Matt (Joe Sowerbutts) hat einen schlechten Tag für seine Nachtschicht erwischt. Er ist Student und jobbt abends in einer Tiefgarage, passt auf teure Autos auf und lernt für seine Prüfungen. Tatsächlich versucht an diesem Abend jemand eines der Autos zu stehlen und zwingt Matt mitzukommen.
Wie sich herausstellt plant eine Gruppe von Dieben gerade einen Coup im Auftrag eines reichen Typen. Es geht darum eine kostbare Schale aus einer Auktion zu stehlen. Matt wird wohl oder übel in die Sache mit hineingezogen und rasch stellt sich heraus, dass die Dinge nicht sind, wie sie zu sein scheinen.
In Begleitung der Fälscherin und Diebin May-Ling (Haruka Abe) befindet sich Matt nun auf der Flucht vor den Yakuza und muss beweisen, dass er reingelegt wurde. Aber wer würde ihm schon glauben?
Ja, die Story ist nicht besonders einfallsreich und auch die Wendungen hat man schon mehrmals wo gesehen, aber alles in allem ist sie durchwegs gut durchdacht. Das macht aber nichts, denn der Reiz von „Late Shift“ ist weniger die Story, sondern wie die story sich verändert (und ob sie sich verändert), wenn man verschiedene Entscheidungen trifft, denn „Late Shift“ ist kein Film, sondern ein Spiel.
Vor vielen, vielen Monden (den Jüngeren unter uns vielleicht unter dem Namen „früher“ ein Begriff) gab es mal eine Welle an FMV (Full Motion Videos), die quasi als Spiel getarnte Filme darstellten und uns alte Menschen zumindest optisch ziemlich beeindruckt haben. Man bedenke: Ich wurde zu einer Zeit groß, da ware vier Strich auf einem Bildschirm noch ein Labyrinth und der Kreis da vorn, das war ein Drache. Vermutlich liegt es auch daran, dass ich immer nur leise über den nächten „Grafik-Shitstorm“ über irgendeine Pfütze oder ein Downgrade lachen muss. Juckt mich genau gar nicht.
Jedenfalls ist „Late Shift“ ein interaktiver Film, bei dem man alle paar Sekunden (oder Minuten) eine Entscheidung innerhalb einer bestimmten Zeit treffen muss. Je nachdem, wofür man sich entschieden hat, eht die Story dann anders weiter. Es gibt mehrere mögliche Enden. Die meisten davon enden im Tod von Matt oder May-Ling oder beiden. Oder Matt wird verhaftet. Ich glaube, es gibt so generell nur ein einziges Ende, in dem beide überleben, aber da bin ich mir nicht mehr sicher.
Wobei ich mir allerdings sicher bin sind die schauspielerischen Leistungen, denn die passen perfekt. Joe Sowerbutts spielt Matt in all seinen Variationen und emotionalen Zuständen absolut toll. Auch die Diebescrew um ihn herum ist super gecastet und allein schon durch die Optik und die Art wie sie sprechen, weiß man, wen man wo wie einordnen muss. Hat mir gut gefallen. Das Set-Design ist gut gelungen und die Regie ist ein Traum. Flott und flüssig und zügig, spannend, ohne stressig zu sein und auf alle Fälle unterhaltsam.
Zu guter Letzt ist das gute Teil auch noch relativ kurz, weshalb man auch Spaß dabei hat, es mehrmals zu versuchen und andere Entscheidungen auszuprobieren. Und das ist wohl das größte Kompliment, welches man einem Spiel wie diesem hier machen kann: Es ist kurzweilig.
„Late Shift“ ist übrigens nicht das erste und nicht der letzte interaktive Film von Wales Interactive. Die Damen und Herren haben auch „The Bunker“ und „The Shapeshifting Detective“ davor gemacht. Und danach mit „The Complex“ und „Five Dates“ noch eines draufgelegt.
„Late Shift“ bekommt 7,5 von 10 möglichen, auch mehrmals gut unterhaltende, Punkte.