Lang lebe Charlie Countryman – The Necessary Death of Charlie Countryman (Filmkritik)

Nachdem Charlie (Shia LaBeouf) dabei sein wollte, als bei seiner Mutter (Melissa Leo) die lebensverlängernden Apparate ausgeschaltet wurden und sie so schnell sterben konnte, kauert er völlig niedergeschlagen am Krankenhausboden. Auf einmal sitzt seine Mutter jedoch neben ihm, um sich zu verabschieden und ihn – weil er nicht weiß was er jetzt tun soll – auf einen Trip nach Bukarest zu schicken.

Bald darauf setzt er sich in ein Flugzeug und kommt mit seinem Sitznachbar ins Gespräch, der nach einem Nickerchen plötzlich tot an seiner Schulter lehnt. Nach der Landung trifft Charlie auf Gabi (Evan Rachel Wood), die Tochter des soeben Verstorbenen und erzählt ihr von den letzten Augenblicken mit ihrem Vater. Charlie fühlt sich von Gabi wie magisch angezogen. Ist sie der Grund, warum ihn seine Mutter nach Bukarest geschickt hat, oder wollte sie ihn ursprünglich eigentlich nach Budapest schicken?

The Necessary Death of Charlie Countryman

Nach einer Musik-DVD für Sänger Moby und nur einem Kurzfilm, liefert Regisseur Fredrik Bond hiermit sein Filmdebut ab. Gedreht wurde in Rumänien, somit ist sowohl von der Location als auch von der Sprache her (klar wird hier mehr englisch geredet, aber trotzdem) für Authentizität gesorgt. Hauptdarsteller Shia LaBeouf stieg im frühen Stadium dieses Projektes aus, Zac Efron wurde für die Rolle ausgewählt, doch LaBeouf kehrte wieder zu diesem Film zurück, was sich als Glücksgriff erweisen sollte.

„Charlie Countryman“ versprüht beinahe von der ersten Minute an dieses unsicher machende aber gleichzeitig auch faszinierende Gefühl, den Boden unter den Füssen zu verlieren, weil man einfach keine Kontrolle über die Dinge hat, die passieren werden. So etwas nennt man Leben, richtig? Doch wenn dann Charlie Gespräche mit seiner verstorbenen Mutter führt und auch sein Sitznachbar im Flieger noch eine letzte entscheidende Botschaft post mortem für ihn auf Lager hat, dann verschmilzt die für alle sichtbare Welt mit Charlie´s innerer zu einem spannend-surrealen neuen Mix.

Charlie´s Liebe, oder passender Faszination auf den ersten Blick, die er für Gabi empfindet, führt ihn von einer chaotischen Situation in die nächste. Dabei kann er zwar immer weniger bestimmen was als nächstes passieren wird, dafür weiss er um so genauer, was er will. Schon die erste gemeinsame Szene, in der Gabi an Charlie´s T-Shirt ihren Kopf legt um daran zu riechen, da ihr Vater daran gelehnt hatte, ist irgendwie anders und auch für Liebes-Film Verweigerer müsste somit klar werden, dass es hier nicht auf ausgetretenen Genrepfaden dahingehen wird.

Shia LaBeouf (Transformers: Dark of the Moon) liefert hier eindeutig die bisher beste Performance seiner Karriere ab. Angeblich hat er sich ja für die Drogenszenen vorbereitet, in dem er wirklich high beim Filmen war, um echt authentisch rüber zu kommen. Ob das nötig war weiss ich nicht, die Sequenzen sind zwar toll, doch vor allem seine Art wie er mit diesem beinahe kindlichen Verlangen in den Augen und dieser ständigen Überwindung seiner Ängste – sozusagen als Spielball seiner Gefühle und des Willens der Menschen in seiner Umgebung – durch die Handlung getrieben wird, ist vollkommen mitreissend.

Evan Rachel Wood (The Ides of March) hat hier nicht nur ihre langen blonden Haare für einen roten Kurzhaarschnitt eingetauscht, sondern sich auch (in der Originalfassung versteht sich) einen überzeugenden rumänischen Akzent zugelegt. Zwischen LaBeouf und ihr stimmt einfach die Chemie und es ist wirklich schön zu beobachten, wie er in ihr wieder Gefühle wecken kann bzw. sie ihre Schutzschicht langsam aber sicher abbaut, um ihn hereinlassen zu können. Sicher was sie als nächstes tun wird, kann man sich dabei aber trotzdem nie sein.

Mads Mikkelsen (Hannibal) nutzt wieder mal seine starke Präsenz und sein Charisma um als Gabi´s gewalttätiger Ex-Mann für psychische und physische Schmerzen bei den beiden Hauptcharakteren zu sorgen. Til Schweiger (Far Cry) ist als bedrohlich wirkender Barbesitzer/Gangster mit dabei und seine Performance fand ich echt lustig, fast schon selbstironisch, was sein „harter Kerl“ Image anbelangt. Rupert Grint (Ron aus „Harry Potter„) sollte ich auch noch erwähnen, der wie andere Kinderstars vor ihm sein Image zu bekämpfen versucht und das mit Drogen, Alkohol und einer durch zuviel Viagra verursachten Dauererektion, auch erfolgreich tut.

Irgendwo zwischen märchenhaft und Trip artig / liebevoll verklärt und brutal real pendelt sich dieses am Ende ziemlich befriedigende Gesamterlebnis dann ein, das in seinen besten Momenten, nicht zuletzt auch durch die starken Bilder und die klug eingesetzte Musik, ein paar perfekte Augenblicke einzufangen weiss. Die Darsteller tun ihr übriges und so bleibt bei mir nur noch der Wunsch, dass Regisseur Bond, Fredrik Bond, bald auf den Regiestuhl zurückkehrt und sich von Hollywood nicht verbiegen lässt.

„The Necessary Death of Charlie Countryman“ bekommt von mir 8,5/10 die Liebe in Bukarest und sich selbst findende Empfehlungspunkte.

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