würde jeder sein Bestes geben (auch untypisch für Boll´s frühere Werke). Als Antikriegsfilm funktioniert Tunnel Rats also ganz gut, mit Werken wie Apocalypse Now oder Platoon braucht man ihn aber nicht vergleichen, aber welcher Film dieses Genres würde so einem Vergleich schon wirklich standhalten?

Eine weiterer Stärke des Filmes sind die zahlreichen Tunnelszenen. Eindeutig nichts für Menschen mit Klaustrophobie, überträgt sich die drückende Stimmung auf engstem Raum schnell auf den Zuseher. Dabei erleuchtet nur das Licht der Taschenlampen das Geschehen, gerade aber durch die schlechtere Sicht wird zusätzlich Spannung erzeugt.

Eine Szene bleibt hier besonders im Gedächtnis, als ein Soldat nach gewonnenem Kampf, vor und hinter sich im Tunnel zwei Leichen liegen hat. Es folgt eine minutenlange Szene, in der sich der Soldat mit seinem Messer durch einen der Körper durchschneidet, damit weiterkommt und nicht steckenbleibt. Die Musik brodelt dabei unruhig im Hintergrund, während man zwar nicht viel sieht, aber die Geräusche des schneidenden Messers und das verzweifelte Schnaufen des Soldaten noch länger in Erinnerung bleiben.

Insgesamt also sicherlich einer der besten Boll Filme, der den Zuseher zwar mit keinem guten Gefühl entlässt (soll er auch nicht), doch auch nicht das Gefühl vermittelt, seine Zeit sinnlos vertan zu haben.

1968 Tunnel Rats bekommt von mir 7/10 bolluntypische Empfehlungspunkte.


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