Metropolis: Lux Obscura (Game-Review)

Jon Lockhart kommt aus dem Knast und kehrt zurück in die dreckige, verregnete Stadt voller Säufer, Nutten und Verbrechern. Niemand hat hier ein reines Gewissen und niemand erwartet so etwas wie Glück. Jon war im Knast für eine Mord, den er angeblich begangen hat. Er hat angeblich seinen besten Freund erschossen. Nun will er die Hintermänner (oder -frauen?) finden.

Also macht er sich gleich auf den Weg in seine alte Bar. Aber ohne Kohle kommt man nicht weit. Also nimmt er einen Job für einen Mafiosi an. Ein Begleitjob – Edelnutte. Alles geht schief. Und am Ende des Tages hat er den Sohn eines Senators ins Krankenhaus befördert und eine „herzensreine“ Mutter und ihre Tochter im Schlepptau, die er vor dem bösen Leben retten muss, während er immer noch versucht herauszufinden, was eigentlich damals passiert ist …

Klingt ein wenig wie die Zusammenfassung (und leichte Abänderung) von Frank Millers Sin City, oder? Und damit liegt ihr nicht mal so weit daneben. Stimmung, Story und sogar die Inszenierung lehnen sich bis zu einem gewissen Grad an die Comics/die Filmumsetzung von „Sin City“ an. Grau, Regen, sexy und knapp bekleidete (wenn überhaupt) Frauen, Mafiosi, korrupte Senatoren und mittendrin Jon Lockhart, selbst alles andere als ein Held.

Als Spiel ist „Metropolis: Lux obscura“ („das gedimmte Licht“ bzw. „Das Dämmerlicht“ bzw. „Das Zwielicht“, so meine freie Übersetzung) relativ einfach gestrickt. Ihr trefft für Jon Entscheidungen (wohin geht ihr, was macht ihr dort) und meist kommt es zu Schlägereien, die ihr in einem simplen Minispiel gewinnt oder verliert.

Das läuft üblicherweise so ab: Jon kriegt Ärger und der Kampf-Bildschirm öffnet sich. Dieser besteht aus einem acht mal acht Felder großem Areal, gefüllt mit vielen Symbolen, die allesamt entweder zuschlagen, zustechen, auf die Fresse bekommen oder heilen und so weiter bedeuten. Damit diese Symbole auch etwas tun, müssen mindestens drei (je mehr, desto besser) in eine Reihe gebracht werden. Waagrecht oder senkrecht ist völlig egal. Dann lösen diese sich auf, die Reihen werden von oben nach unten aufgefüllt und weier geht es. Das spielt sich taktischer als es ist, denn wenn man die richten Stellen „auflöst“, dann zieht das eine Kettenreaktion nach sich und so eine Kombo zu schaffen – ganz ehrlich, da fühlt man sich schon kurz wie der König der Welt.

Zwischen den Kämpfen kann Jon immer wieder einmal seine Fähigkeiten aufrüsten und dazu aus vier zufällig vorgeschlagenen Boosts wählen.

Apropos „wählen“: Die Story hat vier möglichen Enden und während keines davon euch vor Freude und Glück durch die Wohnung hüpfen lässt, muss man schon sagen, dass sich die Entwickler was dabei gedacht haben. Es gibt nämlich nur einen Story-Strang, der erzählt, wer wirklich hinter dem Mord von Jons bestem Freund steckt. Die anderen sind zwar ebenso in sich stimmig, haben aber meist andere Schwerpunkte.

Wobei „Story“ jetzt übertrieben wirken mag, denn wir reden hier von einem Spiel, in welchem es möglich ist, alle vier Enden innerhalb eines Abends zu sehen. Das ist grundsätzlich völlig okay, da die Sache ja trotzdem Spaß macht und gerade wenn man gegen mehrere Gegner kämpft, dann muss man schon das Hinschmalz ein wenig anstrengen um bis zum Ende durchzuhalten.

Die Optik der Zeichnungen ist über jeden Zweifel erhaben und wirklich super gemacht. Die Sprüche der Charaktere könnten aus den tiefesten und seichtesten Untiefen von Frank Millers Bewusstsein aufgetaucht sein, passen aber zu den Figuren und wer mit nackter Haut, Szenen, die mehrere Varianten von zwischengeschlechtichem Austausch an Körperflüssigkeiten zeigen, ein Problem hat, der oder die ist hier garantiert fehl am Platze.

Klar ist „Metropolis: Lux Obscura“ mehr oder weniger der Versuch mit möglichst viel nackter Haut, übertrieben betontem Körperbau und viel Gewalt darüber hinwegzutäuschen, was für ein simples „Spiel“ es eigentlich ist, aber ganz ehrlich – die Story und die Option auf vier Enden haben mich tatsächlich beigut unterhalten und hui, muss ich sagen. Was für ein gemeiner Twist.

„Metropolis: Lux Obscura“ bekommt von mir 6 von 10 möglichen, sich durch die zwielichtige Welt kämpfende, Punkte.


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