Best of Worst Case: Poolboy (Filmkritik)

Poolboy (Kevin Sorbo) ist ein gebranntes Kind. Gerade noch wird sein bester Freund in Vietnam von einer Granate zerfetzt und er beginnt aufzuräumen wie ein gewisser John Rambo, im nächsten Moment bekommt er ein Telegramm vom Präsidenten der USA, mit dem Inhalt, dass der Krieg vorbei ist. Verdammt nochmal. Wieder Zuhause in den Vereinigten Staaten von Amerika muss er feststellen: Seine Frau hat einen Neuen. Einen Mexikaner. Der Kerl hat noch dazu ein Pool-Reinigungsservice. Der Traum seines (in Vietnam verstorbenen) besten Freundes – also „übernimmt“ Poolboy dessen Firma und beschließt die verdammten illegalen Mexikaner aus dem Geschäft zu vertreiben. Und legt sich mit der Pool-Mafia an.

Aber eigentlich geht es darum überhaupt nicht. Denn eigentlich geht es darum, dass Saint James St. James (Ross Patterson) als kleiner Junge verdammt viel Geld hatte. Also hat er einen Film gedreht. Der trug den Titel „Poolboy“. Auch Teil 2 hat er gedreht. Titel: „Poolboy 2: Drowning Out The Fury“. Das hier ist der zweite Teil, weil der erste nie erschien, aber in Rückblenden dann doch vorkommt und eigentlich musste er Szenen in der Jetztzeit (20 Jahre nach dem ersten Dreh) neu nachdrehen, weil … ach, das wird jetzt kompliziert. Auf jeden Fall ist es soweit … Ihr dürft Poolboy sehen. Oder Poolboy 2. Oder …

Tja. Genau.

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Es ist schwer zu beschreiben, was „Poolboy“ ist, denn der Film ist so vieles und doch so wenig davon. Was er in erster Linie ist, ist eine Satire, die politisch absolut nicht korrekt ist und vor nichts und niemandem Respekt hat. Am wenigisten vor Filmemachern, die sich selbst zu wichtig nehmen. Gleichzeitig ist er eine Verbeugung vor Trashfilmern, ein Seitenhieb auf das rassistische Amerika, eine Überzeichung aller Actionfilme, eine Persiflage auf die Special-Effects-Fokussierung aktueller Blockbuster, eine Hommage an alte 80iger Actionfilme und ein Film, den man entwieder lieben oder hassen muss, aber egal kann er niemandem sein.

Die Reaktionen, die ich während dem Ansehen des Films mit anderen Personen über mich ergehen lassen musste, reichten von Beschimpfungen, dass ich ihre Zeit mit so etwas verschwende, über Beschimpfungen, dass ich ein absolut „seichter“ Mensch sei, der „sowas von leicht“ zu unterhalten sei, bis hin zu anderen, die gemeinsam mit mir (nüchtern!) lachend fast vom Sessel gefallen sind.

Also, was ist „Poolboy“? Es ist der ultimative Trashfilm. Bewusst so gemacht und zu einem absurd-abstrusen Kunstwerk erhoben. Der Film beginnt damit, dass Saint James St.(reet) James – der (fiktive) Regisseur des Films sich dem Publikum vorstellt und darüber berichtet, wie er vor Jahren den Film „Poolboy“ gedreht hat. Er durfte ihn aber nie zeigen, weil er zu rassistisch, gewaltätig und sexualisiert war. Also hat er einen zweiten Teil gedreht, der noch schlimmer war, der aber auch nie gezeigt werden durfte. Aber jetzt darf er ihn (Jahre später) endlich zeigen. Auch wenn er Teile rausschneiden und andere Teile neu drehen musste. Das passiert immer wieder im Film, dass plötzlich Saint James St. James zu sehen ist, der erklärt, was eben wie gemacht wurde und warum der Film so ist, wie er ist.

Ich merke gerade, dass es tatsächlich unglaublich schwer ist zu erklären, was genau an diesem Film so witzig ist, denn so trocken wie es mit Worten klingt ist es nie. Der Film ist absolut großartig! In meinen Augen ein Meisterwerk! Es hätte leicht ins Auge gehen können, dass dieser Film einfach nur peinlich ist (viele werden ihn auch als genau das empfinden), aber wer bereits ein paar Filme gesehen hat und ein bisschen was vom „Filmemachen“ versteht, kann wohl nicht anders als bei diesem hier einen Lachkrampf nach dem anderen zu bekommen.

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Ross Patterson spielt Saint James St. James, den Filmemacher sowas von schleimig und unsympathisch, dass man die ganze Zeit ein leicht ungutes Kribbeln hat, wenn der Typ im Bild ist. Von seiner Sekretärin, die völlig durchgeknallt und absurd ist, mal gar nicht erst zu sprechen. So erklärt euch Saint James St. James schon mal, dass der Filmverleih wollte, dass mehr Sex im Film vorkommt, aber leider waren die Schauspieler von „damals“ bereits zu alt, damit das gut aussehen würde, also hat er eine „extrem scharfe Blondine“ (Jaqui Holland) engagiert, die für die Erstbesetzung einspringt und die männliche Rolle musste „leider“ er selbst übernehmen. Was zur wohl kuligsten Sexszene führt, die ich je in einem Film gesehen habe („Becaus I am blind too!“).

Dazu kommen noch die absolut perfekt eingesetzten schlechten Effekte (da werden Stoffhunde als wilde Bestien eingesetzt) und völlig absurde Actionschießereien als genau das gezeigt: Absurd und übertrieben. Im Grunde genommen sind es Szenen wie in jedem anderen Actionfilm, in denen die Bösen zwei Millionen Kugeln auf die „Guten“ abfeuern, aber immer nur „knapp vorbei“ schießen, während der Gute einfach gleich mal alle trifft. ABER bei Poolboy ist das so extrem cool, plakativ und offensichtlich(!) aufs Auge gedrückt gefilmt, dass man es entweder als „bilig“ hasst, oder als Persiflage kultig findet.

Eine große Menge an Scherzen versteckt sich hinter billigen Wortwitzen, aber auch diese sind dermaßen genial, da sie den ganzen abartigen (und wenn man darüber nachdenkt eigentlich eher tragischen als wirklich coolen) On-Linern in „echten“ Actionfilmen (vor allem der 80iger) noch eines drauf setzen. („These russians are pissing all over us“ – „Not on my watch – it is not waterproof.“) Natürlich setzt das eine gewisse Fähigkeit in der englishcen Sprache voraus (im angeführten Fall sollte zB die Doppeldeutigkeit von „on my watch“ bekannt sein), aber dann macht die Sache so richtig Spaß.

Auch die versteckte Doppelmoral der Amerikaner wird immer und immer wieder durch den Kakao gezogen („I am so glad that finally an american guy is cleaning our pools and fu****g our wives behind our back“) und mehr als einmal wird die Grenze zwischen gutem Geschmack und „Darf man das?!“ definitv überschritten, aber gerade das macht „Poolboy“ so einzigartig. Die Macher ziehen ihr Ding zu 100% ohne irgendeinen Kompromiss durch. Völlig. Ohne. Kompromiss.

Kevin Sorbo („Julia X„) spielt die Rolle des Poolboy absolut großartig und hat sich alleine dadurch bereits einen Ehrenplatz in der „Kultfiguren unserer Epoche“-Ruhmeshalle für mich gesichert (inklusive seinem Auftritt in „Bitch Slap„). Wer bei so einem Film dabei ist und das auf diese absolut coole Art und Weise durchzieht, der muss einfach gut drauf sein. Ich meine, seht euch nur mal den Trailer an („I know not what I do because I … was in Vietnam so I’m not all there … mentally. Physically I am definitly all there as you can see on this montage of me practising kill-moves shirtless and oiled up … but mentally I am f****d all 48 ways from sunday.“)

„Poolboy – Drowning Out The Fury“ bekommt von mir 10 von 10, zu 100% das erfüllende, was er sein mag, möglichen Punkten.

Best of Worst Case-Urteil (Trashfaktor: Alles):
Der perfekte, durchgeplante und ultimative Trashfilm. Da ist alles drin. Abartiger Humor. Politisch unkorrekte Witze. Schöne, nackte Frauen. Blut, das spritzt. Action. One-Liner. Ironie. Sarkasmus. Blöder, dummer, abartiger und genialer geht einfach nicht.

Fazit: Pflichtfilm. Da gibt es keine Diskussion.

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