Systemfehler – Wenn Inge tanzt (Filmkritik)

Punkrocker Max (Tim Oliver Schultz) ist ziemlich ehrgeizig was die Karriere seiner Band „Systemfehler“ betrifft und gemeinsam haben sie einen potentiellen Hit geschrieben. „Wenn Inge tanzt“ soll von einer Mitschülerin, der eher nerdigen Inge (Paula Kalenberg) handeln und die hat mit dieser „Ehre“ überhaupt keine Freude. Doch nun stehen Max und seine Bandkollegen Fabio (Tino Mewes), Joscha (Constantin von Jascheroff) und Lukas (Thando Walbaum) dank dieses Lieds kurz vor dem großen Durchbruch.

Ausgerechnet vor einem Gig, der ihnen einen Plattenvertrag einbringen könnte, verletzt sich Gitarrist Joscha an beiden Händen und fällt daher aus. Wer soll nun einspringen? Zufällig ist Inge eine talentierte Gitarrespielerin und springt unter einer Bedingung ein – sie dürfen nie wieder „Wenn Inge tanzt“ vor Publikum spielen…

Meine Einstellung deutschen Filmen gegenüber ist nicht immer ganz fair. Obwohl mich schon einige überzeugen konnten (zB Fack Ju Göhte, Der Schuh des Manitu…), muss ich mich immer überwinden, einen Film in meiner Muttersprache anzusehen. „Systemfehler“ habe ich eher aus der Not heraus gesehen, nach dem Motto „wenn sonst gerade nichts läuft“ und siehe da, ich wurde eigentlich unerwartet gut unterhalten, was vielleicht auch an meinen äußerst niedrigen Erwartungen und eventuell an meinem Alkoholspiegel lag.

„Systemfehler“ kommt daher wie eine typische Teenie-Komödie und einer Handlung die vorhersehbar ist. Was den Film von der breiten Masse abhebt, ist sein charismatischer Cast, der offensichtlich eine Fetzengaudi beim Filmen hatte.

Dem Film zum Nachteil gerät der spürbare Unterschied zwischen Szenen, in denen die Band auftritt und allen anderen. Während den Performances ist die Energie so hoch, dass der Rest des Films dagegen fast ein wenig blass aussieht.

Die Band selbst wirkt bunt zusammen gewürfelt: Bandleader Max (Tim Oliver Schultz), der gern mal vor dem Spiegel singt, Fabio, der Keyboarder mit leichtem Drogenproblem (Tino Mewes), der schüchterne Drummer Lukas (Thando Walbaum), der immer schwer unter seinem Lampenfieber leidet und Gitarrist Joscha (Constantin von Jascheroff), der Null davon begeistert ist, dass er durch Inge ersetzt werden soll. Die Charaktere funktionieren einzeln recht gut, aber die große Freundschaft mag man ihnen nicht komplett abkaufen.

Sehr charismatisch ist übrigens Paula Kalenberg, die Inge spielt. Inge kann so gar nichts mit Max anfangen und ist schwerst sauer, weil ihr Name in einem von Max komponierten Song vorkommt und sie so zum Gespött der Schule geworden ist. Man nimmt Kalenberg ihren Charakter komplett ab, ihr soziales Engagement, die Antipathie Max gegenüber und auch mit der Gitarre in der Hand macht sie keine schlechte Figur.

Extrem lustig finde ich übrigens Peter Kraus als Onkel von Max. Ständig redet er auf makabre Art und Weise von seinem Ableben und schleppt seinen Enkel zum Sarg-Kauf mit. Er hat nichts gegen die musikalischen Ambitionen von Max und überredet Inge, bei Systemfehler auszuhelfen.

Das Ende finde ich ziemlich kitschig und ich denke, dass es nicht so recht zum Film passt. Ein Selbstfindungstripp harmoniert meiner Meinung nach nicht mit der Thematik des restlichen Films.

So sympathisch der Charakter der Inge ist, so unreif ist der von Tim Oliver Schultz gespielte Max. Er spielt kindische Streiche, beleidigt seine Mitschüler – kurzum gesagt ist er ein Arschloch. Durch die Anwesenheit von Inge wird er gezwungen sich zu bessern, denn falls er trotzdem noch gemein zu ihr ist, kann er sich seinen großen Auftritt vor einem potentiellen Produzenten abschminken. Diese Entwicklung wirkt echt genug, vor allem weil man merkt, dass er gegen Ende des Films die Besserung nicht mehr spielt, sondern tatsächlich ein besserer Mensch geworden ist, der nicht nur sich selbst im Kopf hat.

Fazit: Besser als gedacht. Trotz einiger Klischees macht der Film überraschend viel Spaß, was auch gut gelaunten Schauspielern zu verdanken ist.

Dieser Film bekommt von mir 6/10 rockende Punkte.


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