Best Of Worst Case: Arachnid (Filmkritik)

Als die toughe Pilotin Loren Mercer (Alex Reid) vom Ex-Marine Valentine (Chris Potter) engagiert wird, um mit ihm, ein paar Ärzten und ein paar Eingeborenen, auf eine entlegene Insel zu fliegen, um das Gegenmittel bzw. die Ursache für eine seltsame Krankheit zu finden, ahnt sie noch nicht, dass sie sich ihrer größten Angst stellen muss. Denn Mercer hasst Spinnen. Und nichts anderes ist es, welche den Virus durch einen Biss verteilt. Allerdings ist die Spinne nicht nur riesig, sie ist noch dazu nicht von dieser Welt. Denn was Mercer nicht weiß: Ihr Ex-Freund, der auf einem geheimen Testflug verloren ging, ist genau über dieser Insel mit einem Ufo kollidiert, welches im Dschungel zu Bruch ging und ein paar gefangene Alien-Spezies freisetzte …

Arachnid

Eigentlich sollte man meinen, dass ein Film von Jack Sholder nicht so schlecht sein kann, zumindest wenn man „The Hidden“ gesehen hat (unter anderem mit Kyle MacLachlan, durch „Twin Peaks“ berühmt geworden). Aber seine folgenden (und vorhergehenden) Filme, wie der grottenschlechte „A Nightmare On Elm Street 2“, sind nicht gerade Meisterwerke. „Arachnid“ ist 2001 gedreht worden und zwar mit einem Budget von einer guten halben Million Dollar. Wenn man das im Hinterkopf behält, ist „Arachnid“ ein ziemlich guter Film geworden. Zumindest von den Effekten her.

Die wichtigste Information für potentielle Seher ist sicherlich, dass die ersten paar Minuten nicht den restlichen Film repräsentieren, denn gerade die Effekte zu Beginn sind … wie sage ich es nett? Nun ja: Erbärmlich. Die CGI-Flugzeuge/Wasserwelle/Delphin/Alien-Effekte sind unter jeder Kritik. Da ist/war „Mega Shark“ noch besser und das will was heißen. Die Dramaturgie/Handlung bleibt allerdings gleich schlecht, was aber egal ist, da der Grund für den Trip völlig uninterssant ist. Der Film an sich dreht sich sehr schablonenhaft nur darum, wer überlebt und wer nicht.

Sobald die ganze Truppe erstmals auf der Insel gelandet ist, geht dann doch relativ rasch die Post ab und um den Gore-Faktor braucht man keine Angst zu haben. Spinnen, die unter die Haut kriechen, ein Mann, der handballengroße Krabbeltiere auskotzt und so ziemlich alles andere an schlimmen Dingen, die man sich vorstellen kann, passieren. Und die handgemachten Effekte, Puppen und Make-Up-Effekte überzeugen zum größten Teil, so dass sich „Arachnid“ fast wie ein richtiger Horrorfilm anfühlt.

Warum nur fast? Die Antwort liegt wie so oft bei zwei Dingen: Einerseits die Schauspieler, deren Spiel von okay (Alex Ried) über „Overacting“ (Ravil Isyanov) bis hin zu „Bitte geh aus dem Bild“ (Rocqueford Allen) reicht und andererseits am Drehbuch, das ein klares, voraussehbares Szenario entwirft, in welchem keine Twists zu erwarten sind und die Überraschungen sich maximal auf die schlechten Dialoge beziehen.

Die Szenen sind zwar immer klar in dem was gerade passiert, aber nicht sehr stimmig mit sich selbst. Ein Beispiel: Speichel tropft von oben auf den Hut eines Forschers. Eklig. Nach gefühlten Minuten „Spannung“ (so man es so nennen mag) und 2 kg Speichel auf dem Hut, beginnt dieser Speichel sich plötzlich durch den Stoff des Huts zu fressen. Warum er das erst so spät macht und nicht gleich beim ersten Kontakt weiß ich nicht.
Wieder andere Szenen sind in dem was sie zeigen nicht logisch: Als zum Beispiel zu Beginn des Films UFO und Jet kollidieren, stürzen die beiden ab und landen auf der Insel. Nur … bei den Flugaufnahmen vorher, bei denen man interessanterweise den Horizont ganz klar zeigt, ist nirgendwo, nicht im entferntesten Hintergrund eine Insel zu sehen …
Aber wie bereist bei anderen Filmen erwähnt: Um Kontinuität und Logik sollte man sich bei so einem Film eh nicht großartig kümmern.

Was den Film trotzdem sehenswert macht ist zum einen Alex Reid (aus „The Descent“), die einfach süß genug ist, dass man ihr zwei Stunden lang zusieht (auch wenn man ihr die harte Pilotin zu keiner Sekunde abkauft), genauso wie Chris Potter (übrigens der Sohn von Caine, in der Serie „Kung Fu“ mit David Carradine), den ich zwar nicht süß finde, der aber in jeder Szene so wirkt, als würde er gleich lauthals loslachen und allein damit schon für Unterhaltung sorgt. Und zum anderen sind es die genannten Spezial-Make-Up-Effekte und Puppen/Roboter, die bei vielen der Spinnen/Aliens/Wunden zum Einsatz kommen und wirklich eklig aussehen bzw. dank Steve Johnson sehr gut gemacht wurden. Dass trotzdem manche Szenen wirken wie aus einem jahrealten „Stop Motion“-Film (ich sage nur Verfolgungsjagd und die Spinne läuft an der Decke entlang), tut der Unterhaltung keinen Abbruch, sondern unterstreicht nur das „geringe“ Budget des Films.

Womit sich der Film selbst keinen Gefallen tut ist die Abwesenheit von Humor. Über lange Strecken hinweg versucht der Film ein „richtiger“ Horrorfilm zu sein und eher durch brutale Szenen und Spannung überzeugen zu wollen, was aber leider aufgrund der genannten Drehbuch/Schauspiel-Schwächen nicht gelingen mag und eher witzig wirkt. Hätte man mehr Selbstironie gezeigt, oder mehr witzige Szenen eingebaut (Mercer und Valentine bleiben aneinander kleben als Valentine sie aus einem Spinnenloch rettet), wären die schlechten Momente der Effekte weniger wichtig geworden und die fehlende Spannung nicht so aufgefallen. Da sich der Film leider allzu ernst nimmt und eher unfreiwillig komisch wirkt, verfehlt man das „Horrorkomödien“-Publikum (dafür ist er streckenweise zu brutal) und auch das Gore-Publikum (dazu ist er zu unfreiwillig komisch).

Einen Bonuspunkt bekommt der Film von mir für die „amerikanischste Antwort“, die je in einem Film vorgekommen ist: auf die Frage von Mercer, warum er so viele Waffen dabei hat, meint Valentine: „The more guns I have, the safer I feel“.

Inklusive diesem Punkt bekommt Arachnid von mir -7 von -10 alienartig verformten Spinnenpunkten.


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