28 Weeks Later (Filmkritik)

28 Wochen nach den Ereignissen des ersten Teils bzw. dem Ausbruch des Virus ist London wieder sicher. Die Stadtteile werden „gesäubert“ oder abgesperrt und das Militär hat sichere Zonen eingerichtet. Solange man sich darin befindet kann nichts passieren. In eine dieser Zonen werden Tammy (Imogen Poots) und Andy (Mackintosh Muggleton) mit ihrem Vater Don (Robert Carlyle) wiedervereint. Ihre Mutter (Catherine McCormack) wird für tot gehalten … bis sie gefunden wird. Don, der sie damals zurückließ, wird von Schuldgefühlen geplagt und durch seine Dummheit bricht das Virus erneut aus.

Nur die beiden Soldaten Scarlet (Rose Byrne) und Doyle (Jeremy Renner) glauben, ein Gegenmittel finden zu können gegen den Infekt und Andy könnte der Durchbruch sein. Dummerweise will das Militär die gesamte Stadt säubern …

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Klar hat sich die Geschichte von „28 Days Later“ für eine Fortsetzung angeboten und man muss den Machern (Danny Boyle fungiert nur noch als Produzent) zugute halten, dass sie es geschafft haben, den ersten Teil NICHT zu kopieren, sondern etwas Eigenständiges zu schaffen. Durch den Erfolg des ersten Teils wurde auch weit mehr Budget zur Verfügung gestellt, was man „28 Weeks Later“ auch von hinten bis vorne anmerkt. Das ist in diesem Fall – man glaubt es kaum – allerdings ein Nachteil.

Der surreale Look des ersten Teils ist damit hinfällig. Sicher zaubert der neue Mann an der Regie namens Juan Carlos Fresnadillo verdammt schaurig-schöne Bilder auf die Leinwand bzw. den Bildschirm, aber der Look ist definitiv mehr Big-Budget als der Arthouse-Look des ersten Teils. Damit einhergehend ist die Geschichte auch weit mehr Hollywood als es der Vorgänger war.

Die Idee der Story finde ich dabei wirklich interessant. Die Schuldgefühle, die Don mit sich herumschleppt, da er seine Frau zurückgelassen hat, die dazu führen, dass es wieder zur Pandemie kommt. Seine Kinder, die eine Rolle spielen, da sie immun zu sein scheinen. Die Dummheit der Soldaten (am Anfang des Ausbruchs), weil sie sich zu sicher glauben und die harte Konsequenz („brennt alles nieder“), die aus diesen Zutaten zutage tritt sind absolut glaubwürdig.

Mit der Brutalität der Geschichte einhergehend springt auch der Film nicht gerade zimperlich mit seinen Charakteren um. Da wird ein sympathischer Charakter schon mal vor den Augen der Kinder mit dem Flammenwerfer gegrillt, oder man sieht durch ein Nachtsichtgerät wie mit genau diesem Gerät einer Person das Gesicht eingeschlagen wird und ähnliches. Der Film ist also sicher nichts für Menschen, die einen sensiblen Magen haben.

Trotz allem kann „28 Weeks Later“ mit seinem Vorgänger nicht mithalten. Wenn ich als jemals einen Film gesehen habe, dem sein größeres Budget absolut geschadet hat, dann diesem hier. Gut, dass die Macher von „Deadpool“ schon bekannt gegeben haben, dass sie kein größeres Budget wollen, weil sie dadurch zu mehr Kreativität gezwungen sind. Ich will damit nicht sagen, dass „28 Weeks Later“ ein schlechter Film ist – absolut nicht.

Er ist nur weit mehr, viel viel mehr, Mainstream als sein Vorgänger und aufgrund der weit größeren Ausmaße der Geschichte klarerweise auch weit weniger persönlich. Natürlich ist der Versuch mit dem Fokus auf Don und seine Kinder eine Familiengeschichte zu erzählen eine sehr gute Entscheidung gewesen, aber trotzdem kann man nicht umhin als zu merken, dass gerade die „besondere“ Kameraführung oder Bildkompositionen dadurch eben auch Geschichte sind.

Schauspielerisch gibt man sich jedoch absolut keine Blöße, greift man aber – auch wieder ein Unterschied zum ersten Teil – auf halbwegs bekannte Namen zurück. Rose Byrne („Troja“, „Sunshine“, „X-Men: First Class“) spielt hier die Rolle in der ich sie mit Abstand am Liebsten mochte (und deshalb ging mir ihr Schicksal verdammt nahe). Jeremy Renner war noch weit entfernt von Marvel („Avengers“, „Avengers: Age Of Ultron“, „Captain America: Civil War“) und dem Mission: Impossible-Franchise („Phantom Protocol“ oder „Rogue Nation“).

Imogen Poots war Teil von „Centurion“ und dem „Fright Night“-Remake. Robert Carlyle („Trainspotting“, „The 51st State“) ist sowieso immer super, auch wenn er dieses Mal absolut wenig zu tun hat. Einzig Andy-Darsteller Muggleton blieb dem Filmgeschäft seitdem fern (und der arme Junge hat sicher Millionen Muggle-Witze von Harry-PotterFans hören müssen).

An sich ein guter Film, der die Geschichte des Virus weitererzählt und dabei halbwegs bodenständig bleibt, während er schaurig-schöne Bilder malt (die Feuerzungen, die durch die Straßen New Yorks zischen sehen extrem großartig aus), aber mit dem Arthouse-Ansatz und der genialen (aufgrund des geringen Budgets kreativ verwendeten) Kameraführung kann er allerdings nicht mithalten.

„28 Weeks Later“ bekommt 7,5 von 10 möglichen, einen Arthouse-Filme als Hollywood-Film fortführende, Punkte.

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