Persona 5: Strikers (Game-Review)

Eigentlich wollte Joker nur für die Sommerferien zurückfahren und seine Freunde besuchen, denn die Phantom-Diebe sind ja Geschichte bzw. haben sich diese ja zur Ruhe gesetzt, da die Bedrohung besiegt war. Aber als sie alle gemeinsam einen Road-Trip durch Japan planen, passiert es: Als Joker, Skull und Morgana eine Autogrammkarte von einer bekannten Sängerin bekommen und eine Freundschaftsanfrage in der neuen KI-App stellen, finden sie sich plötzlich im Meta-Verse wieder.

Jemand stiehlt die Träume und Wünsche von Menschen und macht sie so zu willenlosen Puppen. Das kann natürlich nicht toleriert werden. Die Phantom-Diebe beschließen sich nochmals zusammenzutun und die Bedrohung abzuwenden. Unterstützung bekommen sie dabei vom Spezialagenten Zenkichi, bei dem allerdings nicht klar sind, welche Absichten er hegt.

Im Meta-Verse stolpern sie außerdem über eine KI namens Sophie, die sich ihnen anschließt, da sie nicht weiß, wer sie ist, wer sie erschaffen hat und was ihre Aufgabe ist. Sie weiß nur, sie muss „Humanitys Companion“ werden.

Gemeinsam erkennen sie auf ihrer Fahrt durch Japan, dass es sich nicht nur um eine Sängerin handelt, die ihren Fans die Träume stiehlt, sondern, dass die Sache viel größer ist, als es zunächst den Anschein hat …

Ich habe eine lange Zeit einen Bogen um die Fortsetzung von „Persona 5“ gemacht. Grund dafür, war nicht etwa, dass ich befürchtet hatte, dass das Spiel schlecht sei, sondern die Tatsache, dass „Persona 5“ in der „Royal„-Version viele, viele Stunden meines Lebens gekostet hat. Ich war zwar durch die Bank gut unterhalten und finde immer noch, dass es eines der besten JRPGs ist, die ich je gespielt habe oder spielen werde, aber ich hatte einfach Bedenken nochmals so viele Stunden in eine Spiel zu investieren. Ich hatte die Nase ein wenig voll von Spielen mit über 100Stunden Dauer. Manchmal braucht man einfach kürzere Happen.

Umso positiver überrascht war ich, als ich gemerkt habe, dass „Strikers“ sich tatsächlich in knapp 30 Stunden durchspielen lässt. Das ist eine im Verhältnis überschaubare Sache. Natürlich habe ich dabei viele Nebenmissionen (die zumindest auf dem leichten Schwierigkeitsgrad nicht notwendig sind) links liegen lassen, aber die Hauptstory hat mich dafür ziemlich rasch in ihren Bann gezogen.

Es ist im Grunde genommen ziemlich alles so wie es war: Man düst mit seinem Team von vier Personen, die man an bestimmten Stellen wechseln kann, durch Gedanken-Paläste, besieht Schatten und sucht sich so den Weg zum Herren des Palastes, um diesen dazu zu bringen, seinen oder ihren Traum manifestieren zu lassen und dann muss man diesen stehlen, damit das Herz sich wieder erholt und die wahre Person dahinter zum Vorschein kommt.

Nur, dass es dieses Mal keine Paläste sind, sondern Gefängnisse und um Zutritt zum Herzen der Gegner zu bekommen, muss man einen Wächter-Schatten besiegen, der im Regelfall den Zugang zu einem traumatisierenden Erlebnis bewacht, welches Auskunft darüber gibt, warum unsere Gegner machen was sie eben machen.

Das spielt sich flotter und angenehmer als noch im Vorgänger, weil die Gefängnisse ein bisschen kleiner sind als die weitläufigen Paläste im ersten Teil. Alles ist ein bisschen kompakter und mit weit weniger Leerlauf. Das bedeutet nicht, dass die Levels kleiner sind, sie sind nur rascher durchzuspielen. Das liegt unter anderem daran, dass man Kämpfe nicht mehr Runde um Runde bzw. Zug um Zug spielt, sondern actionreich in Echtzeit herumläuft und Bösewichte verkloppt.

Es hat ein wenig gedauert, bis ich mich daran gewohnt hatte, die Figuren direkt zu steuern und die machmal Heerscharen an Gegner direkt zu bekämpfen. Zum Glück gibt es einige Dinge, die übernommen wurden. So gibt es immer noch die Personas, welche die Figuren einsetzen können, Joker kann immer noch mehrere in sich vereinen und außerdem gibt es Elementarschäden, welche bestimmten, großen Gegner mehr Schaden zufügen, Showtime-Attacken, die großen Flächenschaden verursachen, usw. Also spielt sich die Sache zwar actionreich, aber immer noch taktischer als ich es dachte. Und nach einer Weile fand ich den Flow mit den Echtzeit-Kämpfen und den Gefängnis-Erforschungen richtig gut.

Was zwischen den Gefängnis-Erforschungen passiert sind viel Dialoge zwischen den Figuren und eine ziemliche Menge an Handlung und Dialogen. Die sind zwar teilweise etwas dick aufgetragen, aber immer passend für die Figuren und richtig gut geschrieben. Kitsch genauso dabei, wie epische Gänsehaut-Momente. Alles gut, alles richtig cool und alles abgefahren wie eh und je. Kurz gefasst: Ich fand die Story richtig gut und wenn sie dann mal Fahrt aufnimmt, dann reißt sie richtig mit bis hin zum Ende. Die neuen Figuren Zenkichi und Sophia sind wunderbar geschrieben und das Herz der Story.

Sicher, viel ist vorhersehbar, aber alles ist so stilsicher und punktgenau inszeniert und gemacht, dass die 30 Stunden wie im Flug vergangen sind. Die Sozial-Systeme, die es im ersten Teil noch gab, im Sinne von ihr müsst entscheiden, mit wem ihr Zeit verbringt, damit ihr eure Beziehungen stärkt, sondern das läuft alles automatisch ab und eure Beziehungen zueinander zählt nur noch als Gruppe. Je mehr ihr gemeinsam macht, desto stärker werdet ihr und desto mehr Fähigkeiten schaltet ihr frei bzw. könnt ihr freischalten.

Auch der Zeitdruck, dass ihr x (Spiel)Tage Zeit habt, um die Gefängnisse zu lösen, ist passé. Ihr könnt so oft ihr wollt aus dem Meta-Verse aussteigen und wieder einsteigen und es hat keine Nachteile für euch. Das entstresst ziemlich.

Tatsächlich ist „Strikers“ ein absolut stimmiger und vollwertiger Nachfolger, der so gut wie alles richtig macht und seinen Vorgänger nicht kopiert, sondern die Stärken nimmt, sie ausbaut, ein paar Sachen neu versucht (zB die Action-Kämpfe), sich im Herzen und vor allem bei der Story aber nicht lumpen lässt und die Worte „episch“ beschreiben das Ganze wirklich, wirklich gut. Und das „Persona 5 Strikers“ genauso stylisch ist, wie der Vorgänger versteht sich dabei fast von selbst.

Alles in allem kann ich nur festhalten: „Strikers“ ist wie nach Hause kommen, um Zeit mit euren Freunden zu verbringen. Das fühlt sich tatsächlich so an. Und auch alle Heldinnen und Helden haben ihren Moment im Scheinwerferlicht. Und sie sind alle noch immer so großartig, wie ich sie in Erinnerung hatte. Achja, und Ramen. Ganz viel Essen und Ramen. Aber das passt ja auch perfekt.

„Persona 5 Strikers“ bekommt von mir 9 von 10 möglichen, als echte Fortsetzung absolut gelungen anknüpfende, Punkte.


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