Die Bücherdiebin – The Book Thief (Filmkritik)

Die neunjährige Liesel (Sophie Nélisse) wird nach dem Tod ihres Bruders von ihrer Mutter zur Adoption frei gegeben und kommt zu Pflegeeltern nach München. Schnell freundet sie sich mit ihrem Adoptiv-Vater Hans (Geoffrey Rush) an – der ihr das Lesen beibringt – und mit der Zeit wächst Liesel auch Rosa (Emily Watson), ihrer Adoptiv-Mutter ans Herz. Die kleine Familie versteckt während der NS-Zeit den jungen Juden Max (Ben Schnetzer), etwas, das mit sehr großem Risiko verbunden ist.

Schnell freunden sich die Max und Liesel an, und durch Max entdeckt Liesel die Freude daran, ihre eigenen Gedanken nieder zu schreiben. Als der Krieg immer schlimmere Ausmaße annimmt, flüchtet sich Liesel vermehrt in die Geschichten diverser Bücher. Als ihr der Lesestoff ausgeht, stiehlt sie Bücher, und rettet sie damit vor dem Feuer der Bücherverbrennungen.

The-Book-Thief

Was hat man eigentlich im Sinn, wenn man an Deutschland, Österreich und auch mehrere andere Länder während der Zeit des Nationalsozialismus denkt? Viele werden an Hitler denken, Hakenkreuze, Armeen die im Gleichschritt marschieren und an unbeschreibliche Verbrechen, die während dieser Zeit verübt wurden.

Doch es gab auch „gute“, ja sogar „normale“ Menschen, die nicht mit den Lehren der damaligen Zeit einverstanden waren, ja sogar hassten, was Adolf Hitler aus ihrer Heimat gemacht hatte und ob der Angst vor brutalen Konsequenzen diese Zustände nur widerwillig hin nahmen. Dieser Film erzählt die Geschichte einiger eben solcher Menschen.

„The Book Thief“ basiert auf dem preisgekrönten Roman „Die Bücherdiebin“ des australischen Autors Markus Zusak. Sowohl in der Buchvorlage als auch im Film wird die Handlung übrigens von einem ungewöhnlichen Blickwinkel aus erzählt – nämlich vom Tod persönlich. Das Buch spielt in den späten 1930-er und frühen 1940-er Jahren und gibt das Grauen der damaligen Zeit sehr gut wieder. Diese Thematik macht es verwunderlich, dass das Buch auch bei jungen Lesern sehr beliebt ist.

Ursprünglich war eine Veröffentlichung des Filmes erst für 2014 geplant, doch hier passierte etwas äußerst ungewöhnliches – bei den Dreharbeiten kam das Dreh-Team schneller voran, als erwartet. Das Studio nutzte diese Gelegenheit und verlegte den amerikanischen Starttermin auf den Dezember 2013 vor, so konnte „The Book Thief“ auch am Rennen um die Oscars teilnehmen.

Regisseur Brian Percival (bekannt für die Regie bei einigen Folgen der britischen Serie „Downton Abbey“) inszenierte das Drehbuch von Michael Petroni, der schon „Die Chroniken von Narnia: Die Reise auf der Morgenröte“ für das Kino adaptiert hat. Da der Film nicht die Geschichte des Krieges an sich dokumentiert, ist es ein eher ruhiger Film geworden, der sich auf die Geschichte einzelner Personen konzentriert.

Den Tod als Wegweiser durch den Film und die Handlung darzustellen ist ungewöhnlich, aber sehr gelungen. Der Tod an sich ist hier nicht als etwas Schlechtes zu sehen, sondern viel mehr als ein bloßer Übergang, eine Schwelle um in eine andere Daseinsform zu wechseln. Die von Percival geschaffenen wundervollen Bilder, besonders in Erinnerung ist mir hier eine Schneeballschlacht im Keller geblieben, werden durch den stimmungsvollen Score von John Williams unterstrichen, der vollkommen zu Recht für einen Oscar nominiert wurde.

Was mir persönlich in den Ohren weh tat, war der deutsche Akzent, der in der englischen Originalfassung zu hören war. Immer wieder werden deutsche Worte eingestreut, oder Lieder werden komplett auf Deutsch gesungen, ein Mix der für die Ohren von Englisch sprechenden Zusehern wahrscheinlich okay klingt, aber für mich schwer zu ertragen war.

Die junge Hauptdarstellerin Sophie Nélisse war ein absoluter Glücksgriff. Als Liesel trägt sie den gesamten Film und wirkt fast schon naiv in ihrer Unschuld und Gutherzigkeit. Und obwohl wie schon erwähnt der Tod als Erzähler fungiert, ist es Liesel, die uns mit einer ganz eigenen Sprache durch ihre Welt führt, die voll von Grauen, Traurigkeit und Entsetzen ist, etwas, dem sie dank ihrer Liebe zu Büchern entkommen kann. Liesel und auch der Zuschauer findet Schutz und Trost in der Poesie der Bücher.

Die Nebenrollen sind mit bekannten Namen besetzt. Geoffrey Rush (The Kings Speech) glänzt in der Rolle des liebevollen Adoptiv-Vaters, der Liesel sofort ins Herz schließt und Emily Watson (Red Dragon), als Liesels Adoptiv-Mutter macht eine für den Zuschauer erstaunliche und berührende Veränderung durch, wenn sie sich von der schroffen, abweisenden und ewig fluchenden Pflegemutter in eine warmherzige Mutterfigur für die Heldin verwandelt.

Fazit: „The Book Thief“ ist eine Geschichte über den Krieg und das Leid, das er verursacht. Doch es ist auch ein Film mit der Botschaft, dass Hoffnung, Zuversicht und die unzerstörbare Kraft der Fantasie nie wirklich verloren gehen können.

Dieser Film bekommt von mir 7/10 absolut poetischen Punkten.


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