Spy Kids: Alle Zeit der Welt – All the Time in the World 4D (Filmkritik)

Marissa (Jessica Alba) ist eine der besten Spione der Geheimorganisation OSS. Ihr Ehemann – der blöderweise eine Fernsehshow moderiert, in der Spione gejagd und deren Identität aufgedeckt wird – und ihre beiden Stiefkinder Rebecca und Cecil, wissen nichts von ihrem gefährlichen Job. Nachdem sie die Pläne eines irren Bösewichts namens Tick Tock vereitelt hat und am selben Tag auch noch ihre Tochter auf die Welt kommt, begibt Marissa sich in den Ruhestand, um sich endlich mehr um die Familie kümmern zu können.

Ein Jahr später wird Marissa unerwartet von ihrem ehemaligen Boss Danger D´Amo (Jeremy Piven) wieder reaktiviert, da Tick Tock ausgebrochen ist und mit seinem Boss Time Keeper zusammen die gesamte Menschheit bedroht. Mit Hilfe einer einzigartigen Maschine ist es ihnen möglich, die Zeit immer weiter zu beschleunigen. Kann Marissa die Schurken stoppen bevor die Zeit abgelaufen ist und wenn ja, was wird ihre Familie zu ihrem Geheimnis sagen, wenn sie dahinterkommt?

Spy Kids 4 Film

Robert Rodriguez ist ein Mann, der alles kann. Drehbuch schreiben, Musik komponieren, als Kameramann fungieren, den Film schneiden, an den Spezialeffekten arbeiten, produzieren und Regie führen. Es gibt wie gesagt so gut wie nichts, was er bei der Produktion seiner Filme noch nicht selber gemacht hat. Neben seinen nicht gerade jugenfreien Action- und Horrorfilmen („Desperado“, „From Dusk Till Dawn“, „Sin City“ um nur ein paar zu nennen), die nicht selten auch mit der Hilfe seines Kumpels Quentin Tarantino entstanden sind, ist er auch bekannt dafür, gerne mal den einen oder anderen Film für seine Kinder (siehe „The Adventures of Sharkboy and Lavagirl“ oder „Shorts“) zu drehen.

Genau darum entwickelte er in den Jahren 2001 bis 2003 seine Spy Kids Triologie. Neben den Stars aller drei Filme: Antonio Banderas (The Big Bang) und Carla Gugino (Sucker Punch), hatten bei den drei Teilen auch bekannte Gesichter wie Alan Cumming, Tony Shalhoub, Robert Patrick, Danny Trejo, Steve Buscemi, Salma Hayek und Sylvester Stallone ihre Auftritte. Zusätzlich wurden Alexa Vega und Daryl Sabara – die Spy Kids persönlich – zu Jungstars in Hollwood.

Ok, die Spy Kids Filme sind klar für Kinder gemacht. Quietschbunt, kindisch, chaotisch und randvoll mit Schauspielern, von denen man bei jedem einzelnen die pure Freude dabei sein zu dürfen, erkennen kann. Warum hat sich Rodriguez nun acht Jahre nach dem dritten Teil gedacht, es ist Zeit für eine Neuauflage, obwohl schon bei den vorigen Abenteuern die Kritiken mit jedem Teil schlechter wurden? Angeblich hat ihn ein Erlebnis am Set seines Filmes „Machete“ dazu inspiriert, als Jessica Alba im vollem Kostüm und zwischen zwei Szenen, dei volle Windel ihrer damals einjährigen Tochter gewechselt hat und dabei darauf achten musste, ja nicht selbst schmutzig zu werden. Rodriguez hatte angeblich daraufhin gesagt: „Wie wäre es mit einer Spy Mum?“, und schon war die Idee geboren.

Geworden ist Spy Kids 4D – bei dem es im Kino sogenannte Aroma-Scope Karten gegeben haben sollte, an denen man bei gewissen Szenen daran kratzt und so sozusagen riechen kann, was die Personen im Film vor die Nase gesetzt bekommen – ein ziemlich kindischer Blödsinn mit viel Fäkalhumor, bei dem sich Kinder unter zehn Jahren sicherlich köstlich unterhalten werden. Obwohl, es gibt da ein paar Sachen, die die lieben Kleinen nicht verstehen werden, aber dazu später mehr. Bis oben hin angefüllte Kotztüten, volle Windeln und Babypuder werden hier als Waffen eingesetzt und ein pfurzendes Baby muss mehr als einmal dafür herhalten, um für (unlustige) Situationskomik zu sorgen.

Klares Highlight des Filmes ist der von Ricky Gervais (Lügen macht erfinderisch) gesprochene Roboterhund Argonaut, der mit seinen sarkastischen Sprüchen für einiges Schmunzeln sorgt, besonders wohl bei den Erwachsenen, da Kinder da noch nicht alles mitbekommmen werden. Das ist aber egal, denn die teilweise sicherlich absichtlich schlechten Effekte beim ständigen Actiongewitter, lassen den Zuschauer sowieso nie zur Ruhe bzw. zum Nachdenken kommen. Das ist auch gut so, denn war der erste Spy Kids noch als Satire mit echten Charakteren und einer doch erkennbaren Handlung angelegt, funktioniert dieser vierte Teil nur mehr als „Chaos-Instant-Trip“. Ähnlich wie bei einer Achterbahnfahrt nach der einem schlecht ist und man sich vornimmt, sowas nie wieder zu machen. Bis zum nächsten Mal eben, wenn man es dann trotzdem wieder macht.

Das ist jetzt wohl für viele überraschend aber Jessica Alba fand ich hier echt gut. Wenn sie völlig ernst ihre Sprüche ablässt und als übercoole Karikatur einer modernen Hollwoodactionheldin durch die Gegend hechtet, dann macht das einfach Spaß. Den hatte auch sichtlich Jeremy Piven, der gleich in mehrern Rollen seinen Hang zur infantilen Theatralik an den Tag legen kann. Ansonsten gibt es ein nostalgisches Wiedersehen mit den Original Spy Kids Alexa Vega und Daryl Sabara, und Danny Trejo hat einen „blinzel und er ist wieder weg“ Minicameoauftritt. Die beiden Kinderdarsteller fand ich hingegen nur wenig überzeugend, da gibt es einige andere die besser sind, aber das kann bei deren sehr jungem Alter mit der Zeit sicherlich noch werden.

Obwohl auch Werte wie Familie, Zusammenhalt und sich Zeit für geliebte Menschen nehmen ein Thema sind, kann man Spy Kids sicher nicht als pädagogisch wertvoll bezeichnen. Eher schon als „Dirty Fun für Kids“, die dabei wohl uneingeschränkte Freude haben werden. Sicherlich waren die ersten drei Spy Kids Filme besser doch Rodriguez dürfte seine Ziel erreicht haben: bei Kosten von 27 Millionen und einem weltweiten Einspiel von 70 Millionen, muss man sich über schlechte Kritiken und gelangweilte Erwachsene wohl keine Sorgen mehr machen. Auch ich werde diesen Film seinem Schöpfer sicherlich nicht übel nehmen, doch jetzt wäre wieder ein Sin City Teil nötig Herr Rodriguez, sozusagen als Ausgleich.

Spy Kids: All the Time in the World 4D bekommt von mir 4/10 kindisch überdrehte, perfekt für die Zielgruppe produzierte Empfehlungspunkte.


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