Dark Summer (Filmkritik)

Daniel (Keir Gilchrist) ist ein Computerhacker und Stalker. Gerade mal 17 Jahre jung wird er verurteilt und darf von nun an mit einer Fußfessel Zuhause sitzen und keine Computer oder Dinge, die nur danach aussehen, als ob sie sich ins Internet verbinden können, angreifen.

Dumm nur, dass sich das Objekt seiner Begierde per Skype-Anruf bei ihm meldet und er den großen Fehler macht abzuheben, denn die Dame ist gar nicht begeistert davon, gestalkt zu werden. Im Gegenteil ist sie nervlich sogar so am Ende, dass sie sich vor Daniels Augen erschießt.

Natürlich macht das jetzt ihn halbwegs fertig und der Gute hat auch allen Grund dazu. Denn bereits kurz danach beginnen sich in seinem Haus merkwürdige Dinge zu ereignen und obwohl er nicht so richtig an Übernatürliches glauben will, hegt er einen schrecklichen Verdacht, von welchen ihn auch seine Freunde (die unerlaubterweise zu Besuch kommen) nicht abbringen können …

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Und wieder ein Film, der ein altbekanntes Thema aufgreift und es – für mich – erfrischend neu erzählt. Hand aufs Herz: Die Geschichte von einem Geist, der in einem Haus sein Unwesen treibt oder jemanden in den Tod treiben will, gibt es ja in Hülle und Fülle. Zu einem großen Teil funktionert „Dark Summer“ auch nach genau den bekannten Mustern. Der große Unterschied liegt darin, dass „Dark Summer“ stark auf Atmosphäre und eine dunkle Bedrohnung wert legt. Es gibt eigentlich keine wirklichen Jump-Scares (zumindest keine, die man nicht bereits von weitem kommen sieht), dafür bietet er eine frische Story.

Die Idee mit Daniel einen Hacker zu haben, der zwar ein Internet-Verbot hat (seine Mutter ist übrigens über das Wochenende an welchem der Film spielt nicht Zuhause, weshalb der Polizist Stokes zwischendurch immer wieder mal nach dem Rechten sieht), aber dennoch genau dieses nutzen muss, um aufklären zu können, was geschieht, ist gut umgesetzt. Auch die Fußfessel ist tragender Teil des Films, da sie Daniel in einen klar umgrenzten Raum ums Haus herum gefangen hält. Er kann einfach nicht flüchten, zumindest nicht, ohne es rechtlich noch schlimmer für sich selbst zu machen.

Streckenweise setzt Regisseur Paul Solet auf lange Bilder, düstere Farben und ungewöhnliche Kamerawinkel. Gerade die sehr langsame Erzählweise wird viele Leute vermutlich nach der ersten halben Stunden eher nerven. Die anderen werden sie vermutlich erfrischend finden. Ab gut der Hälfte des Films nimmt die Story dann an Fahrt auf, man glaubt zu wissen, was passiert ist und wird dann bis zum Ende hin mehrmals(!) an der Nase herumgeführt. Von der richtigen Auflösung kann man nun halten was man will, aber ich habe es nicht kommen gesehen. Am meisten gefreut hat mich, dass mich Drehbuchautor Mike Le wirklich an der Nase herumgeführt hat – und das nicht nur einmal. Bitte jetzt nicht falsch verstehen: „Dark Summer“ ist kein Mystery-Thriller, kein „whodunit“, sondern einfach ein Gruselfilm, der es geschickt versteht die wirklich wichtigen Momente im Film so subtil einzubauen, dass man erst gegen Ende erkennt, was da eigentlich los war.

Wer diese Momente – wie ich – versäumt hat, braucht sich nicht fürchten. Es ist ein amerikanischer Film, also werden alle wichtigen Szenen kurz vor dem Ende eh noch mal mit raschen Flashbacks vorgeführt (*seufz*).

Die Darsteller machen ihre Sache allesamt sehr gut. Keir Gilchrist spielt ja auch im hochgelobten „It follows“ und ich bin schon gespannt, wie er seine Sache dort macht. Stelle Maeve (Transamerica) und Grace Phipps („Fright Night„-Remake) spielen ihre Rolle ebenfalls sehr super. Die eine als (totes) Objekt der Begierde und die anderen als heimlich in Daniel verliebte Freundin (was die Dumpfbacke nicht merkt). Als bester Freund von Daniel kommt noch Maestro Harrell dazu („Suburgatory“), dem man die Freundschaft zu Daniel ebenfalls glaubt. Einzig Peter Stormare („Hänsel & Gretel: Hexenjäger„, „Get The Gringo!„) ist für diese kurze Mini-Rolle absolut verschenkt – auch wenn es immer wieder mal schön ist, ihn auf der Seite der Guten zu sehen.

Alles in allem ist „Dark Summer“ kein Film für Freunde, die einen hohen Bodycount oder viel Mystery brauchen, da er gerade in der ersten Hälfte, wirklich, wirklich langsam und träge erzählt wird. Es lohnt sich aber durchaus dem Film eine Chance zu geben, da ich die zweite Hälfte wirklich spannend und sehr super fand (welche den „Aufbau“ der ersten Hälfte braucht, um zu funktionieren).

„Dark Summer“ bekommt von mir 7,5 von 10 möglichen, schleppend beginnend und mit einem „Bang“ endende, Punkte.

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