Ein Hacker treibt sein Unwesen und versucht das globale Netzwerk (sprich: Internet) zu umgehen. Er kann sogar Menschen hacken, ihre Identität völlig zerstören und ihnen neue Erinnerungen geben, damit sie tun, was er von ihnen will.
Die Sektion 9 ist ihm auf der Spur und soll ihn aufhalten – allen voran Major, ein Cyborg. Sie soll unter anderem mit ihren Kollegen Batou alles daran setzen, diesen Superhacker zu eliminieren. Aber interessanterweise scheint jemand aus den eigenen Reihen, konkret aus Sektion 6, dies verhindern zu wollen.
Es liegt nun an Major, die ihr Dasein und die dünne Linie zwischen Mensch und Maschine schon längere Zeit beschäftigt und mit ihrem Dasein immer wieder hadert, aufzudecken, was geschehen ist …
Das ist er also – der viel zitierte und mit so viel Lorbeeren übergossene Film „Ghost In The Shell“, wie er 1995 in die Kinos kam. Und unterging. Ein großer Hit hätte er werden sollen und das Publikum auch im Westen zugänglicher für Anime und Manga machen. Also das erreichen, was „Akira“ in den 80igern bereits geschafft hat. Aber das Box-Office hat nicht mitgespielt.
Dafür hat der auf einem Comic basierende Film das „Blade Runner„-Schicksal erlitten: Im Kino mehr oder weniger ein Flop, dafür danach ein wirklicher Kultfilm, der viele andere (so zum Beispiel „The Matrix„) inspiriert hat die dünne Linie zwischen Mensch und Maschine zu untersuchen und ein wenig genauer auf die Frage des Daseins einzugehen.
Ich habe wirklich die Neuverfilmung von 2017 gebraucht, um mir endlich mal das Original anzusehen und ich gestehe – es war gut, dass ich so lange gewartet habe, denn „Ghost In The Shell“ ist im Original ziemlich heftiger Tobak. Und wird vermutlich genau wie „Blade Runner“ die ZuseherInnen spalten.
Ich kann mich erinnern als mein Bruder nach Ansicht von „Blade Runner“ meinte: „Das war ja jetzt wirklich so richtig langweilig.“ Hätte ich „Ghost In The Shell“ vor all den Jahren gesehen – mir wär es ähnlich ergangen. Heute bin ich allerdings – so glaube ich zumindest – reif genug dafür.
Denn „Ghost In The Shell“ ist kein Action-Film. Absolut nicht. Es kommt Action vor, keine Frage und sie ist auch gut gemacht und super anzusehen, aber im Kern ist es ein höchst philosophischer Film, der auch nicht davor Halt macht als Höhepunkt einen mehr oder minder halbwegs langen Monolog des „Bösewichts“ zum Thema „Existenz“ zu zelebrieren.
Natürlich wird die Sache mit einem Rahmen versehen, der es spannend macht – zumal die Zeit läuft und man wirklich, wirklich hofft, dass der Monolog bis zum Ende gesprochen wird und nicht vorher jemand einen Abzug drückt. Aber allein diese Tatsache: Der Höhepunkt ist ein Monolog – das muss man sich mal trauen. Und es funktioniert fabelhaft.
Und ja, ich gebe zu ich bin fasziniert von all den Dingen, die da geschehen und ich sehe jetzt erst, was „Ghost In The Shell 2017“ in manchen Szenen versucht hat darzustellen – in meinen Augen aber klar gescheitert ist.
Die Geschichte von „Ghost In The Shell“ ist eigentlich relativ simpel und lässt sich auf folgende Frage reduzieren (wenn ich mal Terminator als Referenz nehmen darf): Was wäre, wenn Skynet eine Persönlichkeit entwickelt, bemerkt, dass es zur Spionage missbraucht wird und fliehen möchte? Kann man einem Programm Asyl gewähren? Wohin soll es fliehen? Hat es Rechte? Kann man es einsperren? Ist es ein Lebewesen, wenn es um seine „Existenz“ (sprich: sein Leben) fürchtet? (Grandioser Dialog, sinngemäß: „What if you copy yourself?“ Antwort: „That is not survial. It would be a copy of me. Not me.“)
Der 1995 erschienene Film traut sich extrem viel, mutet seinen SeherInnen viel zu und scheut sich auch nicht davor Lücken zu lassen, die man selbst ausfüllen muss, aber eines tut er nie: Er weicht nie von seinem Thema ab. Ganz egal ob Action am Bildschirm ist oder einfach nur eine einsame Figur in den tristen Kulissen der Metropole, in der alle verkabelt sind und doch irgendwie allein. Er hält auf die eine große Szene und Frage hin Kurs.
Und am Ende? Da sitzt man stumm vor dem TV und noch während der Abspann läuft wirkt das Gesehene, ohne es in Worte fassen zu können. Ein Gefühl, eine Stimmung, die man genauso wenig beschreiben kann, wie man „Leben“ definieren kann.
Ein Meisterwerk. Ich kann den Kultstatus absolut nachvollziehen.
„Ghost In The Shell“ bekommt von mir 9 von 10 möglichen, die großen Fragen stellende, Punkte.
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