The Wind (Filmkritik)

Lizzy Macklin (Caitlin Gerard) lebt im Wilden Westen in Amerika, irgendwann so um 1800 herum. Sie ist die Besitzerin einer Ranch, die sie mit ihrem Mann bewirtschaftet. Die beiden halten sich mehr schlecht als recht über Wasser. Vor allem da ihr Mann Isaac (Ashley Zukerman) immer wieder mal für ein paar Tage in die Stadt muss um Besorgungen zu machen, ist Lizzy viel allein. Da ist es nur positiv als in der Nachbarranch, die man in der Ferne eben noch so sehen kann, ein neues Pärchen einzieht.

Emma (Julia Goldani Telles) und Gideon (Dylan McTee) sind frisch verheiratet und verliebt. Und irgendwie scheint sich Emma in Lizzys Mann zu vergucken, denn der kann nicht nur schöne Reden schwingen, sondern auch anpacken, wenn beim Haus was zu reparieren ist.

Während Lizzy also Emma immer ärgwöhnischer beobachtet entwickelt diese auch noch dazu eine Bessenheit und Angst vor den Dämonen, die in der Steppe/Wüste umher geistern. Auf dem Weg zur Ranch/ihrem neuen Zuhause haben sie nämlich einen Prediger getroffen, der Emma vor den Dämonen der Steppe gewarnt hat.

Ist es also ein Dämon, der langsam aber sicher alle in den Wahnsinn treibt, oder ist es die Einsamkeit, die Tat für Tag schwerer zu ertragen ist?

Manchmal guckt man sich Filme ja nur an, weil man das Cover bzw. das Poster mochte. „The Wind“ ist bei mir so ein Fall gewesen, bei dem ich nicht genau wusste, worauf ich mich einlasse und den ich trotzdem sehen wollte. Ich mochte das Plakat einfach.

Der Film beginnt auch gleich mal mit einem Paukenschlag und einer – in seiner Implikation – heftigen Szene. Wir steigen also quasi in der Mitte der Geschichte ein und sehen, wohin alles führen wird. Wir wissen allerdings nicht warum und was genau geschehen ist. Während in der „realen“ Zeit also alle – und vor allem Lizzy – mit den Konsequenzen der Geschehnisse umgehen müssen, so gibt es immer wieder Rückblenden, die erzählen, was eigentlich los gewesen ist.

Ein Kunstgriff, wie man gestehen muss, der immer wieder vorkommt und auch nicht per se neu ist. Trotzdem funktioniert die Sache hier wunderbar. Was nicht so gut funktionieren wird, ist die Erwartungshaltung einen „richtigen“ Horrorfilm zu sehen, denn dazu lässt „The Wind“ zu viel im Dunkel und bietet auch wenig wirklich Horror oder Grusel. Von der einen oder anderen Szene abgesehen lebt der Film in erster Linie von seiner unangehmen Atmosphäre und – vom Spiel von Caitlin Gerard. Die trägt nämlich den Großteil des Films auf ihren Schulter und sie macht es absolut großartig.

Der Film verrät euch in letzter Konsequenz nicht unbedingt, was da jetzt los ist bzw. war. Klar – man sieht viele Dinge, auch den Dämon und Lizzy wird auch immer wieder attackiert. Nur … sie ist bei jeder Attacke allein. Also stellt sich die Frage, ob sie sich alles eingebildet hat oder ob da wirklich „etwas“ da draußen unterwegs ist oder nicht. Das müsst ihr wohl selbst beantworten.

Auch wird das Ende von ein oder zwei Figuren wohl auch nicht bei allen auf Gegenliebe stoßen, denn, tja, wie soll ich sagen: Es kommen ohnehin nur wenige Figuren im Film vor und jene, die vorkommen haben tatsächlich eher geringe Überlebenschancen. Das aber nur am Rande, denn wie bereits oben erwähnt lebt der Film tatsächlich von seinen Aufnahmen, der Musik und der Mimik (erneut: hauptsächlich Caitlin Gerard) der Figuren.

Julia Goldani Telles hat mich positiv überrascht, zumal ich sie zuvor aus „Slender Man“ kannte und nicht damit gerechnet hatte, dass die Dame wirklich spielen kann. Die Männer – obwohl teils wichtige Träger von Handlungselementen – sind hier primär Beiwerk, fallen aber auch nicht weiter negativ auf.

Regisseurin Emma Tammi, die hier ihren ersten Spielfilm abliefert, hat wirklich tolle Arbeit geleistet. Die Kameraarbeit, die Ausleuchtung der Szenen, die Musik und … der Wind. Alles wirkt zusammen und schafft permament ein Gefühl der Unsicherheit und Anspannung. Wirklich großartig.

Wer einen plumpen, brutalen Monsterfilm erwartet wird hier keine Freude haben. Der Film ist langsam (ähnlich wie „Hereditary„) und legt einfach großen Wert auf Stimmung Emotionen bei den Figuren. Und das gelingt ihm ausgezeichnet.

„The Wind“ bekommt von mir 8 von 10 möglichen, mit (s)einem Dämonen kämpfende, Punkte.


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