The Philosophers – After The Dark (Filmkritik)

Ein Gedankenexperiment – dazu lädt der Philosophie-Lehrer Zimit (James D’Arcy) seine SchülerInnen ein. Stellt euch vor, es würde eine Apocalypse kommen. Ihr habt einen Bunker. Darin haben aber nur 10 Leute Platz. Eure Klasse besteht aus viel mehr Leuten. Jede/r zieht eine Karte, auf welchem steht, welchen Beruf er/sie hat und dann diskutiert darüber, wer in den Bunker hineindarf oder nicht.

Wer nicht teilnimmt, fällt durch. Wer teilnimmt … wird vielleicht für immer durch die Erfahrung verändert.

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Die Prämisse von „The Philosophers“ oder „After The Dark“, wie er im Origignal heißt, ist ja verdammt vielversprechend und der Anfang des Films ist auch verdammt gut gelungen. Man wird in die Klasse eingeführt und das Experiment wird – mit verdammt tragisch-schönen Bildern – begonnen. Während rundherum Atompilze auftauchen und die Bomben fallen, werden die Karten gemischt und die ersten Entscheidungen werden getroffen. Die Spannung steigt.

Bis man versteht, dass es hier darum geht dieses Experiment mehrmals zu wiederholen und die ersten Male überhaupt nicht gut ausgehen können. Es ist zwar interessant zu sehen, wie die ersten Versuche den Bach runter gehen, aber die abstrusen und doofen Vorgehensweisen der Charaktere und deren völlig absurden und „Out Of Character“-Entscheidungen bringen den Spaß an der Sache schnell zum einschlafen. Als dann in der letzten Version alles gelingt und dennoch alles irgendwie schlecht oder auch gut ausgeht, da hatte ich schon längst aufgehört emotional an einer Auflösung interessiert zu sein, denn das Ende des Experiments ist völliger Stumpfsinn und leider wirklich ein Schuss ins Knie.

Als dann NACH dem Experiment noch erklärt wird, warum das ganze Spiel überhaupt stattgefunden hat, konnte ich nur noch den Kopf schütteln. Völliger Stumpfsinn und an den Haaren herbei gezogen. Dass dann der Schluss noch drei verschiedene Versionen zeigt (drei Mal ein Gedankenexperiment, hm?) ist dann noch der letzte Tropfen. Ein peinlicher Versuch eine gute Idee für einen Kurzfilm auf einen Spielfilm aufzublasen.

Die SchauspielerInnen sind sogar super bei der Sache und vor allem James D’Arcy spielt seine Rolle wirklich super – gerade das nette Überraschungsmoment in der ersten „Experimentphase“, als sich die Türen des Bunkers schließen spielt er mit einer absolut erhabenen, überlegenen Gelassenheit. Von den anderen Personen ist mir nur Sophie Lowe (Autumn Blood) in Erinnerung geblieben, aber auch nur deshalb, weil ich sie gegen Ende so richtig zum Kotzen fand – überheblich und unsympathisch. Ansonsten kann ich nur noch Bonnie Wright erwähnen, die ich mir aber nicht aufgrund ihres Charakters im Film oder ihrer schauspielerischen Leistung gemerkt habe (der Charakter hat mich nicht gejuckt, sie war unauffällig), sondern weil sie Rons Schwester Ginny in den Harry Potter-Filmen war.

John Huddles hat in diesem Fall das Drehbuch geschrieben und auch gleich die Regie übernommen – und ich gestehe ihm zu, dass er für die Kameraführung auch für manche transzendente Szenen wirklich ein gutes Händchen hat. Die Inszenierung ist über weite Strecken wirklich toll gelungen und schön anzusehen, selbst die Bilder der Zerstörung sind schön komponiert. Da er aber auch das Drehbuch geschrieben hat, kann ich nur sagen – da hätte er sich vielleicht besser Input von außen geholt, denn da geht – wie bereits erwähnt – gegen Beginn der zweiten Halbzeit ordentlich die Luft aus.

Für Leute, die ein schönes Gedankenspiel mitspielen wollen, um sich danach selbst Gedanken machen möchten – sicher ein guter Einstieg. Wir hatten damals in unserer „Jugendgruppe“ ebenfalls solche Spiele, wir nannten sie „Planspiele“: 10 Personen. X Minuten Zeit. In welcher Reihenfolge werden die Personen (erfundene Charaktere, wie zB Kinder, Ärzte, Bauarbeiter, etc) gerettet. Die alte Frage „Wer ist wichtiger? Kann man das überhaupt sagen/beurteilen?“ ist immer wieder für Diskussionen gut.

Und genau da liegt für mich das Problem des Films: Solche Gedankenspiele sind für Diskussionen gut. In einem Film mit dieser Prämisse erwarte ich mir aber Antworten. Die hier gelieferten sind allerdings mehr als fragwürdig und ich kann den Film wirklich nur empfehlen, wenn man ihn sich in einer Gruppe ansieht und danach diskutieren will. Zum Beispiel darüber, warum man so ein schlechtes Ende dranklatscht.

„The Philosophers“ bekommt von mir 4 von 10 möglichen, sich selbst ad absurdum führende, Punkte.

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