Play Dead (2022 Filmkritik)

T.J. (Anthony Turpel) wollte das schnelle Geld machen, um seine Schwester Chloe (Bailee Madison) finanziell unterstützen zu können. Sein Plan als Fluchtwagenfahrer bei einem Raub eines Freundes zu fungieren, geht jedoch nach hinten los, der Freund stirbt und T.J. kommt gerade noch so davon. Keiner könnte ihm etwas nachweisen, wäre da nicht das Handy am Körper des Toten, wo man nachlesen kann, dass sie sich die Sache ausgemacht haben.

Um sich das Handy zu holen, bevor es am nächsten Morgen an die Polizei übergeben wird, lässt sich die Kriminologiestudentin Chloe ein Medikament spritzen, um ihre Herzfrequenz zu senken, um als Drogentote durchzugehen. Als sie in der Leichenhalle wieder erwacht, macht sie sich auf die Suche nach den Beweisen, doch sie hat dabei nicht mit dem anwesenden Gerichtsmediziner (Jerry O’Connell) gerechnet, der hier eine sehr üble Sache am Laufen hat…

Patrick Lussier (Drive Angry) ist seit vielen Jahren innerhalb des Horror-Genres erfolgreich als Regisseur unterwegs, seit seinen Tagen als Cutter, z.b. für Wes Craven bei seinen ersten beiden Scream-Fortsetzungen. Nun ist er zurück mit einem Film, der sich schrecklich ernst nimmt, jedoch an einigen Stellen durchaus auch schwarzen Humor vertragen hätte bzw. bei manchen Sprüchen, hätte übertriebener Wahnsinn in der Performance nicht geschadet.

Es folgen Spoiler, obwohl das nicht wirklich welche sind, wenn man den Trailer gesehen hat. Über Logik oder wie realistisch dieses Szenario ist, damit fange ich wieder mal lieber erst gar nicht an. Über weite Strecken ist dies ein immer wieder spannendes Katz und Maus Spiel, bei dem Chloe durch die Leichenhalle schleicht, versucht die Beweise zu finden und sich vor dem Gerichtsmediziner zu verstecken oder vor ihm zu flüchten.

Wenn genau dieser dann seine Motive erklärt (abgesehen von Geld versteht sich), dann spricht er darüber derart trocken und kalt, dass es einfach nur abstossend und zynisch ist. Organe denen entnehmen, die ihr Leben verschwenden, keine produktiven Mitglieder in der Gesellschaft sind. Sie dann der Organmafia überreichen, die dann „würdigere“ Träger der Organe findet aka Leute, die zahlen dafür.

Wie der werte Herr Mediziner sich als Heilung für die Krankheit der Gesellschaft sieht, da ist schon klar Irrsinn in seinem Gedankengut inklusive der völligen Abwesenheit jeglicher Moral. Gespielt ist das nicht schlecht, aber das so nüchtern zu bringen, ohne jegliche Selbstreflexion (weil er wohl glaubt drüber zu stehen), das hat mich irgendwie aus dem Geschehen hinaus geschmissen, statt mich zu involvieren.

Selbst was die blutigen Szenen betrifft, hält sich der Film das Setting betreffend, einigermaßen zurück. Natürlich wird die eine oder andere Person aufgeschnitten und Organe werden entfernt, doch das hält sich sehr im Hintergrund. Dafür ist das Finale schön überdreht, inklusive Jekyll und Hyde Referenz, weil der Mediziner ja außen vornehm ist und lächelt, innerlich aber ein eiskaltes Monster ist.

Bailee Madison (The Strangers: Prey at Night) spielt großteils fein und ihre Chloe ist eine interessante Figur, von außen betrachtet wirkt sie vielleicht privilegiert, doch sie hat sich alles im Leben erkämpft und handelt hier ausschließlich aus Liebe zu ihrem Bruder. Dass nicht alles was sie sagt rüberkommt, liegt dann eher am Drehbuch, als an ihrem Können. Jerry O’Connell (Satanic Panic) als Gerichtsmediziner ist von seinen wiederholten Bewegungen (der Schlüsselbund) unheimlich und von seiner Ausstrahlung her bedrohlich, aber wie bereits erwähnt, ich finde etwas mehr „Cage-Rage“ (danke Nicolas) hätte seiner Rolle nicht geschadet.

Das Ende ist moralisch bedenklich und soll hoffentlich keine Aufforderung sein, den leichten Weg im Leben zu nehmen, passt aber insgesamt in den schwarzen/gräulichen Bereich, mit dem die Protagonisten hier ihr Gewissen vernebelt haben. In Summe funktioniert hier also nicht alles durchgehend wirklich gut, unglaubwürdige Szenen wechseln sich mit WTF-Momenten ab, auf einen coolen Satz, folgt ein peinlicher. Insgesamt schon gut gemacht, aber nicht mehr als Routine.

Übrigens gibt es mit „The Price We Pay“ dieser Tage eine andere Produktion, die fast den identischen Grundkern hat, wie dieser Film und für mich besser funktioniert hat, aber dazu bald mehr.

„Play Dead“ bekommt von mir 6/10 das nächste Mal sich lieber durchgehend tot stellende Empfehlungspunkte.


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