Das 9. Leben des Louis Drax – The 9th Life of Louis Drax (Filmkritik)

Louis Drax (Aiden Longworth) liegt im Koma. Angeblich hat ihn sein Vater (Aaron Paul) von einer Klippe geschupst und er wurde für ganze zwei Stunden für tot erklärt, bevor die im Krankenhaus drauf gekommen sind, dass er noch lebt. Doktor Pascal (Jamie Dornan) kümmert sich liebevoll um ihn auf einer speziellen Station für Koma-Patienten. Auch seine Mutter (Sarah Gadon) weicht ihm nicht von der Seite.

Eigentlich ist im Koma sein gar nicht so schlecht, wenn die Leute rund um einen, nicht ständig so viel quasseln würden. Aber wenigstens hat Louis das freundliche Seemonster an seiner Seite, mit dem er sich sehr gut unterhalten kann. Wer ihn wirklich in diese Situation gebracht hat, das wird die Polizei schon noch aufklären. Den Grund ohne Angst wieder aufwachen zu können, den muss er aber für sich selbst finden.

Diese kanadisch-amerikanische Koproduktion basiert auf dem gleichnamigen Bestseller der englischen Autorin Liz Jensen aus dem Jahr 2004. Regie führte der Franzose Alexandre Aja, der den meisten Horror-Freunden (Piranha 3D, The Hills Have Eyes) ein Begriff sein müsste. Hier bewegt er sich sozusagen auf ungewohntem Gebiet, da der Horror größtenteils in psychischer Form ausgelebt wird. Dass das Gesamtergebnis nicht durchgehend eine homogenes Ganzes ergibt, hat in diesem Fall jedoch nichts mit seinem Talent zu tun.

Die sehr realistische Drama-Ebene mit einer übernatürlichen/fantastischen zu kombinieren, ist spannend und kann funktionieren. Auch ein Kind als Hauptcharakter kann eine starke Identifikationsfigur sein. Das alles hat zuletzt etwa „A Monster Calls“ richtig gemacht. Dass mich das Schicksal von Louis niemals richtig berührt hat, liegt weniger am Schauspieler, als vielmehr an seiner Charakterzeichnung. Neunmalklug und vorlaut sagt er zum Beispiel genau das zu seiner Mutter, worum ihn sein Vater gebeten hat, es nicht zu tun.

Ich meine der Junge hat soviel erlebt und es gibt beim Finale einen Moment, bei dem ich mich mit ihm anfreunden konnte, aber er ist die meiste Zeit einfach nervig. Deshalb klappt es für mich dann auch nicht mit dem Humor, da fast nur er dafür verantwortlich ist. Die Sache mit dem Koma und der Verbindung zum Doktor, das passt hingegen wieder, auch die Gespräche mit dem Seemonster sind zwar irgendwie unheimlich, das Wesen strahlt aber auf eine Weise Sicherheit aus und weckt die Neugier, was dann am Ende schön aufgelöst wird.

Bis auf kurze Momente, in denen CGI-Tricks erkennbar sind, gibt es technisch nichts auszusetzen und auch die Maske beim Monster ist nostalgisch schön im Oldschool-Look entstanden. Zum Thema passt auch der bläuliche Filter, der häufig eingesetzt wird, wobei dadurch auch eine gewisse verklärte Distanz zu den Figuren geschaffen wird. Optisch ist somit eine gewisse Trennung da und auch emotional sind die Charaktere zu unsympathisch bzw. werden sie von den Schauspielern mit zu wenig Leben gefüllt, um mit ihnen mitzufiebern.

Die große Ausnahme hierbei ist Aaron Paul (Come and Find Me), bei dem man aus allem was er sagt und tut, die Liebe zu seinem Sohn heraus spürt. Vor allem in den ruhigeren Momenten in denen er Gefühle zeigt, bin ich klar auf seiner Seite. Sarah Gadon (Dracula Untold) ist seine Frau und die wirkt von Anfang an so, als würde sie etwas verbergen. Wie sagt ihr Sohn sinngemäß doch so schön: „Alle Männer machen den gleichen Fehler. Sie denken nur weil sie außen schön ist, muss sie es auch innen sein.“

Was mich zu Aiden Longworth (The Unseen) bringt, der mich als Louis mit seinen Sprüchen und seiner Art zu reden, mehrmals aus dem Geschehen geworfen hat. Der kleine hat durchaus Talent, ich mochte ihn aber einfach nicht. Jamie Dornan (Fifty Shakes of Grey) als Doktor Pascal hat da das Problem, blass zu wirken. Er ist eher eine langweilige Figur und so spielt er ihn auch. Oliver Platt (Lake Placid) hingegen als Psychologe wirkt ganz anders, so als hätte er in seinem Job schon einiges gesehen und ist dennoch noch an Neuem interessiert.

Was insgesamt einen Film ergibt, bei dem ich die Performance von Paul richtig gut fand, alle anderen Darsteller sich jedoch einige Stufen drunter bewegt haben. Der Humor ist zumeist unlustig, dafür ist das persönliche Drama unangenehm und am Ende auch für mich widerlich, wobei ich ohne Spoiler nicht mehr verraten kann. Was das Monster, das Koma und die Möglichkeiten darin betrifft, das finde ich gelungen. Daher ein Erlebnis, dass klar starke Elemente hat, doch etwas vom Genre-Mix und den Figuren nach unten gezogen wird.

„The 9th Life of Louis Drax“ bekommt von mir 6,5/10 aus dem alten Leben für immer und nicht ohne Trennungsschmerz auftauchende Empfehlungspunkte.

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