Turning Red aka Rot (Filmkritik)

Mei Mei ist jung, eine Vorzeigeschülerin, eine Vorzeigetochter und eine Vorzeige…alles. Sie ist ehrgeizig, zielstrebig und vielleicht auch ein klein wenig hyperaktiv. Aber das passt. Sie hilft ihrer Mutter bei Führungen im familieneigenen Tempel (mehr oder weniger den roten Pandas geweiht) und alles ist okay. Ihre Hobbys und Vorlieben – vor allem jene für die Teenie-Boy-Band „4-Town“ – hält sie vor ihren Eltern geheim.

Und dann passiert es: Mei Mei wacht eines morgens als Roter Panda auf. Sie hat sich über Nacht verwandelt und ist völlig perplex. Was sie aber rasch feststellen muss: Weder Mutter noch Vater sind per se überrascht, denn es gibt einen Familienfluch, der die Damen dieser Familie trifft: In einem bestimmten Alter, verwandeln sich die Damen bei zu viel Aufregung in einen roten Panda …

Ich kann mich an eine Zeit erinnern, als jede Pixar-Film quasi ein Meilenstein war. „Toy Story„, „Findet Nemo“ oder von mir aus sogar „Alles steht Kopf„. Und das hatte und hat seine Berechtigung, wie ich finde. Damals waren Pixar-Filme tatsächlich ein Grund ins Kino zu gehen, auch völlig ohne Vorinfo möglich, weil man ja wusste, dass es ein super Film ist.

Nun, diese Zeit ist vorbei. Schon länger. Das mag am erhöhten Output liegen (oder vielleicht kommt es mir nur so vor), aber Filme wie „Soul“ oder „Coco“ oder „Luca“ … die haben mich aus irgendeinem Grund weniger interessiert und/oder abgeholt. Die meisten davon habe ich nicht mal gesehen.

Also, dachte ich, wäre es mal wieder an der Zeit sich einen dieser Filme anzusehen. Vielleicht ist die alte Magie ja noch da und ich hab es einfach nicht mitbekommen.

Was uns zu „Rot“ führt. Und was soll ich sagen? Die Magie ist weg. Das steht für mich außer Frage. Die Idee hinter „Rot“ ist per se ja schon halbwegs plakativ und der Film ist auch klar unterhaltsam, lustig und hat schon seine schönen, emotionalen Momente, aber es ist auch ein Film, der trotz allem schrecklich generisch ist. „Das gewisse Etwas“ fehlt einfach irgendwie. Es werden alle Boxen abgehakt und grundsätzlich hätte der Film das Potential ein Klassiker wie „Alles steht Kopf“ zu werden, nur … es zündet nicht so richtig.

Vielleicht liegt es daran, dass die an diesen Filmen arbeitenden Personen nicht mehr bei Pixar sind (aus teilweise guten Gründen) oder es liegt daran, dass Disney Pixar gekauft hat und jetzt einfach andere Filme oder zu viele Filme oder zu mainstreamgerichtete Filme fordert. Das kann ich nicht beurteilen und darüber will ich mir auch nicht den Kopf zerbrechen, aber für mich steht fest: Meilenstein ist „Rot“ sicher keiner.

Ja, die Nebenfiguren sind fein, aber trotzdem Klischees. Ja, die Optik ist cool. Der Panda sieht super aus. Die Message passt gut. Die Metapher wird auf jeden Fall verstanden, aber alles in allem passiert das alles ohne die größte Stärke, die Pixar hatte: Emotion.

Ich denke mit Gänsehaut an „Wall-E“ zurück oder an „Up“. Zwei Filme bei denen ich nie gedacht hätte, dass sie so berühren, wie sie mich berührt haben. Aber da war etwas Besonderes. Die Art, wie die Geschichte erzählt wurde. Die Art, wie sie inszeniert war. Die Art, wie das Medium digitaler Animationsfilm genommen und dafür genutzt wurde, eine Story zu erzählen, die man anders vermutlich nur schwer hätte erzählen können. Ich bleibe bei „Das Gewisse Etwas“. Magie. Nicht umsonst gab es ja das geflügelte Wort „Pixar-Magie“.

Das ist weg. „Rot“ ist Standard-Disney-Streifen. Unterhaltsam. Lustig. Nette Figuren. Nette Message. Nett umgesetzt. Aber eben auch nur das: Nett.

„Turning Red“ bekommt von mir 6,5 von 10 möglichen, unterhaltsame, aber halt einfach auf eine nur „nette“ Art, Punkte.


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