Pandora’s Box. Eine Waffe, die Macht über die ganze Welt verspricht. Sozusagen die „Bundeslade“ aus „Jäger des verlorenen Schatzes“, nur halt eine kleinere Box und ein wenig besser versteckt. Oder so. Jedenfalls findet Lara eine Karte (in Kugelform), welche dekodiert das Versteck der Box verrät. Da alle Geheimdienste der Welt offensichtlich nicht intelligent genug sind, um das zu tun, wenden sie sich an Lara Croft (Angelina Jolie), damit diese ihnen hilft, die Box zu finden.
Um das zu schaffen, erklärt Lara einen alten Bekannten zu brauchen, nämlich Terry Sheridan (Gerard Butler), der im Gefängnis sitzt, weil er sich mit den falschen Leuten eingelassen hat. Endlose Ressourcen, endloses Wissen und keine Verstärkung außer Terry? Für Lara Croft ein Klacks.
Ja, der zweite Tomb Raider-Teil, der gerade mal zwei Jahre nach dem ersten auf die Welt losgelassen wurde, ist – wenn man es genau nimmt – um kein bisschen intelligenter in Bezug auf Handlung oder Charaktere, aber er macht und einiges mehr Spaß als der erste Teil. Die Handlung ist im Grundprinzip ein Indiana Jones-Film mit einem weiblichen James Bond in der Hauptrolle, dessen Sidekick ein schottischer Pseudo-Antiheld ist.
Die Orte, die besucht werden sind cool und schauen gut aus. Die Action ist ungleich besser als im ersten Teil und auch Lara Croft ist weit angenehmer anzusehen als noch im Vorteil. Zum Einen, weil die Bildkomposition nun endlich Frau Croft so einfängt, dass man nicht mehr das Gefühl hat, man würde ihre Oberweite als Gesichtersatz nutzen wollen. Dazu kommt, dass die „Polsterung“ aus dem ersten Teil nicht wiederholt wurde – was das Erscheinungsbild von Angelina Jolie weit natürlicher und dadurch sexier erscheinen lässt.
Auch in den Actionszenen macht sie eine gute Figur. Wirklich gut macht den Film aber das Aufgebot an weiteren Darstellern. Gerard Butler ist immer (im Originalton) super, vor allem wenn er halb zwielichtig herumgeistert, so wie hier. Ciarán Hinds („Hitman: Agent 47„, „Die Frau in Schwarz„) als Bösewicht hat die passende Ausstrahlung und man glaubt es kaum: Til Schweiger gibt sich kurz die Ehre und er fällt nicht negativ auf (das kann man jetzt als Negativurteil für die anderen sehen, ist hier aber nett gemeint).
Natürlich ist Fr. Jolie wieder in eine Menge hautenge Kostüme gezwängt worden und speziell am Anfang ist sie für mich wieder eine Spur zu cool und arrogant, um sympathisch zu sein, aber nachdem der MI6 auftaucht und sie die Handlung des Films erzählen kann ist die Story quasi aus dem Weg geräumt und sie kann wieder ein bisschen aufatmen, was bedeutet, dass die restliche Laufzeit ziemlich okay ist. Von einem Schwertkampf, in welchem sie mit einem Gewehr durch Paradeübungen alle Hiebe abfängt – was extrem peinilch wirkt und mit Marschmusik unterlegt wurde – abgesehen.
Die Idee einer Geldübergabe zwischen Auto und Helikopter ist neu und unverbraucht, wenngleich auch die Auflösung es nicht ist, und die meiste Zeit über fühlt sich der Film frisch und unterhaltsam an. Gegen Ende wird er dann sogar richtig gut. Nämlich sobald auf alle James-Bond-Batman-Einflüsse verzichtet wird und eine zeitlang sogar wirklich sowas wie Atmosphäre aufkommt. Horroratmosphäre, denn der Weg zur Wiege des Lebens führt durch monsterinfiziertes Gebiet. Und die Dinger sehen cool aus und haben es tatsächlich drauf.
Auch eine Entwicklung zwischen dem Charakter von Gerard Butler und der guten Ms. Croft hatte ich so nicht vorausgesehen – Hut ab vor den Machern. Bei all dem Lob nicht vergessen, dass wir hier immer noch von einem Guilty Pleasure-Film reden bei dem man auf keinen Fall das Hirn einschalten darf und die ersten 20 Minuten muss man auf jeden Fall mal aushalten (Exposition, Exposition, Exposition), immerhin sprechen wir hier von dem Film, in welchem Angelina Jolie einem Haifisch ein paar aufs Maul haut und sich dann von ihm transportieren lässt wie von einem Delfin. Ja, ihr habt richtig gelesen. You cannot unsee that.
Angeblich wurde auch ein dritter Teil der Reihe geplant, aber einerseits wollte Jolie nicht mehr, andererseits war der zweite Teil nicht der große Erfolg. Jan de Bont, der Regisseur, hat danach interessanterweise auch keinen Film mehr gedreht. Ich weiß nicht, ob die Dreharbeiten so anstregend waren oder ob er einfach keine Lust mehr hat, jedenfalls war „Tomb Raider: Die Wiege des Lebens“ sein letzter Film.
In einer netten Nebenrolle ist übrigens Djimon Hounsou zu sehen, der vielen aus „Gladiator„, „Guardians Of The Galaxy“ oder „Amistad“ bekannt sein dürfte.
„Tomb Raider: Die Wiege des Lebens“ bekommt 6 von 10 möglichen, hirnlos unterhaltsamen, Punkten.
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