The Trip – Ein mörderisches Wochenende (Filmkritik)

Lars (Aksel Hennie) ist Regisseur. Er dreht meistens Daily Soaps, würde jedoch viel lieber Filme machen. Seine Ehefrau Lisa (Noomi Rapace) ist Schauspielerin. Sie hat zuletzt einen Werbespot gedreht, würde jedoch viel lieber in Filmen eine Hauptrolle spielen. Beruflich läuft es also nicht so rund für die zwei und auch in der Ehe zwischen Lars und Lisa, herrscht eher Eiszeit.

Um sich wieder näher zu kommen, planen sie einen gemeinsamen Ausflug zu der Ferienhütte seines Vaters. Insgeheim und unabhängig von einander haben dabei beide geplant, sich gegenseitig zu ermorden. Gerade als es diese Situation zu klären gilt bemerken die Eheleute, dass sie nicht alleine im Haus sind, denn drei berüchtigte entflohene Verbrecher haben sich hier versteckt und nun sind Lars und Lisa lästige Zeugen, die das Trio so gar nicht brauchen kann…

Zuletzt zeigte der norwegische Regisseur Tommy Wirkola im Jahr 2017 mit What Happened to Monday, dass er auch ohne seinen typisch schwarzen, überdrehten Humor, einen sehr unterhaltsamen und sogar anspruchsvollen Film drehen kann. Nach diesem englischsprachigen Ausflug kehrt er vier Jahre später nun (im Original) sowohl zur norwegischen Sprache zurück, als auch zu seiner Form von Spaß, was natürlich eine Menge Blut bedeutet (siehe Dead Snow).

Dabei beginnt die Sache sehr gemächlich, die Stimmung ist auf eine lähmende Art festgefahren. Genau wie die Beziehung unserer beiden Hauptfiguren eben. Erst als die Spirale der Gewalt beginnt, beginnen auch sie wieder zu „leben“. Was nicht heißen soll, dass sie sich bevor die drei Verbrecher in ihrem Haus aufgetaucht sind, nicht definitiv gegenseitig umgebracht hätten. Die Anhäufung von Nahtod-Erfahrungen, haben die zwei einfach zum Nachdenken gebracht.

Da sie Schauspielerin ist und er Regisseur, gibt es auch ein paar nette Anspielungen auf Filmemachen an sich, was zu bitterbösen Kommentaren führt. Was den größten Teil des Filmes das bestimmende Grundgefühl ist, ist das allgegenwärtige Chaos und das man schon bald das Gefühl hat, hier könnte einfach alles passieren. Wer am Schluß noch lebt, das kann man kaum mit Sicherheit voraus sagen. Das gibt dem Ganzen einen anarchistischen Charme, den man einfach lieben muss.

Hinzu kommen die überdrehten blutigen Szenen, die zwar rar gesät sind, doch eindeutig in Richtung Gore gehen. Fast schon subversiv ist dann wiederum das Spiel mit der Erwartungshaltung, sowohl was männliche und weibliche Rollenbilder betrifft, als auch die Taten der Schurken betreffend. Man könnte es einfach so sagen: der offensichtliche Wirbel wird geerdet durch ein durchdachtes Drehbuch (an dem auch Wirkola mitgeschrieben hat). Dadurch wird das Gezeigte nie egal.

Was auch klar an den Darstellern liegt. Aksel Hennie ist ja ein Schauspieler, der perfekt Extreme spielen kann. Entweder er ist furchtlos und cool wie etwa in Hercules oder The Doorman, oder er ist ein extremer Feigling wie in Last Knights oder eben in The Trip. Wie er zuerst mit selbst gerechten Sprüchen um sich wirft und später um sein Leben winselt, das ist pures Schauspiel befreit von sämtlichen Ego. Dennoch schafft er es auch, psychisch über sich hinaus zu wachsen.

Noomi Rapace (Close) ist da von Anfang an härter und selbstsicherer, wobei es sich dabei natürlich um eine Maske handelt, die sie in der Öffentlichkeit trägt, denn innerlich brodelt es in ihr und sie ist genau so verzweifelt wie ihr Mann. Was die anderen Mitspieler betrifft – der Gärtner, der Vater und die drei Gangster – jeder der Darsteller schafft es oft auch nur mit feinen Nuancen Momente zu schaffen, die einem in Gedächtnis bleiben. Keiner ist so reines Kanonenfutter, auch wenn man manche gerne zu Hackfleisch verarbeiten würde (was fast so auch passiert).

Überdreht, abgebrüht, voll mit dunklem Humor und irren Einfällen, hier hat Wirkola aus dem Szenario rausgeholt was geht und ich wurde bestens unterhalten. Einzig die Rückblenden finde ich teilweise zu lange oder unnötig, weil sie den Erzählfluss ein Stück weit ausbremsen. Mit abgetrennten Körperteilen auf der Leinwand kein Problem zu haben, ist hier ebenfalls ein riesiger Vorteil. Schön dass auch noch Beziehungen ohne Gewalt gibt (nicht in Norwegen, aber sicherlich irgendwo auf der Welt).

„The Trip“ bekommt von mir 8/10 die Vorzüge von Pärchen-Ausflügen zelebrierende Empfehlungspunkte.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.