Killing Season (Filmkritik)

Der Kriegsveteran Benjamin Ford (Robert De Niro) hat im Bosnischen Krieg einiges gesehen und getan, was er nie wieder aus seinem Kopf bekommen wird. Er fristet daher ein ruhiges Einsiedlerleben in einer abgelegenen Waldhütte, vernachlässigt den Kontakt zu seinem Sohn Chris (Milo Ventimiglia) und hat seinen Enkel, dessen Taufe kurz bevorsteht, noch nie zu Gesicht bekommen.

Als der Serbe Emil Kovac (John Travolta) scheinbar zufällig in sein Leben tritt, entwickelt sich zunächst eine Freundschaft, gefüllt mit schmerzhaften Erinnerungen an vergangene Kriegszeiten. Als Emil jedoch seine wahren Beweggründe für das von ihm genau durchgeplante Treffen der beiden Männer offenbart, geht es für Benjamin plötzlich wieder um Leben und Tod. Kann er seinen alten Kampfgeist erneut mobilisieren und wenn ja wird er dadurch wieder zu dem Monster, zu dem ihm der Krieg damals werden hat lassen?

Killing-Season

Ursprünglich hieß dieses Projekt „Shrapnel“ (auf deutsch: Granatsplitter), spielte im Jahre 1970 und Travolta sollte als Gegner nach John Woo´s „Face/Off“ zum zweiten mal Nicolas Cage heißen. Nachdem sich einiges geändert hatte, wurde Cage schließlich durch De Niro ersetzt und Regisseur John McTiernan (Predator, Stirb Langsam) wich Mark Steven Johnson. So konnte man immerhin mit dem Sager „Vom Regisseur von „Daredevil“ und „Ghost Rider“ werben, auch wenn das für einige wohl gegen den Film sprechen wird, aber Negativwerbung, ist ja bekanntlich die beste Form der Vermarktung.

Herausgekommen ist dabei leider ein halbgarer Mix, der für einen Kunstfilm bzw. ein Drama zu einfach und offensichtlich funktioniert, für einen reinen Actionthriller-Genrefilm dann aber doch zu ambitioniert daherkommt. Dass dies so ist liegt für mich vor allem am Drehbuch, dass in einige auch durchaus interessante und komplexere Bereiche vordringt, doch immer rechtzeitig dann einen Rückzieher macht, wenn es richtig unangenehm werden würde.

Optisch kann man dem Film aber keinen echten Vorwurf machen. Die Landschaftsaufnahmen sind wunderschön, der Wald als Schauplatz der Menschenjagd wirkt kalt und unwirtlich und die Actionszenen sind übersichtlich gefilmt. Musikalisch überzeugt der amerikanische Cellist und Songwriter Ben Sollee mit einigen wirklich emotionalen Songs, die sowohl das Zurückblicken und das Auseinandersetzen mit der Vergänglichkeit der beiden alternden Protagonisten, als auch das „Eins werden mit der Natur“ gekonnt widerspiegeln.

Dazu passend gefällt mir auch die Psychoebene, auf die der frühere Titel des Filmes anspielt. Ford hat als Metapher für seinen psychischen Schmerz einen Granatsplitter im Bein, der ihm ständig weh tut, was nur mittels Schmerzmittel erträglich bleibt. Operieren ist dabei aber keine Option für ihn, da er diese Ebene seines Leidens scheinbar für nötig erachtet oder sogar braucht um Weitermachen zu können.

Viel liegt bei so einem, sehr stark auf zwei Personen zugeschnittenen Film, natürlich an den beiden Darstellern und auch hier bin ich nicht 100 prozentig überzeugt worden. Robert De Niro (Silver Linings Playbook, Killer Elite) spielt seine Rolle sehr gekonnt und unheimlich routiniert, was aber mit der Zeit einen gewissen „auf Autopilot spielenden“ Beigeschmack bekommt. Unsicherheit, Schmerz, Wut, Trauer, alle Emotionen glaubt man ihm doch irgendwie wirkt er so, als hätte er damit schon abgeschlossen und wäre mit seinen Gedanken schon einen Schritt weiter.

John Travolta (Savages, From Paris With Love) hat seine besten Zeiten (inklusive Comebacks) nun auch schon einige Zeit hinter sich und bei seiner aktuellen Rolle spiegelt sein nicht ganz konsequent gesprochener serbischer Akzent (hin und wieder rutscht ihm ein doch ziemlich amerikanisch klingendes Wort heraus), genau mein Grundproblem mit ihm wieder: ich hab keine Ahnung, ob er nun wirklich gut ist oder einfach immer nur in leicht abgewandelter Form den selben Typen spielt. Oder ist er so und spielt nur sich selbst? Keine Ahnung aber auch er hat hier durchaus seine Momente und ist die spannendere weil extremere Figur.

Somit ist dies ein Film geworden, der weder als reiner Abenteuerfilm Neues bieten kann, noch als anspruchsvolles Erlebnis in irgendeiner Weise den Zuschauer fordert. Auch wenn das nun als Resümee paradox klingen sollte aber genau im Mix dieser beiden Elemente liegt der dann doch vorhandene Reiz an der Sache, auch wenn durchaus mehr drinnen gewesen wäre und das Ganze – wie zu Beginn schon erwähnt – nicht durchgehend überzeugend inszeniert ist.

„Killing Season“ bekommt von mir 5,5/10 in der Natur und mittels der notwendigen Gewalt grundlegende Differenzen beseitigende Empfehlungspunkte.


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