The Virgin Suicides (Filmkritik)

Die Lisbon-Schwestern sind begehrt. Sie sind jung, sie sind wunderhübsch und vor allem sind sie aufgrund ihrer extrem religiösen Eltern und deren Erziehung (man lese: Isolation) unheimlich geheimnisvoll und mystisch. Die Nachbarjungen kennen sie und kennen sie doch nicht. Aber kennenlernen, ja, das würde man sie gerne.

Gerade Lux (Kristen Dunst) wird schwer umworben und ihr erwacht auch langsam ihre Sexualität. Noch dazu wird sie vom bekannten Herzensbrecher Trip (Josh Hartnett) umworben, der Stein auf Bein schwört, dass seine Tendenzen ehrenhaft sind …

Sofie Coppola ist mittlerweile wohl allen ein Begriff. Das liegt vermutlich an Filmen wie „Lost In Translation“ oder der Tatsache, dass sie die Tochter von Francis Ford Coppola ist. Aber zweiteres ist nebensächlich, immerhin hat die gute Frau doch schon einige sehr beachtliche Filme abgeliefert. Neben diesen beiden hier, ist noch „Marie Antoinette“ zu erwähnen, ebenfalls mit Kirsten Stewart, der aber ziemlich gefloppt ist. Und auch „The Bling Ring“ mit dem damals „Everybodys Darling“ Emma Watson hat nicht gerade für Ruhm und Ehre gesorgt.

Heute sagt die gute Damen tatsächlich nicht mehr allzu vielen Menschen etwas. Das mag daran liegen, dass sie sich zurückgezogen hat und nur noch wenige Dinge macht. Zuletzt etwa „On The Rocks“, bei dem sie wieder mit Bill Murray (wie in „Lost In Translation“) zusammenarbeitet und dessen Poster ein bisschen zu auffällig Assoziationen an „Lost In Translation“ herstellen lässt.

Aber egal. Denn wer „The Virgin Suicides“ gesehen hat (der auf einem Buch von Jeffrey Eugenides basiert), der oder die weiß, warum die gute Frau damals, Anfang der 2000er Jahre, so bekannt und gefragt war. Vor allem in der Arthouse-Szene. Ihr wisst schon: Damals als es noch Filme gab, die nicht von Marvel oder DC waren und für die man trotzdem ins Kino ging. Also quasi in einem anderen Leben.

Wie dem auch sei: Wer irgendwie in dieser Zeit im Kinoalter war, der konnte Stars wie Kirsten Dunst („Spider-Man„, Melancholia) oder Josh Hartnett („Bunraku“ oder „Black Hawk Down“) in ihren jungen Jahren bzw. Anfängen sehen. Oder auch Stars, die damals schon welche waren und heute noch sind, wie James Woods oder Danny DeVito oder Kathleen Turner.

Der Film selbst macht kein großes Geheimnis aus seinem Ende, immerhin steht es im Titel, aber das besondere an diesem Film ist seine Stimmung, seine melancholische, nostalgische Erzählung und die Perspektive, der Film einnimmt. Denn wir sind nie in den Köpfen der Lisbon-Schwestern oder gar der Eltern. Wir sind nicht mal im Kopf von Trip, dem Aufreißer. Wir sind Teil einer Gruppe von Nachbarjungen und alles was wir sehen und wissen, wird durch deren Filter gesehen. Wir wissen, was sie wissen. Wir wissen, was diese vermuten und sich zusammenreimen. Wir wissen, was sie sehen und mitbekommen, aber nicht, was dazwischen passiert.

Kurzum: Der Film wird grandios erzählt, lässt dem Kopf viel Raum für Interpretation und Vermutung, ist dabei aber nie anstrengend oder gar irgendwie verkopft oder großkotzig. Der Spagat gelingt gut, auch wenn man manchmal zu kippen droht.

Coppolas Auge für die Regie ist gut, allerdings merkt man diesem Film doch sehr an, dass er 1999 gedreht wurde. Er ist nicht besonders gut gealtert. Auch die Filmmusik von AIR (wer kennt bitte „Playground Love“ nicht?) ist spitze, aber ebenso wie eben die Optik klar ein Zeichen der Zeit. Kann man mögen, muss man aber nicht.

Ich habe „The Virgin Suicides“ damals gesehen als gerade meine Liebe zur Arthouse-Filmen (Jim Jarmusch, nur als Beispiel) geboren wurde (die mittlerweile wieder verstorben ist) und es ist immer noch einer der besten Filme, die ich in dieser Zeit kennengelernt habe. Endet er tragisch? Äh, könnt ihr Englisch? Dann erübrigt sich die Antwort wohl.

„The Virgin Suicides“ bekommt von mir 8 von 10 möglichen, stark gealterte, aber immer noch gute, Punkte.


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