Der seltsame Fall des Benjamin Button – The Curious Case of Benjamin Button (Filmkritik)

Benjamin Button (Brad Pitt) hat schon am Tag seiner Geburt mehrfach Pech. Zuerst stirbt seine Mutter am Tag seiner Geburt. Er kommt als Greis zur Welt und wird gleich nach seiner Geburt von seinem Vater weggegeben. Doch dann hat er doch noch Glück im Unglück und landet auf der Türschwelle von Queenie (Taraji P. Henson), die sich trotz seines seltsamen Aussehens um ihn annimmt und ihn wie ihr eigenes Kind aufzieht. Im Alter von 7 (er ist äußerlich um vielfaches älter) lernt er Daisy (Cate Blanchett) kennen. Die beiden entwickeln eine Freundschaft, die Jahrzehnte überdauert, während jeder der beiden ein anderes Leben lebt. Als sie sich wieder treffen, sind sie in etwa im gleichen Alter und beginnen eine Liebesaffäre.

benjamin

Ein guter aber auch sehr laaanger Film. Man sollte durchaus ein bisschen Sitzfleisch und Geduld mitbringen, da man fast drei Stunden im Sitzen verbringen wird. Für „Der seltsame Fall des Benjamin Button“ diente eine 1921 erschienene Kurzgeschichte von F. Scott Fitzgerald als Vorlage, in der er die Geschichte eines Mannes erzählt, der alt geboren wird, um dann rückwärts zu altern. Heraus kam nach ein bisschen Ausschmückung ein wunderschönes fantastisches Märchen, bei dem fast alles stimmt – ein hervorragendes Ensemble bis in die kleinste Nebenrolle, eine Mischung von Tragik und Komik, liebevolle Ausstattung und die perfekte Maske.

Die Idee für den Film entstand schon vor 15 Jahren, doch es verging einige Zeit, bis die Tricktechnik reif genug für diesen Film war. Nicht umsonst gab es Oscars für die besten „Visual Effects“ und „Make Up“ ins Haus geflattert. Gearbeitet wurde mit modernster Technologie, um die Hauptdarsteller künstlich zu verjüngen oder altern zu lassen, etwas das von Szene zu Szene mal sehr realistisch und mal sehr künstlich aussah. Gerade wenn Pitt und Blanchett die Falten raus gebügelt wurden um sie wie 20 aussehen zu lassen, sah das ein wenig schräg aus.

Brad Pitt (World War Z) zeigte als Benjamin eine seiner besten filmischen Leistungen. Seine Mimik und Gestik passte nie zu seinem optischen Alter, sondern viel mehr ließ er erfolgreich ein inneres Kind durchblitzen. Kein Wunder, dass er für seine Arbeit eine Oscar Nominierung erhielt. Cate Blanchett (Blue Jasmine) ist sowieso eine der begabtesten Schauspielerinnen, die es derzeit gibt und vollkommen zurecht flatterten für ihre Darstellung der Daisy diverse Award-Nominierungen ins Haus.

Bereits seit 1994 wurde immer wieder versucht, Fitzgeralds Kurzgeschichte auf die Leinwand zu bringen. Über die Jahre waren unter anderen Ron Howard, Steven Spielberg und Spike Jonze als potentielle Regisseure im Gespräch, ehe David Fincher (The Girl with the Dragon Tattoo) 2005 den Zuspruch erhielt. Natürlich ist dieser Film in einer anderen Kategorie anzusiedeln, wie etwa Finchers „Sie7en“, dennoch half seine Detailverliebtheit, die einzelnen Jahrzehnte mit ihrem jeweils typischen Look zum Leben zu erwecken.

Im Zentrum des Drehbuchs von Eric Roth (Forrest Gump) steht thematisch die große Liebe, denn die Liebe spielt eine große Rolle im Leben von Benjamin Button. Die Generationen überschreitende Liebe zu Daisy ist zugleich tragisch, romantisch und für den Zuseher frustrierend. Da sie eigentlich nie (zumindest optisch nicht) gleich alt sind, wird ihrer Freundschaft gleich mal Steine in den Weg gelegt. Ein alter Mann und ein junges Mädchen? Das geht gar nicht, denn ein junger alter Mann zu sein, hat eben seine Tücken. Leider merkt man gerade wenn Daisy und Benjamin im „Mittelalter“ zusammen gefunden haben, wie lange der Film nun dauert, da der Film in diesen Szenen ein wenig an Tempo einbüßt.

Erzählt wird die Geschichte in einer Rahmenhandlung, die in einem Krankenhaus von New Orleans spielt. Draußen tobt der Hurrikan Katrina, in einem Spitalsbett liegt eine alte Frau im Sterben und will ihrer Tochter (Julia Ormond) kurz vor dem Tod ein letztes Geheimnis anvertrauen – das wiederum, wie könnte es anders sein, mit Benjamin Button zu tun hat.

Mein Fazit: Eine (fast)unmögliche Liebesgeschichte, beinahe schon ein Märchen, in dem sowohl Tragik als auch Komik sich abwechselt und der Gedanke an die menschliche Vergänglichkeit allgegenwärtig ist. Ein Film, bei dem man zugleich lachen und weinen kann.

Dieser Film bekommt von mir 8,5/10 kuriosen Punkten.


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