Königin der Wüste – Queen of the Desert (Filmkritik)

Als die junge Britin Gertrude Bell (Nicole Kidman) ihren Vater anfleht, sie ja nicht mit dem nächstbesten Mann zu verheiraten, schickt er sie 1902 zu einem Aufenthalt bei Verwandten in Teheran. Dort verliebt sich Gertrude unsterblich in den mittellosen Diplomaten und Glücksspieler Henry Cadogan (James Franco). Als der Vater den beiden die Eheschließung untersagt, konzentriert sich Gertrude auf die Erkundung der Wüste….

Gähn. Einen Film, der sich derart gezogen hat, habe ich schon lange nicht mehr erlebt.

„Queen of the Desert“ erzählt die Geschichte von Gertrude Bell. Sie war eine Entdeckerin und das zu einer Zeit, als es für Frauen wichtiger war einen Ehemann zu finden, als zur Schule zu gehen. Wie man es schaffen kann, aus einem solch interessanten Leben einen so öden Film zu machen, kann ich mir wirklich nicht erklären. Werner Herzog (Bad Lieutenant: Port of Call New Orleans), der hier das Drehbuch schrieb und Regie führte, schrammte für mich am Sinn und Zweck eines Films dieser Art komplett vorbei.

So bleiben die Beweggründe für Bells Exkursionen in die Wüste sehr vage und anstatt sich auf die Errungenschaften von Bell zu konzentrieren, wird ihr Liebesleben als wichtiger befunden. Selbst die Liebesgeschichten sind langweilig vor allem weil Nicole Kidman (Lion) in diesen Szenen sehr steif wirkt und ungefähr so viel Leidenschaft zeigt wie ein Stein. Wäre es nicht besser gewesen, hier einen Schwerpunkt darauf zu legen, dass diese hoch gebildete Frau einfach genug davon hat, sich von Männern etwas sagen zu lassen?

Ein weiteres großes Manko: Kidman ist gerade anfangs viel zu alt für diese Rolle. Wir sprechen hier von einer Diskrepanz von über 20 Jahren, was mich daran hindert, Kidman ernst zu nehmen. Ihre extrem monotone Stimme lies mich stellenweise fast einnicken.

Es fällt mir persönlich schwer zu verstehen, warum alle Beduinen denen sie in der Wüste begegnet so nett und gebildet sind. Englisch können auch alle. Fabelhaft! Aber vielleicht waren das auch einfach andere Zeiten.

Henry Cadogan wird von James Franco (Dawn of the Planet of the Apes) gespielt, der hier wirkt als ob er schwerst auf Drogen ist. Selten habe ich eine derart unmotiviert wirkende Performance von ihm gesehen und man nimmt ihm den hoch gebildeten Cadogan einfach nicht ab. Als Love-Interest taugt er auch nicht wirklich was, denn Kidman und er haben null Chemie miteinander, wodurch es fast schmerzt, wenn die beiden versuchen Leidenschaft zwischen den Charakteren zu spielen.

Um einiges glaubwürdiger ist die Liebesgeschichte mit Charles Doughty-Wylie, gespielt von Damian Lewis (Homeland). Er ist durchaus sympathisch und findet sich mit den Eigenheiten von Gertrude sehr schnell ab. Davon ganz abgesehen, muss man einen Mann, der einem ein Pferd schenkt und noch mit einem spricht nachdem ich es weg gegeben habe ins Herz schließen.

Weiters sehr sympathisch ist Robert Pattinson in seiner Rolle als TE Lawrence. Nie hätte ich von dem ehemaligen „Twilight“-Schauspieler geglaubt, dass er etwas wie Talent besitzt, aber hier packt er innerhalb seiner wenigen Screentime den Charme aus.

Fazit: „Queen of the Desert“ wird Gertrude Bell nicht gerecht. Sie würde wahrscheinlich einen Lachkrampf beim sehen bekommen, oder sich beleidigt fühlen.

Dieser Film bekommt von mir 3,5/10 sandigen Punkten.


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