Es ist Heiligabend und die Plattenladen-Besitzerin Tori Tooms (Riley Dandy), möchte nur feiern, trinken und sich mit einem Tinder-Date vergnügen. Ihr Angestellter Robbie (Sam Delich) überzeugt sie schließlich, dass sie doch lieber die Nacht mit ihm durchfeiert und wenn man das Knistern zwischen ihnen mit in die Gleichung nimmt, ist da durchaus auch noch mehr möglich.
Gegen einen lustigen Abend spricht jedoch ein mit militärischer Technologie entwickelter Santa Claus Roboter, der sich im örtlichen Spielzeugladen von Tori´s bester Freundin befindet. Der hat nämlich eine Fehlfunktion, schnappt sich eine Axt und sieht jedes menschliche Wesen, das ihm vor die Augen rennt, als Gegner an, den er vernichten muss.
Joe Begos (Bliss, VFW) wird langsam aber sicher für Genre-Freunde, immer mehr zu einem Begriff. Was er mit diesem „Weihnachtsfilm“ als Drehbuchautor und Regisseur geschaffen hat, ist der ultimative „Anti-Christmas-Movie“, ohne Kitsch, Romantik oder Liebe. Obwohl das so nicht ganz stimmt, denn die Liebe zur Musik insbesondere Rockmusik, wird sowohl im Detail besprochen als auch gezeigt.
Ich komme gleich zu etwas, was mich besonders gefreut hat und zwar dass die Entwicklungen in Hollywood, großteils an Horrorfilmen vorüber gegangen sind. Auch hier ist die starke Lady – das Final Girl eben – die mit Abstand spannendste Figur und alle Männer um sie sind entweder dumm oder zumindest von den Überlebensinstinkten her nicht so effektiv ausgestattet wie sie. Hat man deswegen jemals das Gefühl, dass Männer in Summe doof sind?
Nein, überhaupt nie. Und was die Dame betrifft, die sauft Whiskey, raucht Gras, mag Rockmusik, hasst Weihnachten, hat ein verkehrtes Kreuz als Halskette umgehängt und sucht lieber schnellen heißen Sex, als eine ernsthafte Beziehung. In einem normalen Ensemble Horror-Cast Szenario, wäre sie hundertprozentig gleich aus mehreren Gründen sicherlich eines der ersten Opfer geworden, aber nicht hier.
Von den Farbfiltern her, wird man hier sowieso schon zu Beginn hineingesaugt in diesen Retrotrip, der irgendwie nostalgisch wie ein Ausflug in die 80er Jahre wirkt und dann wiederum sehr fest in der Jetztzeit verankert wird, was man besonders auch an den Details bei den Gesprächen bemerkt. Auch von der Handlung her sind dann auch Anspielungen von Terminator bis Evil Dead mit dabei und sowohl als Film- als auch als Musiknerd, muss man mehr als einmal schmunzeln.
Auch sehr fein, sind die durchgehend handgemachten Effekte. Von CGI keine Spur, wenn das im Jahr 2022 nicht erfrischend anders ist, dann weiß ich auch nicht. Auch wenn die Opfer bei den Morden immer wieder als Puppen erkennbar sind, ist das nicht wirklich störend sondern trägt zusätzlich zum Charme bei. Es nimmt auch nichts von der Härte, denn da geht es schon ordentlich zur Sache, aber was erwartet man schon, wenn der Killer mit einer Axt bewaffnet ist?
Schauspielerisch ist für mich Riley Dandy (Interceptor) die Entdeckung hier, sie spielt Tori einfach so lässig, abgebrüht und zum Finale hin auch immer kämpferischer, dass ich in ihr immer wieder den Funken einer zukünftigen Genre-Größe gesehen habe. Hoffe, sie kehrt immer wieder mal in die Welt des Horrors zurück. Nerd-/Beziehungsgespräche, etwas Sex und viel Blut. Substanz bieten die gut 80 Minuten, in denen 487 mal das Wort „Fuck“ vorkommt, erwartungsgemäß null. Auch die Effekte kann man natürlich leicht angreifen, was ich auf Grund der CGI-Abwesenheit, aber nicht tun möchte.
Für mich in Summe klar ein Film, wo ich genau weiß wem ich ihn im Freundeskreis empfehlen kann und wer sich davon fern halten sollte. Klein, dreckig, brutal, schmutzig und auf sämtlichen möglichen Backlash pfeifend, als Anti-Kitsch Waffe, kann man das schon in Zukunft einmal im Jahr vor Weihnachten anschauen, wenn man ich ist. Wer das hier furchtbar findet und nix damit anfangen kann, den kann und soll man meiner Meinung nach jedoch nicht vom Gegenteil überzeugen wollen, denn dafür ist der Film zu speziell.
„Christmas Bloody Christmas“ bekommt von mir 7,5/10 den weißen alten Mann zeitgemäß als das ultimative Böse etablierende Empfehlungspunkte.