Carry-On (Filmkritik)

Ethan Kopek (Taron Egerton) arbeitet am Los Angeles International Airport für die Transportation Security Administration kurz TSA. Wirklich zufrieden ist er mit seinem Job jedoch nicht, weswegen ihn seine schwangere Freundin Nora (Sofia Carson) dazu inspirieren möchte, es noch einmal bei der Polizei-Akademie zu versuchen.

Bald hat Ethan jedoch ganz andere Probleme, denn ein Mann (Jason Bateman) nimmt Kontakt zu ihm auf und stellt ihn vor folgende Situation: entweder er lässt eine bestimmtes Gepäckstück durch, oder Nora wird getötet. Für Ethan, der will dass Niemand zu Schaden kommt, beginnt damit ein Kampf auf psychologischer Ebene, den er scheinbar nicht gewinnen kann…

Für Netflix ist der spanische Regisseur Jaume Collet-Serra, nach Ausflügen in den Fantasy-Bereich (z.b. Jungle Cruise), nun wieder zum Genre des Action-Thrillers zurück gekehrt und man merkt ihm deutlich die Routine in diesem Genre an. Carry-On läuft seit Mitte Dezember 2024 auf dem Streaming-Dienst und spielt auch zur Weihnachtszeit, wo eben besonders viele Menschen Flüge nutzen, um ihre Liebsten zu erreichen aka hier gibt es viele potentielle Opfer.

Zusammengesetzt aus verschiedenen bekannten Stilmitteln ist der Film dann in Summe vor allem eines und das ist gar nicht mal so dumm, wie er hätte sein können. Ich sage nicht, dass ich die unrealistischen Parts nicht bemerkt habe, ich meine damit die Tatsache, dass uns Zuschauern nichts erklärt wird, es wird einfach gezeigt. Also das typische amerikanische Phänomen, dem dummen Publikum Sachen doppelt zu vermitteln, kommt hier nicht zum Einsatz.

Optisch ist Collet-Serra sowieso ein Mann, der bewusst Farben einsetzt, die perfekt zu den Schauplätzen passen. Blautöne, die strikt und klinisch wirken, wie es sich für einen Flughafen gehört und eine grundsätzliche Optik, die sich von ihrer Präsenz her, nicht vor Kinofilmen zu verstecken braucht. Wie die Hauptakteure in diese Szenarien eingeführt werden, ist ebenfalls sehr gelungen und hat eine involvierende Wirkung.

Erste Blicke auf den Bösewicht – effektiv, kompromisslos und ohne Emotionen – erzeugen das Gefühl drohenden Unheils. Dann der Held und seine Herzensdame, die beruflich erfolgreicher ist als er und sich von ihm wünscht, dass auch er auf dieser Ebene seine Träume verwirklicht. Was privat bereits passiert ist, immerhin ist sie gerade schwanger. Man sieht die beiden und mag sie von Anfang an, womit sich das „denen soll nichts passieren Gefühl“, sofort einstellt.

Taron Egerton (Rocketman) als Ethan ist zwar eben „instant mäßig“ sympathisch, er wirkt aber auch unscheinbar. Mit der Zeit merkt man aber, dass er ständig über sich hinauswächst, je mehr er gefordert wird. Dabei wirkt er sehr real, weil man immer sieht, wie er zunächst (wie jeder „normale“ Mensch) panisch reagieren möchte, sich dann aber sammelt und sein Hirn benützt, um die Situation zu lösen. Sofia Carson (Purple Hearts) als Nora ist zwar am Papier die Dame in Not, doch wirkt sie dabei nie hilflos.

Gerade über ihr Vertrauen zu ihrem Partner auch wenn sie gerade irritiert wurde, bekommt man ein Gefühl für die beiden als Einheit und das bringt sie in eine Schlüsselposition. Jason Bateman (Game Night) ist als Schurke eine interessante Besetzung, spielt er doch zumeist in Komödien. Seine berechnende Art, seine Aussagen nur Aufträge auszuführen und kein Terrorist zu sein, bei so einer Art von Mensch, kann man durchaus eine Gänsehaut bekommen.

Ein geradliniger Popcorn-Film zur Weihnachtszeit also, mit starken Darstellern, einer einnehmenden Optik und einer zügigen Erzählweise. Eher als Katz und Maus Spiel angelegt, mit weniger Action dafür mit mehr sich echte anfühlenden Charakteren. Ein guter Film zum Ausklang des Jahres, gibt es doch am Ende neue Ebenen in privater und beruflicher Hinsicht und genau solche Veränderungen wünschen sich viele Menschen von einem neuen Jahr. In diesem Sinne: guten Rutsch.

P.S.: Es gibt eine kurze Kampf-Sequenz während einer Autofahrt und ich habe keine Ahnung, was sich Collet-Serra dabei gedacht hat, denn das wirkt comichaft, von den Effekten her nicht gut und passt nicht zum Rest, aber da man diese Szene eigentlich gleich wieder vergisst, ist es im Endeffekt wieder egal. Trotzdem im besten Fall witzig, oder doch einfach seltsam.

„Carry-On“ bekommt von mir 7,5/10, die Frage „Was machen wir jetzt“ nach einer schlimmen Sache, mit „Wir machen weiter“ beantwortende Empfehlungspunkte.


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