Wrong (Filmkritik)

Der Tag beginnt schon mies. Paul ist weg und Dolph (Jack Plotnick) kann ihn nirgends finden. Dabei ist Paul doch sein ein und alles. Was ist Paul? Ein Hund. Dolphs Hund. Kurz darauf verschwindet die Palme in seinem Garten und stattdessen steht da eine Tanne. Und der Nachbar, der jeden Morgen joggen geht, verlässt die Stadt für immer, allerdings nicht ohne vorher darauf hinzuweisen, dass er noch nie im Leben gejoggt hat. Im Büro von Dolph regnet es permanent. Die Dame am anderen Ende der Pizzabestellhotline verliebt sich in seine Stimme und will ihren Mann für ihn verlassen, dabei hat sich doch nur der Gärtner für ihn ausgegeben und als auch noch Master Chang Kontakt mit ihm aufnimmt, weil er ihm beibringen will, wie er seinen Hund telepathisch finden kann, fängt die Sache erst so richtig an seltsam zu werden …

Wrong Film

Also, was Quentin Dupieux („Rubber„) uns da mit „Wrong“ bietet, das findet man im Kino nur selten. So viele absurde Siutationen mit so vielen schrägen und dennoch liebenswerten Personen in einem Film versammelt, das findet man nur sehr, sehr, sehr selten. So viele Dialoge, die einerseits völlig sinnfrei und andererseits doch wieder extrem tiefgründig sind – das geht normalerweise überhaupt nicht. Ich weiß gar nicht, wo ich da anfangen soll. Am besten nirgends. Am besten sage ich einfach: Jede/r, der/die mit surrealen Humor und absurden Momenten etwas anfangen kann MUSS sich diesen Film ansehen. Dass am Ende alles halbwegs Sinn ergibt und man ein entspanntes Grinsen im Gesicht hat, spricht nur noch mehr für den Film.

Die ersten paar Minuten war ich mir nicht sicher, was ich von dem Film halten sollte, aber je länger er dauerte, je absurder die Momente, desto mehr Spaß macht er und desto öfter konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Dazu kommt noch, dass alle, wirklich alle in dem Film perfekt besetzt sind. Von Jack Plotnick als Dolph Springer („Rubber„), der den liebevoll nach seinem Hund suchenden herzerweichend spielt, über Eric Judor („Barfuss“) als Gärtner, Alexis Dziena („Mimic 3“, „Broken Flowers“) als Emma, die Dame vom Pizzaservice die völlig irre, aber doch irgendwie lieb ist, über William Fichtner („The Dark Knight„, „Armageddon„, „The Lone Ranger„), der als Master Chang absolut ein Highlight des Films darstellt – wenn ihr mal einen absolut coolen Guru sehen wollt: Hier ist er – bis hin zu Steve Little („Balls Of Fury“), der Ronnie spielt, einen Detektiv, der beauftragt wurde Paul zu finden. Sie alle sind mit ganzem Herzen dabei und spielen ihre Rollen völlig ernst – ganz egal, wie absurd der Moment sein mag.

Es ist schwer zu beschreiben, was den Film so einzigartig und dennoch sehenswert macht, denn viele werden ihn vermutlich als kompletten Schwachsinn ansehen, aber trotz all der absurden Momente spürt man die ganze Zeit über, wie viel Liebe in dem Film und den Figuren steckt und die ganze Zeit über ist das Herz des Films am richtigen Fleck.

Vielleicht könnte man sagen: Amelie trifft David Lynch, aber das kommt nicht ganz hin. Dennoch – so ungefähr fühlt sich die Sache an. Als würde Cooper in Twin Peaks keinen Mord aufklären, sondern einen Hund suchen. Umgeben von seltsamen Leuten und dennoch immer auf Ziel.

Was war jetzt seltsamer? Die Tatsache, dass Dolph wirklich Kontakt mit seinem Hund aufnimmt – per Telepathie? Oder das Emma (die Pizzaverkäuferin) sich in Dolphs Stimme verliebt, ihm Sex anbietet, sein Gärnter sich für ihn ausgibt und so gut im Bett ist, dass sie ihren Mann für ihn verlässt, dann aber feststellt – als sie plötzlich vor seiner Tür steht, dass er „heute ja ganz anders aussieht als gestern“ und trotzdem bei ihm einzieht (bei Dolph, nicht beim Gärtner)? Während – wohlgemerkt – er keine Ahnung hat, wer sie ist, aber er ohnehin damit beschäftigt ist zu Stufe 7 aufzusteigen, weil sein Hund ihn sonst telepathisch nicht hören kann? Oder dass die Palme im Garten plötzlich eine Tanne ist und sein Gärnter halt eine neue Tanne besorgt, aber niemand irgendwie besonders daran interessiert zu sein scheint, wie das passieren konnte? Oder der Polizist, der zwar bei einem Unfall seinen Kollegen fragt, was passiert ist, sich aber weigert das Dolph zu sagen, einfach weil er ihn nicht mag? Oder der Detektiv, der die Erinnerungen von Hundeexkrementen(!) anzapft, um deren letzten unbewussten Erinnerungen anzuzapfen, damit er durch eine spezielle Kamera sehen kann, was diese gesehen haben?

Wählt euch einen Moment aus – am Ende werdet ihr auf jeden Fall Tränen der Freude in den Augen haben und euch zufrieden grinsend in den Sessel fallen lassen. Ohne genau sagen zu können, was die letzten eineinhalb Stunden eigentlich passiert ist, aber zumindest der Meinung, dass die Welt zwar voll von abartigen Sachen ist und dennoch voller Wunder. Ja. So schräg und schön ist der Film.

„Wrong“ bekommt von mir 9 von 10 möglichen, alles für seinen Hund gebende, Punkte

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