Scorned (Filmkritik)

Sadie (AnnaLynne McCord) freut sich auf ein romantisches Wochenende mit ihrem Freund Kevin (Billy Zane) in dessen Ferienhaus, da sie vermutet, dass er ihr dort einen Heiratsantrag machen wird. Als sie jedoch zufällig eine SMS auf seinem Handy sieht erkennt sie, dass ihr geliebter Mann eine Affäre mit ihrer besten Freundin Jennifer (Viva Bianca) nebenbei laufen hat.

Sadie ist zunächst am Boden zerstört entwickelt aber schon bald einen Plan, wie sie es den beiden zurück zahlen kann. Sie betäubt Kevin, lockt Jennifer ins Haus und hat schon bald beide Schuldigen genau dort, wo sie sie haben will. Dass die Rache einer betrogenen Frau keine Grenzen kennt, werden die zwei Fremdgänger schon bald am eigenen Leibe spüren, inklusive der Möglichkeit eines vorzeitigen Ablebens auf unnatürliche Weise versteht sich.

Scorned

Wenn ein Regisseur für sein mittlerweile zum Trash-Kult aufgestiegenes Erstlingswerk, den im Jahre 1993 gedrehten „Leprechaun – Der Killerkobold“, am meisten in Erinnerung geblieben ist, dann spricht das nicht unbedingt für den Unterhaltungswert seiner darauf folgenden Filme. „Scorned“ ist dann auch sicherlich dank seiner Regie und seines Drehbuchs nicht der große Wurf geworden, doch gibt es hier handwerklich nicht wirklich etwas auszusetzen und vor allem die Hauptdarstellerin ist in herrlich überdrehter Spiellaune.

Zuerst mal zurück zur Grundidee. Hier bekommt eine Dame, die seit ihrer Jugend wegen eines traumatischen Erlebnisses (wird im weiteren Filmverlauf auch aufgelöst, werde den Gag hier aber nicht spoilern) Tabletten gegen ihren psychisch labilen Zustand nehmen muss, die Möglichkeit, sich an den beiden wichtigsten Menschen in ihrem Leben zu rächen, weil diese miteinander fremd gegangen sind. Was Protagonistin Sadie da so alles einfällt, beginnt relativ harmlos mit verbalen Beschimpfungen, wandert aber schnell in eine viel extremere Richtung.

Finger in den Schraubstock stecken, einen Zahn ziehen, den Knöchel brechen, Elektroschocks verabreichen, das alles steht auf dem Plan, wobei diese Szenen nie wie aus einem Folterfilm der Marke „Saw“ wirken, sondern immer irgendwie den kindlich verspielten, ziemlich soziopathisch angehauchten Wahn der betrogenen Dame widerspiegeln. Da muss eben auch schon mal nebenbei der kleine Hund in die Mikrowelle und der Finger drohend am Einschaltknopf ruhen, um eine bestimmte Handlung von einem der Gefangenen zu erzwingen.

Dieses Spiel mit der Macht, der Angst, der Verletztheit und dem Wahnsinn der drei Hauptfiguren funktioniert über weite Strecken ganz gut, auch der Wechsel zwischen brav das Spiel mitspielen und wütend der Täterin Schimpfworte entgegen zu werfen. Zwischendurch schleichen sich aber dann doch wieder ein paar Längen ein und man stellt sich als Zuschauer die selbe Frage wie die beiden Opfer, wie lange dass denn noch so weiter gehen soll. Ein Fluchtversuch da, der Besuch einer Nachbarin dort, kleine Auflockerungen gibt es zwar, die Luft droht der ganzen Inszenierung aber trotzdem einige Male beinahe aus zugehen.

Einen großen Anteil an dem hier doch hohen Spassfaktor, hat die Performance von AnnaLynne McCord (Blood Out), die sichtlich mit der Zeit richtig in Fahrt kommt und sich total hinein steigert, ohne dabei zu übertreiben. Besonders der Wechsel zwischen infantil überdreht und abgebrüht sarkastisch hat mir gut gefallen, einfach diese Unberechenbarkeit ihrer Person, was sie teilweise auch selbst überrascht und sie zu einer unheimlich gefährlichen Person macht. Was nicht heißt, dass man sie nicht trotzdem auf eine seltsame Art und Weise gerne hat bzw. ihre Wut versteht.

Billy Zane (Darfur) hat zwar auch seine Momente, bleibt aber im Vergleich blass genau wie Viva Bianca (Spartacus), die zwar gut aussieht, aber erst gegen Ende zeigen kann, dass sie durchaus ihr Handwerk versteht. Die restlichen Schauspieler fallen nicht ins Gewicht, da sie jeweils nur kurz vorkommen. Der eingebaute Gefängnisausbruch und der Schluss an sich wirken teilweise schon etwas zu konstruiert, was aber eine zum Schmunzeln anregende Endsequenz, doch wieder einigermaßen abfangen kann.

Insgesamt also ein nicht uninteressanter Thriller, dessen Grundidee aber nicht eineinhalb Stunden durchgehend zu fesseln vermag. Findet man AnnaLynne McCord als Sadie so psychotisch charismatisch wie ich, dann macht das aber einige der Defizite des Filmes wieder gut. Sollte man mit ihrem Schauspiel nichts anfangen können, dann gibt es hier jedoch so gut wie keine starken Argumente mehr, um diesen Film jemanden weiter empfehlen zu können. Falls der Filmgenuss sich bei manchen Menschen so auswirkt, dass sie mehr Treue in ihren Beziehungen leben möchten, dann ist das aber natürlich für alle eine feine Sache 😉

„Scorned“ bekommt von mir 6/10 Betrug der engsten Vertrauten gebührend bestrafende Empfehlungspunkte.


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