Josephina (Zawe Ashton) arbeitet für die Galeristin und Kunsthändlerin Rhodora (Rene Russo). Leider hat sie keinen guten Stand bei ihr – was sich dramatisch ändert, als ein Nachbar in ihrem Wohnblock verstirbt und sie in seiner Wohnung eine riesengroße Sammlung an Gemälden findet. Diese sind noch dazu gut. Also packt Josephina sie ein und behauptet, sie „im Müll“ gefunden zu haben. Die Gemälde sind ein Renner und gehen zu unheimlich hohen Preisen durch die Hände der Kunstliebenden und Sammler.
Auch Morf Vandewalt (Jake Gyllenhaal) ist davon betroffen. Er ist Kunstkritiker und hat eine innige Verbindung mit Josephina, aber auch mit diversen anderen Teilen der Kunstindustrie.
Dann sterben seltsamerweise nach und nach Menschen, die sich an den Kunstwerken bereichern wollen. Geht ein Mörder um oder besitzen die Gemälde vielleicht ein Eigenleben?
Der neueste Streich aus dem Hause Netflix (die produzieren verdammt viel mit verdammt bekannten Mitwirkenden) ist also „Velvet Buzzsaw“. Um es gleich mal kurz zu fassen: Nein, der Film wird dem Hype um seinen Trailer nicht gerecht, denn dazu ist er einfach einerseits zu handzahm und andererseits zu vorhersehbar. Es gibt jetzt nichts wirklich Neues in dem Film. Die Präsentation ist zwar absolut gut durchkomponiert, bietet aber leider ebenfalls keine besonderen Schauwerte.
Liegt vielleicht auch daran, dass die im Film dargestellte Kunst mich in keiner Weise irgendwie berührt, aber hey – die Banause bin dann wohl ich, da kann der Film nichts dafür.
Schauspielerisch ist der Film klar top gecastet und es hatten offensichtlich auch alle ihren Spaß. Jake Gyllenhaal („Nocturnal Animals„, „Life„, „Nightcrawler„, „Donnie Darko„) ist witzig in seiner Kritikerrolle. Rene Russo („Leathal Weapon III und IV“) souverän und cool und lässig. Zawe Ashton (die ein Gesicht hat, das mir extrem bekannt vorkam, ich könnte aber nicht sagen woher. Auch auf der IMDB blieb mir jetzt kein Film hängen, den ich mit ihr gesehen hätte) spielt die zuerst verletzliche und später verletzende Josephina ebenfalls wirklich gut und die Veränderung von der anfänglichen Sympathieträgerin zur eiskalten Geschäftsfrau passiert subtil. Oder anders gesagt: Man merkt sehr gut, dass sie schon immer eine eiskalte Person war, sie konnte es sich nur nie leisten, das auch zu zeigen. Natalie Dyer („Stranger Things„) als Coco ist nett und sympathisch (die meiste Zeit über), allerdings völlig verschenkt – man sieht, glaube ich, für gerade mal zwei Minuten ihr Gesicht. Den Rest des Films verbringt sie (passend ihre Rolle spiegelnd) im visuellen Halbschatten.
Ich weiß nicht, was der Film uns sagen will, aber er ist zumindest unterhaltsam. Wenn es darum geht, wie sehr Kunst zugunsten der Geldmacherei in den Hintergrund rückt, dann – finde ich – geht die Botschaft unter. Es gibt auch keine einzige Szene, die in irgendeiner Form in Erinnerung bliebe. Der Horroranteil ist gering, brutal ist er eigentlich in keiner einzigen Szene (bzw. je nach eigenem Maßstab in maximal zwei) und die Intrigen sind zu offensichtlich und plakativ, als das man eine Moralparabel daraus ableiten könnte.
Kann natürlich auch an meinem Weltbild (in Hinblick auf Kunstsammler aka Menschen mit zu viel Geld) liegen.
Alles in allem ein netter Film für zwischendurch, der ein paar nette Dialoge hat (vor allem ein paar der Gesten und Blicke sind köstlich), in Summe trotzdem nichts Besonderes darstellt.
Wer eine gelungene Kritik auf die Kunstwelt sehen will, der/die soll sich bitte „Murder Party“ ansehen. Der ist mit viel weniger Budget zwar weit weniger durchkomponiert, aber auch witziger, blutiger, direkter und die Message kommt auch viel besser rüber.
„Velevet Buzzsaw“ bekommt von mir 6,5 von 10 möglichen, im Grunde eine durchschnittliche Horrorkomödie seiende, Punkte.
Den Film gibt es auf Netflix.