Wir sind die Nacht – We are the Night (Filmkritik)

Lena (Karoline Herfurth) hält sich die meiste Zeit auf der Straße auf und mit kleineren Diebstählen über Wasser. Das ändert sich jedoch als sie Louise (Nina Hoss) kennen lernt, die in ihr die Liebe sieht, auf die sie schon so lange gewartet hat. Kurze Zeit später stellt sich heraus, dass Louise eine Vampirin ist, die Lena in eine eben solche verwandelt. Gemeinsam machen Lena, Louise und deren Freundinen das Berliner Nachtleben unsicher. Schon bald sitzt ihnen die Polizei im Nacken, da das Treiben der Damen zweitweise blutig ist und Menschenleben fordert.

Wir sind die Nacht Film Cast

Nach vielen Geschichten über das blutrünstige Treiben der Geschöpfe der Nacht also auch noch ein deutscher Beitrag. Nachdem man uns schon mit Twilight und der Bis(s)-Saga beglückt hat schafft der Film „Wir sind die Nacht“ unter der Regie von Dennis Gansel (bekannt unter anderem für seine Arbeit in „Die Welle“) es zumindest sich von der breiten Masse abzuheben, in dem man ein paar neue Elemente ins Spiel bringt. Am Besten beschreiben könnte man das Resultat dann noch als Soku Donau trifft die Blutsauger – wobei der Schwerpunkt natürlich klar bei letzterem liegt.

Wenn man sich den Durchschnitts-Vampirfilm ansieht, merkt man schnell auf welches Zielpublikum dieser ausgelegt ist. Normalerweise hat man da ein junges, gut aussehendes Mädchen, einen unsterblichen Vampir und die Hoffnung auf die große Liebe. Während man bei solchen Filmen auf die Romantik setzt um bevorzugt weibliche Fans ins Kino zu locken ist es bei diesem Film anders. Und so ist der Vampire diesmal eine Frau. Die ist zwar auch auf der Suche nach der großen Liebe, da die gute aber ebenfalls auf Frauen steht, ist knisternde Lesbenerotik vorprogrammiert.

Der Film hat zwar diverse gute Ansätze, zieht aber die wenigsten konsequent durch. Die Romantik, obwohl schon zu Beginn des Filmes ein Thema, geht irgendwie unter, und das Blut wird meistens nur eisgekühlt aus Gläsern getrunken. Hier hat man offensichtlich versucht es zu vielen Leuten recht zu machen, wobei der Schuss nach hinten los gegangen sein dürfte. Was mir jedoch sehr gut gefallen hat, war die stimmige Atmosphäre des Berliner Nachtlebens, die den Zuschauer regelrecht in seinen Bann zieht. Dazu passt auch der erstklassige Techno-Soundtrack der für Stimmung sorgt.

Was die bildtechnische Inszenierung betrifft, ist „Wir sind die Nacht“ klar eines der besseren Beispiele der deutschen Filmindustrie. Auch wenn gewisse Szenen manchmal etwas konfus geschnitten wirken, hat man beim Sehen des Films das Gefühl, ein zu einem Film gewordenes Hochglanzmagazin zu bewundern – was nicht zuletzt an einem entsprechenden Budget liegen dürfte. Hier hat Regisseur Gansel wieder einmal sein Können unter Beweis gestellt.

Die Schauspieler machen ihre Sache unter den gegebenen Umständen gut. Bei Karoline Herfurth, die man vielleicht noch aus „Das Parfum“ kennt, hat man es allerdings am Anfang etwas mit der Maske übertrieben. Da sieht sie nämlich aus als hätte sie einen unglaublichen Schlaf und Koksentzug hinter sich. Zwar wird so die Verwandlung noch deutlicher, auf Grund dessen wirkt ihre Rolle aber am Anfang doch sehr künstlich. Nina Hoss wirkt zwar überzeugend in ihrem Part, man hat aber so manchen Moment lang das Gefühl, als wäre sie etwas unterfordert.

Leider ist ein deutscher Blockbuster selten geworden. Alleine aus diesem Gesichtspunkt könnte man diesem Vertreter eine Chance geben – immer in dem Bewusstsein, dass er halt nur deshalb etwas Besonderes ist, weil „made in Germany“ draufsteht. Ich persönlich würde mir mehr solche Filme wünschen, denn die guten Ansätze sind vorhanden und die Idee ist an und für sich ausbaufähig.

Unter diesem Gesichtspunkt bekommt „Wir sind die Nacht“ 7/10 Empfehlungspunkte.


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