Zeki Müller (Elyas M’Barek) wird aus dem Gefängnis entlassen und will sich seine Diebesbeute abholen, die eine Freundin auf der Baustelle der Göthe-Gesamtschule vergraben hat. Zu seinem Leidwesen hat man dort allerdings eine Turnhalle gebaut und Zeki versucht an der Schule zwecks Universalschlüssel den Posten des Hausmeister zu bekommen. Aber auch damit wird es nichts und so nimmt er kurzerhand die Stelle des neuen Aushilfslehrers an. Um die Sache noch zusätzlich zu komplizieren, kommt ihm nicht nur seine neue Kollegin Lisi Schnabelstedt (Karoline Herfurth) auf die Schliche, sondern Zeki muss auch noch die „Problemklasse“ der Schule unterrichten.
Wie hieß es im Film mit einem dezenten Seitenhieb auf den Filmtitel sinngemäß: „Nur gut dass du nicht bei mir Englisch hast!“ Allerdings kann man davon ausgehen, dass der Titel des Filmes nicht auf fehlende Englischkenntnisse zurückzuführen ist, als vielmehr auf einen geschickten (und ja offensichtlich gelungenen) Trick, den Filmtitel zwecks Genehmigung so zu verfremden, dass man sich dann doch irgendwie auskennt.
Maßgeblich beteiligt sind hier vor allem Regisseur und Drehbuchautor Bora Dağtekin und Schauspieler Elyas M’Barek. Beide haben uns voriges Jahr mit „Türkisch für Anfänger“ eine, wenn nicht sogar die deutsche Komödie des Jahres beschert, um uns jetzt erneut herzhaft zum Lachen zu bringen. Dabei schaffen sie nicht nur das, sondern leisten mit „Fack Ju Göhte“ ihren eigenen Beitrag zur lange notwendigen Bildungsreform.
Zu Beginn nimmt sich der Film relativ viel Zeit um Zeki Müller dem Publikum vorzustellen und um ihn anschließend in eine für ihn völlig unbekannte Umgebung zu werfen. Dass Zeki im Knast nicht einmal seinen Hauptschulabschluss geschafft hat (immerhin hat er da ja nur mitgemacht, weil es Kakao gab) vermittelt einen ungefähren Eindruck, was er vom Lernen allgemein und Schule im Speziellen hält.
Später landet er dann bei einer Klasse, die ihre Lehrer schon einmal geteert und gefedert haben, weil die sich ja bekanntlich eh nicht wehren dürfen, was schon schräg genug ist und für einige lustige Momente sorgt. Doch seine Schüler haben ihre Rechnung ohne Herrn Müller gemacht, denn der hat keine Angst sich mit unkonventionellen Mitteln durchzusetzen und beendet die Pause schon einmal mit einem Paintball-Gewehr.
Gerade die erste Hälfte des Films ist sehr gut gelungen und tierisch komisch, auch wenn ich noch nie einen deutschen Film gesehen habe (und schon gar keine Komödie), in der dermaßen viel geflucht wurde. Später werden die lustigen Momente ein bisschen weniger, was daran liegt dass Zeki anfangt seinen Beruf ernster zu nehmen und er und seine neue Kollegin zusammenfinden. Auch wenn der Themenwechsel voraussehbar ist, wirkt die Umsetzung sehr gelungen bzw. ist mit viel Herz inszeniert.
Etwas das ein Stück weit schade ist, ist das die Erzählgeschwindigkeit in der zweiten Hälfte des Films doch sehr anzieht und die eine oder andere Sache etwas auf der Strecke bleibt. Man hat hier das Gefühl, dass Bora Dağtekin noch einige gute Ideen gehabt hätte, die aber der Schere zum Opfer gefallen sind, um die Laufzeit von „Fack Ju Göhte“ auf unter zwei Stunden zu halten. Wovon der Film in erster Linie (neben dem gelungenem Drehbuch) lebt sind die Hauptdarsteller, wobei drei besonders heraus stechen.
Elyas M’Barek (Die Welle) als Zeki Müller spielt den Ex-Knacki, der nicht nur noch weniger Lust hat seinen Schülern etwas beizubringen als die Lust haben zu lernen, sondern mit seiner prolligen Art auch gerne bei seiner Umgebung aneckt, perfekt. Dabei wirkt er bereits zu Beginn der Geschichte durchaus sympathisch, schafft es später durch seine „besonderen“ Unterrichtsmethoden selbst aus gewissen Quälgeistern passable Schüler zu machen, um letzten Endes nicht nur von seinen Schützlingen ins Herz geschlossen zu werden.
Karoline Herfurth (Wir sind die Nacht) als Lisi Schnabelstedt ist hier das genaue Gegenteil. Lisi ist eine leicht neurotische Streberin mit einem Herz aus Gold, deren einzige Achillesferse als Lehrerin ihr mangelndes Durchsetzungsvermögen ist – man muss sie als Zuschauer einfach gerne haben. Aber Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an und da die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern stimmt, funktioniert dieser Part auch im Film ohne in schnulzige Romantik zu verfallen.
Die Dritte in dieser Aufzählung ist Katja Riemann (Der bewegte Mann), die die Direktorin Gudrun zum Besten gibt. Zwar hat Frau Direktor dank einer ausgefeilten Überwachungstechnik die gesamte Schule perfekt im Blick, aber selbst genug Probleme den Laden am Laufen zu halten und daher kein bisschen Verständnis für die Probleme der Lehrkräfte (immerhin darf sich der Kollege der geteert und gefedert wurde ausnahmsweise umziehen!). Riemann ist klar ein Highlight des Films und stielt ihren Kollegen mit ihrem trockenen Humor stellenweise die Show.
Auch optisch ist der Film sehr gelungen, und wenn man nicht wüsste, dass Bora Dağtekin hier erst das zweite Mal hinter der Kamera steht, gäbe es keinen Moment in dem man es merken würde. Er hat nicht nur ein unglaubliches Talent was das Drehbuch (das vor markanten One-Linern nur so strotzt) betrifft, auch an der Umsetzung gibt es zu keinem Zeitpunkt etwas auszusetzen. Sehr gelungen ist auch der Soundtrack, der eine Klasse für sich ist.
Alles in allem ist „Fack Ju Göhte“ nicht nur eine sehr gelungene Komödie, sondern auch der Beweis dass sich jeder unter den richtigen Umständen ändern kann.
Der Film „Fack Ju Göhte“ bekommt von mir 8/10 der Mitarbeit des gesamten Lehrkörpers (und natürlich auch der Schüler) zu verdankende Empfehlungspunkte. Der Film läuft ab sofort in allen heimischen Kinos!
P.S.: Constantin Film hat es möglich gemacht, dass uns Bora Dağtekin und Elyas M’Barek im Cineplexx Linz besuchen und sie haben dabei gleich noch ein paar Schüler mitgebracht. Die beiden haben uns gebeten, sollte uns der Film gefallen, Allen davon zu erzählen (und ja, das hat er uns)!
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Der Film machte großen Spaß und das obwohl ich dem Konzept der deutschen Komödie eher kritisch gegenüber stehe. Stellenweise war man herrlich politisch unkorrekt, wenngleich auch Klischees nicht zu kurz kamen (harter Kerl mit weichem Kern, Gegensätze ziehen sich an…).
Nichts desto trotz Stoff für einen vergnüglichen Abend!
In den Film muss ich unbedingt rein gehen und deine Wertung bestätigt nun mehr, dass ich da rein muss 😀