Mo Folchart (Brendan Fraser) hat seiner Tochter noch nie Geschichten vorgelesen, und dies aus gutem Grund. Wenn Mo laut vorliest, erwachen seine Worte zum Leben, denn er ist eine Zauberzunge. Fiktive Personen steigen aus ihren Büchern und landen auf der Erde. Aber das Leben muss in Balance bleiben, so wird für jedes Wesen, das ein Buch verlässt, eine anderes hinein gesogen. So verlor Mo seine Frau an das Buch Tintenherz.
Auch nach 9 Jahren sucht er noch nach einer Möglichkeit, seine Frau aus der Welt von Tintenherz zu retten. Doch sein Plan wird vom bösen Tintenherz-Schurken Capricorn (Andy Serkis) vereitelt, der seine Tochter Meggie (Eliza Bennett) entführt und von Mo verlangt, weitere böse Figuren aus dem Buch zum Leben zu erwecken. Um seine Tochter zu retten und die Buchfiguren in die ihnen angestammte Welt zu verbannen, bittet Mo eine bunt zusammengewürfelte Gruppe aus der realen Welt und aus dem Reich der Bücher um Hilfe: der Feuerkünstler Staubfinger (Paul Bettany), ein Mann aus der Geschichte von Ali-Babas Räubern, Meggies Großtante (Helen Mirren), Fenoglio, den Autor von Tintenherz, sowie seine eigene Tochter.
Cornelia Funkes Roman „Tintenherz“ wurde weltweit über 15 Millionen Mal verkauft und da ist es kein Wunder, dass sich jemand dachte, dass man mit so einer Fan-Base ruhig mal einen Film wagen könnte. Als Funke bei der Verfilmung von „Der Herr der Diebe“ nach dem Verkauf der Filmrechte die Finger von der Produktion ließ und es sich negativ auf den Film und dessen Erfolg auswirkte, ist es kein Wunder, dass sie sich an Iain Softleys Hollywood-Verfilmung von „Tintenherz“ aktiv beteiligte und sogar als Produzentin der Verfilmung des ersten Teiles ihrer Trilogie tätig war.
Eine Ode an das geschriebene Wort, das kam mir nach diesem Film als erstes in den Sinn. Was eigentlich ein Widerspruch in sich sein sollte – denn der Film verherrlicht das geschriebene Wort. Mit viel Leidenschaft wurde, soweit es möglich ist, auf einer Leinwand geschriebenes Wort und die Passion die dahinter steckt, auf Zelluloid gebannt. Für mich überraschend war, wie ein 500 Seiten starkes Buch in nicht einmal zwei Stunden Film passten. Denn für mich waren keine Lücken in der Handlung sichtbar, wie es so bei manch anderen Verfilmungen wie etwa „Eragon“ der Fall war.
Was ich sehr lustig und kreativ fand, waren die von einer stotternden Zauberzunge in Capricorns Auftrag in die reale Welt geholten Lebewesen. Denn sie alle haben wegen dessen Sprachfehlers auch noch alle möglichen Handicaps. So hat einer von Capricorns Schergen eine wirklich wirklich große Nase, aber die meisten tragen gedruckte Absätze aus Büchern als eine Art Muttermal im Gesicht, und dazu besonders pfiffige Frisuren oder Bärte. Wobei ich sagen muss, dass mir das mit den Absätzen im Gesicht erst ziemlich spät klar wurde, weil es anfangs nicht ordentlich erklärt wurde.
Über diesen Film stolperte ich, als ich mich fragte, was macht Brendan Fraser eigentlich so. Nicht viel fand ich heraus, blieb jedoch bei dem Titel „Tintenherz“ hängen und las worums eigentlich in dem Film geht. Ich fand Brendan Fraser (Escape from Planet Earth) als Mo sehr überzeugend und kann nachvollziehen, warum die Autorin von Tintenherz ihn beim Schreiben im Sinn hatte. Als seine Tochter war Eliza Bennett (From Time to Time) im Einsatz, die aber eher farblos wirkte – ich wurde nicht wirklich warm mit ihr – ich kann mir nicht helfen.
Helen Mirren (R.E.D.) als ihre Großtante ist anfangs eine wahre Zimmerpflanze, die am Liebsten Zeit mit ihren Bücher verbringt, doch als es wirklich darauf ankommt, schwingt sich die alte Dame doch glatt schwugs auf einen Motorroller und haut ordentlich auf den Putz.
Andy Serkis, der als Bösewicht (etwa als Gollum in „HDR“ oder in „Rise of the Planet of the Apes“) schon ein bisschen Erfahrung hat, gab einen wirklich teuflisch bösen Capricorn zum Besten – echt zum Fürchten!!! Ein richtig schön fieser Bösewicht, dem man gerne bei seinen Missetaten zusieht.
Paul Bettany (Priest – ist übrigens auch die Stimme des Computers Jarvis in „Iron Man 3„) spielte den nur schwer durchschaubaren Staubfinger. Staubfinger ist raubärtig, egoistisch, nur schwer zu durchschauen und damit eine willkommene Abwechslung. Bettanys Ehefrau Jennifer Connelly (Rocketeer) ist in einem kurzen Auftritt als Staubfingers Frau Roxanne zu sehen – eine Minirolle, die in einem eventuellen zweiten Teil größer ausfallen sollte, der aber wie wir inzwischen wissen nicht zu Stande kommen wird, da der große Erfolg des Filmes trotz Starbesetzung ausblieb. Bei geschätzen 60 Millionen Dollar Produktionskosten spielte er weltweit nur 63 Millionen ein.
Fazit: Alles in allem eine überzeugende Vorstellung – keineswegs perfekt, aber sehr unterhaltsam. Der Film schafft es, dem Zuseher das geschriebene Wort schmackhaft zu machen und ich denke gerade darüber nach, mir das Buch „Tintenherz“ demnächst einmal vor zu knöpfen. Schade, dass es nur in Buchform weitergeht.
Dieser Film bekommt von mir 7,5/10 magischen Punkten.