Nach einer missglückten Mission in Osteuropa inklusive Gefangenschaft und anschliessender Folter, flüchtet Black Ops Agent Malcom Gray (Idris Elba) aus der Rehabilitationsklinik. Sein Körper ist bis auf die zahlreichen hässlichen Narben wieder verheilt, doch seine Psyche leidet furchtbar unter seinen grausamen Erinnerungen. Verschanzt in einem heruntergekommenen Hotelzimmer mitten in Brooklyn, denkt er über sein Leben und seine Zukunft nach.
Im geheimen Auftrag seines politisch sehr erfolgreichen Bruders Senator Darnell Gray Junior, hat Malcom mehrere grausame Morde begangen, von denen er unbedingt der Welt erzählen muss. Was aus ihm selber wird ist ihm dabei egal, Hauptsache die ganze Welt wird erfahren, mit welchen Methoden sein Brüderlein an die unverdiente Macht gekommen ist.
Regisseur und Drehbuchautor Thomas Ikimi ist ein in London lebender Nigerianer mit Doppelstaatsbürgerschaft. Als er für seinen Film Legacy weder in England noch in Amerika die nötigen Gelder auftreiben konnte, ging er mit seinem finanziellen Anliegen in sein zweites Heimatland. Dort bekam er nur weil er Nigerianer war und nicht weil irgendjemand das Skript des Filmes gelesen hatte, sofort die nötigen Gelder zur Verfügung gestellt. Das ist doch mal eine Enstehungsgeschichte, die man nicht alle Tage zu hören bekommt.
Legacy ist ein kammerspielartiger Film, der abgesehen von einigen Rückblenden und einer kurzen Sequenz am Ende, ausschließlich in einem Hotelzimmer spielt. Dabei wird dem Zuseher schnell klar, dass nach einiger Zeit die sogenannte Realität und der Wahnsinn, der im Kopf des Hauptcharakters stattfindet, nicht mehr von einander zu trennen sind. Die Glaubwürdigkeit und somit gesamte Qualität eines solchen Filmes, hängt natürlich 100 prozentig von der Performance des über weite Strecken alleine agierenden Schauspielers ab.
Idris Elba hat hiermit wohl entgültig bewiesen, dass er einer der besten schwarzen Darsteller ist, die derzeit in Hollwood zu haben sind (auch wenn er ja eigentlich Engländer ist). Ausstrahlung und Charisma hatte er ja auch schon in Actionspassfilmen wie RocknRolla, The Losers oder Takers zur genüge gezeigt, doch wer seine Performance in Legacy gesehen hat, der weiß wie großartig Elba wirklich sein kann, wenn ihm die richtige Rolle angeboten wird (sein Können ist auch in der Serie Luther eindrucksvoll).
Traurig, wütend, irre, hilfesuchend, mordlustig, verzweifelt, aggressiv, liebend. So ziemlich alle möglichen und unmöglichen Aspekte der menschlichen Gefühlswelt lasst uns Elba gemeinsam mit ihm sozusagen hautnah erleben. Angeblich soll der Zeitplan beim Drehen ja so eng gewesen sein, dass er sich während der gesamten Produktion die meiste Zeit nur in zwei Räumen aufhielt. Entweder er spielte im als Hauptset fungierenden Raum, oder er bereitete sich im eigenen Hotelzimmer auf die nächste Szene vor. Der Regisseur schafft es hier souverän, die real angespannte Atmosphäre in seine abgefilmte Welt nahtlos zu übertragen.
Filmtechnisch gibt es auch sonst nichts auszusetzen, vor allem die unberechenbar wirkende Kameraführung und die verblüffend echt aussehenden MakeUp- Effekte der Narben von Malcom, haben mir hier besonders gut gefallen. Legacy ist nicht immer leicht anzuschauen und hat teilweise auch leichte Probleme die Spannung zu halten. Wer klare Antworten möchte, der ist hier auch fehl am Platze. Im Prinzip könnte die ganze Story nur dem Gehirn der Hauptfigur entsprungen sein, oder aber es ist alles bis auf die offentsichtlichen Halluzinationen (z.b. wenn tote Kameraden zu Besuch kommen) echt gewesen. Keine Ahnung, dies muss jeder Zuschauer wohl für sich selbst entscheiden.
Als Idris Elba One Man Show ist dieser Film jedoch sehr empfehlenswert und eine wahre Demonstration echter Schauspielkunst. Ein etwas anderes Erlebnis eben, dass sogar einen Nahkampf im Stil der Bourne-Filme zu bieten hat, der sehr gut in die Handlung eingebaut ist und eine leichte und angenehme Auflockerung bei all der Dramatik bietet.
Legacy bekommt 7/10 sich bei der Selbstfindung beinahe ganz verlierende Empfehlungspunkte.