The Following (Serienkritik)

Joe Carroll (James Purefoy) ist ein charismatischer Serienkiller, der seine weiblichen Opfer im Namen seines großen Vorbildes, dem Schriftsteller Edgar Allan Poe, auf grausame Weise aus dem Leben befördert. Nachdem er schließlich nach einenhalb Jahren endlich vom FBI Agenten Ryan Hardy (Kevin Bacon) erwischt und hinter Gitter gebracht wurde, wartet er als anscheinend braver Mustersträfling, geduldig auf die Vollstreckung seines Todesurteils.

Als Carroll Jahre später aus dem Gefängnis ausbricht, wird der mittlerweile suspendierte Hardy wieder aus dem Ruhestand geholt, um in beratender Funktion den ermittelnden Beamten beizustehen. Schnell wird klar, dass es der Mörder auf Sarah Fuller (Maggie Grace) abgesehen hat, die einzige Dame, die ihm damals dank Hardys Hilfe entkommen konnte. Dies ist jedoch erst der Anfang eines raffiniert ausgeklügelten Masterplans, den Carroll sich ausgedacht hat und in dem Hardy die Hauptrolle übernehmen soll.

The Following TV Show Cast

Serienerfinder Kevin Williamson wurde vor allem als Drehbuchautor von einigen Horrorfilmen bekannt. Neben denn vier „Scream“ Teilen, „Faculty“ oder „Ich weiß was du letzten Sommer getan hast“, ist er in den letzten Jahren aber vor allem im Bereich der breiten Serienlandschaft (zuletzt „The Vampire Diaries“) tätig, ebenfalls in der Funktion des Geschichtenerfinders. Mit seiner neuesten Kreation fand er im Sender FOX schnell einen Partner und mit Kevin Bacon, der schon seit Jahren ein passendes Serienprojekt für sich gesucht hatte, konnte gleich auch noch sein absoluter Wunschkandidat für die positive Hauptrolle gewonnen werden.

Ich werde das Negative gleich mal zu Beginn ansprechen, da das Positive hier doch klar überwiegt. Einen gebrochenen Antihelden, der nur mit regelmäßigem Alkoholkonsum sein Leben aushält, seine Tage verschläft und sein gesamtes Dasein an sich ohne Antrieb fristet. Da kommt plötzlich der Anruf seines früheren Bosses für einen Job, den natürlich nur er lösen kann. Diese Grundidee ist in etwa genau so innovativ wie die Tatsache, dass die Wahl des Bösewichts, Edgar Allen Poes Phantasien als Vorbild für seine Morde zu nehmen, recht viel klischeehafter oder nett ausgedrückt klassischer nicht sein könnte.

Was dann aber doch wieder neu ist, ist die titelspendende Ausgangslage, die in der eben in Amerika ausgestrahlten ersten Episode sehr eindringlich vorgeführt wurde. In den Jahren im Gefängnis hat Bösewicht Carroll sich nämlich mit Hilfe des Internets und seiner einnehmenden Persönlichkeit, eine nicht wirklich genauer zählbare Anzahl von ihm folgenden Nachahmungstätern geschaffen. Die folgen ihm uneingeschränkt aufs Wort und helfen dabei, seine bis weit in die Zukunft reichenden Pläne durchzuführen. Was das genauer heißt, bekommt man ansatzweise bereits am Ende der Pilotfolge zu sehen.

Düster, trostlos und ohne jeglichen Humor präsentiert sich hier eine neue Serie, die durchaus das Potential erkennen lässt, sich nach mehreren Folgen vom Einheitsbrei von thematisch ähnlich gelagerten Shows abheben zu können. Die eiskalte Brutalität von einigen Szenen ist dabei für weniger geübte Genrefans wohl schwerer zu verdauen, doch werden diese Momente nicht zu inflationär eingesetzt und verkommen nie zum Selbstzweck. Von der technischen Seite leistet sich das gesamte Team hier keine Patzer.

Besonders stark sind auch die beiden Darsteller, die man für die zwei Hauptrollen engagieren konnte. Sowohl Kevin Bacon (Super, Elephant White) als auch James Purefoy (Solomon Kane, Ironclad) können ja so ziemlich alles spielen. Genau darum hätte ich mich hier, bevor ich mehr über diese Serie wusste, nicht zu sagen getraut, wer nun welche Rolle übernehmen würde. Nun, am Ende ist die Wahl die getroffen wurde, die richtige gewesen. Genau wie Batman den Joker braucht, so benötigt Bacons Figur die von Purefoy, um endlich wieder einen Lebenssinn zu haben. Dabei leidet er mit jedem neuen Opfer mit, und sein Gegenspieler geniesst dies mittels seiner genüsslich manipulativ zelebrierten Überlegenheit.

In weiteren Rollen überzeugen Shawn Ashmore (Mother´s Day) als cleverer Jungspund im Ermittlerteam und Natalie Zea als Exfrau von Purefoy, zu der auch Bacons Figur eine komplexere Beziehung hat. In der ersten Folge als Gaststar ist Maggie Grace (Malice in Wonderland, Faster) mit dabei, die traumatisiert und mit der Situation überfordert, wieder mal den Beschützerinstinkt in sämtlichen männlichen Zusehern wecken wird.

Insgesamt eine spannende, düstere und brutale Serie, die sich durchaus zu einem Highlight entwickeln kann. Nachdem die beiden Hauptdarsteller für sieben Staffeln unterschrieben haben, müssen nun nur mehr die Quoten stimmen (und hoffentlich auch die Drehbücher, denn nur wegen den Schauspielern werden auch Fans nicht ewig zusehen), dann werden die „Follower“ dieser Show, bald so zahlreich sein wie die des Killers.

The Following bekommt von mir 7/10 den komplexen Gesamtplan nie, oder wenn dann nur viel zu spät durchschauende Empfehlungspunkte.


3 thoughts on “The Following (Serienkritik)

  1. Ich fand die ersten beiden Folgen durchaus gelungen, kann mir aber nicht vorstellen, wie man die Geschichte über 7 Staffeln ausdehnen will. Irgendwann wird doch wohl das Konzept „Jeder ist verdächtig“ auch einmal unglaubwürdig. Aber für die nächsten Folgen werde ich sicher wieder einschalten.

  2. So, hier endet nun auch meine Darkagent-Blog Aufholjagd *lach*.
    Ja, The Following, also mir gefällts wirklich sehr gut. Das, was du auch als Negativpunkt mit dem gebrochenen Helden ansprichst, hat sich ja jetzt im Verlaufe der Folgen etwas gegeben, das ist mir in den ersten beiden Episoden auch etwas sauer aufgestoßen, weil die Dramatisierung von Kevin Bacons Figur einfach ein bisschen zu viel des Guten war.
    Jetzt sind es eher andere Dinge, die ich kritisieren würde, das F.B.I. stellt sich beispielsweise wirklich dämlich an. Und es wird natürlich immer unglaubwürdiger, was Joe Carroll von seiner Gefägniszelle alles so organsiert hat. Und argh, ich bin halt kein Freund von Rückblenden.

    Dafür wird die Situation mit Emma jetzt auch immer interessanter. Also die Serie hat absolut ihren Reiz, und ich freue mich auf jede weitere Folge, insbesondere eben auch weil ich den kompletten Cast – nicht nur Bacon und Purefoy – herausragend finde.

    Ich lese oben in den Kommentaren was von sieben Staffeln? Soll das so vorgesehen sein? Die zweite ist ja bereits bestätigt, schon da frage ich mich, wie lange man dieses Katz- und Maus-Spiel durchhalten kann. Carroll kann ja auch nicht durchweg seine Ex-Frau oder seinen Sohn als Druckmittel benutzen, und das F.B.I. muss irgendwann mal nen guten Tag haben, sonst verkommen sie komplett zur Lachnummer.

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