Alarum (Filmkritik)

Joe (Scott Eastwood) ist ein Spion, der bei einem Auftrag auf die Doppelspionin Lara (Willa Fitzgerald) trifft. Sie verletzt ihn zwar, fragt ihn aber kurze Zeit später, was er noch so vor hat. Fünf Jahre später sind beide verheiratet und gemeinsam untergetaucht.

Das Versteckspiel hat jedoch ein jähes Ende, denn verschiedene Geheimdienste suchen nach einer Festplatte aus einem abgestürzten Flugzeug, dass in der Nähe ihres Versteckes gecrasht ist. Mit Chester (Sylvester Stallone) wird dann auch noch ein alter Bekannter von Joe geschickt, um diesen zu beseitigen…

Der neue Film von Regisseur Michael Polish hat in etwa das gleiche Gimmick, wie die Bruce Willis Filme der letzten Jahre, nur dass dieser dann seine Krankheit als finale Erklärung abgeben konnte. Ich meine damit ein großer Name steht mit Sylvester Stallone drauf, der dann kaum Screentime hat und wenig bis keine Spiellaune an den Tag legt. Force of Nature, der einzige Film von Polish, den ich bisher gesehen habe, hat Mel Gibson dabei, aber der hatte zumindest seinen Spaß.

Zu einem großen Teil wirkt dies wie der Film eines Menschen, der früher zu viele Shooter gespielt hat und hier Teenager-Fantasien verwirklichen wollte. Ja, es gibt natürlich auch eine erwachsene Entscheidung, bewusst einen Film in diesem Stil zu machen, doch das ist meiner Ansicht nach, hier nicht der Fall. Rein schon die grundsätzliche Ausgangslage – durchbrennen mit der feindlichen Doppelagentin – in meiner Jugend wäre das wohl an ultimativer Coolness nicht zu überbieten gewesen.

Das wiederum erzeugt ein paar der wenigen witzigen Momente, denn auf seine Wunden angesprochen meint Joe, er habe die Dame, die diese verursacht hat, einfach geheiratet oder auf die Frage, ob sie ihn verraten hat, zuckt er mit den Schultern und meint, sie wäre von Beginn an eine Doppelagentin gewesen. Was meint ihr, liebe Leser, sollen wir diesen Film ernst nehmen? Ist das noch eine hippe und lässige Antwort des Helden, oder sind wir schon im lächerlichen Bereich?

Wie Joe seine Feinde mit endlos erscheinender Munition und ohne jemals getroffen zu werden – obwohl er brav immer wieder völlig seine Deckung verlässt – beseitigt, ist ebenso fast schon magisch bzw. eine große Kunst. So oder ähnlich machen das freilich viele Filme, aber da wirkt es einfach zumindest fast immer besser. Die CGI-Schüsse besonders bei der Drohne, bringen dann noch zusätzlich künstliches Videospiel-Gefühl hinzu.

Ob man hier jemals auch nur ansatzweise um einen der Protagonisten Angst hat, nun diese Frage brauche ich wohl kaum zu beantworten. Erstaunlich ist wieder mal, wie viele „eigentlich“ gute Leute (nämlich vier) hier dabei sind. Scott Eastwood (Dangerous) als Joe ist cool, schaut grimmig und hat einen trockenen Humor, weswegen er gut genug als Held funktioniert. Sylvester Stallone (The Expendables 4) als Chester wirkt wie ein alter Mann, der schon längst in Pension hätte gehen sollen.

Willa Fitzgerald (Strange Darling) als Lara ist schön tough und hat eine verspielt verführerische Ausstrahlung. Mit der vor der Welt zu flüchten, kann man sich schon vorstellen. Mike Colter (Plane) als Orlin hat offensichtlich die meiste Freude mit seinem Akzent zu spielen und so taktisch kaltblütig wie möglich zu agieren. Somit machen die Darsteller (abgesehen von Stallone) hier einiges wieder erträglicher, doch viel retten, können sie auch nicht wirklich.

Zu empfehlen somit ausschließlich für Fans von Eastwood, Fitzgerald oder Colter, die wirklich alles von ihren Lieblingen sehen wollen. So richtig ohne Anspruch ist das für Action-Freunde schon erträglich, man muss aber einfach viel zu oft den Kopf schütteln, weil man das so nicht richtig ernst nehmen kann (obwohl man dies offensichtlich tun sollte). Stallone hat sechs Filme in der Pipeline – auch die Fortsetzung von Samaritan ist mit dabei – spätestens da sollte es dann mit ihm wieder bergauf gehen.

„Alarum“ bekommt von mir 3,5/10 Subtilität unter Spionen völlig vernachlässigende Empfehlungspunkte.


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