Das „Project At Eden’s Gate“ bietet Erlösung. Man muss sich nur unterwerfen und dem „Vater“ folgen. Der Vater heißt Joseph Seed. Seine „Geschwister“ haben sich Hope Country unter sich aufgeteilt. In der Mitte eben Joseph. Und dieser ist der Meinung, dass die Seelen gereinigt werden müssen, um ins neue Eden eintreten zu können.
Der Deputy kommt mit seinem Sheriff, zwei Kolleg:innen und einem Marshall, um „Vater Joseph“ zu verhaften. Dieser wehrt sich nicht, sondern besteht darauf, dass „Gott nicht zulassen werde, dass er verhaftet wird.“
Und so passiert es auch. Am Ende (oder am Anfang) wacht der (oder die) Deputy in einem abgestürzten Helikopter auf. Die anderen werden gefangen und sehr rasch wird klar: Es ist was Schlimmes passiert. Joseph Seed hat seine versuchte Verhaftung als „erstes zerbrochenes Siegel“ tituliert und den Beginn des Endes ausgerufen.
Also sind alle seine Anhänger:innen aufgerufen, die noch verbleibenden Nicht-Anhänger:innen zwangszubeglücken. Alle Kommunikation nach außen wird abgeschnitten und es bleibt am Deputy, die Vorbereitungen auf den Weltuntergang aufzuhalten …
Ja, es ist ein neues Far Cry und ja, es ballert wie immer. Das Setting ist dieses Mal das fiktive Hope County in den USA. Und dementsprechend sind auch die Nebenfiguren allesamt typische Amerikaner:innen. Rednecks und halbwegs normale Personen geben sich die Klinke in die Hand. Und ein paar davon sind richtig cool geworden.
So zum Beispiel Pastor Jerome, der seine Schäfchen ins Trockene bringen weill bzw. sie von den falschen Heilanden retten. Oder Nick Rye, der eigentlich abhauen will, aber seine Frau Kim ist schwanger und irgendwie kippt die Stimmung in Richtung die Gegendrichtung á la: „Man lässt sich nicht vertreiben.“
Oder – und das ist witzig – die tierischen Begleiter. Also die Begleiter, die Tiere sind. Natürlich ein Hund und ein Bär (der unter Diabetes leidet und den Namen Cheeseburger trägt) und – ja, eine Wildkatze.
Und hier kommen wir zu den Erfahrungspunkten, die man während dem Spiel bekommt und die man auf verschiedene Fähigkeiten aufteilen kann. So gibt es zB einen Perk, der es erlaubt zwei Kolleg:innen mitzunehmen und andere mehr oder weniger hilfreiche Fähigkeiten.
Was hier das erste Mal so richtig aufschlägt, ist die neue Kurve von Ubisoft. Man hat ein paar Gebiete, wo man muss man genug Schaden anrichten muss und dann trifft man an jeweils drei Punkten den oder die jeweilige in diesem Gebiet vorherrschende Person. Am Ende schnappt man sich noch den Bunker dieser Person und jagt ihn in die Luft (nachdem man die Kolleg:innen befreit hat).
Verglichen mit den Vorgängern ist die Story dieses Mal ernster, aber das Spiel selbst nimmt sich nicht ernster als die Vorgänger. Die Geschichte von Joseph Seed und Co ist spannend, interessant und irre, aber nicht besonders innovativ. Einzige Ausnahme: Das Ende. Das hat mich mit offenem Mund dasitzen lassen. Ich finde es grandios und verdammt mutig. Hut ab, Ubisoft. Hut ab.
Die Bösewichte sind per se nicht schlecht, hinterlassen aber im Grunde genommen wenig Eindruck. Vor allem die Herren der Schöpfung sind Schablonen mit vielen Monologen (Wenn mir noch einmal jemand mit „More things to say yes to“ kommt, dann drehe ich durch). Einzig Faith bleibt ein wenig hängen, klar: Sie ist eine Frau. Aber auch so sind ihre Missionen einfach die schrägsten, weil sie „Bliss“ erzeugt. Also Drogen, die gefügig machen, oder – aus Faiths Sicht – die Seele reinigen.
Joseph Seed hat ein paar Monologe, die ich richtig cool finde und die sind von Greg Bryk super gespielt. Auch die Optik von Joseph mit den in die Haut geritzten Todsünden und so weiter: Gänsehaut. Ich finde generell, dass Greg Bryk einen verdammt guten Job macht.
Alles in allem macht Far Cry 5 sehr viel Spaß und sehr viel richtig. Ja, es wird das Rad nicht neu erfunden. Nein, die Story hängt hinter ihrem Potential hinterher. Nein, die Bösewichte bleiben großteils nicht hängen. Ja, das Ende wird euch die Schuhe ausziehen. Und Ja, dieses Mal könnt ihr auch mit (Propeller-)Flugzeugen und Hubschraubern richtig aufräumen.
Vielleicht noch zu erwähnen: Im Zuge von Far Cry 5 gibt es auch noch „Far Cry Arcade“. Also von der Story unabhängig spielbare (auch von Spieler:innen gemachte) Levels, die man spielen kann, um zB Perks oder Waffen für das Hauptspiel freizuschalten. Nett, aber ich hab die Sache nur mal ausprobiert und dann links liegen gelassen.
Was den Season Pass bzw. die DLCs betrifft: Es gibt eine Shooter-Runde in Vietnam, eine am Mars und eine in Hollywood mit Zombies. Alles in allem lustig und nett und kurzweilig (wenn man belangloses Ballerfutter braucht), aber auch komplett unnötig.
„Far Cry 5“ bekommt von mir 7,5 von 10 möglichen, die Kultisten vielleicht besiegende, Punkte.